Im Herzen der Hauptstadt
Plaza Mayor in Madrid wird 400 Jahre alt – Die bewegte Geschichte eines belebten Platzes
Kein anderer Platz in Madrid lockt so viele Schaulustige wie die Plaza Mayor im Zentrum der Hauptstadt. Unter Säulengängen verstecken sich Boutiquen, Tapas-Bars und Paella-Restaurants, darüber ragen prächtige, vierstöckige Gebäude auf, und in der Mitte des riesigen Rechtecks thront eine Reiterstatue von König Felipe III. Mehr als zehn Millionen Menschen flanieren jährlich über das mehrfarbige Kopfsteinpflaster der Plaza. „Dieser Ort ist einfach magisch“, schwärmen Sandra und Roberto aus Argentinien.
Die kunstvoll bemalte „Casa de la Panadería“(Haus der Bäckerei) an der Nordseite und gegenüber die dunkelrote „Casa de la Carnicería“(Haus der Fleischerei) zählen wohl zu den schönsten Fotomotiven Madrids. In diesem Jahr feiert der ebenso riesige wie stimmungsvolle Platz seinen 400. Geburtstag.
400 bewegte und ereignisreiche Jahre waren das. Von Stierkämpfen über Ketzerverbrennungen während der Inquisition bis hin zu höfischen Festen, Hochzeiten und Märkten – die Plaza wurde schon für jeden denkbaren Zweck genutzt. Drei Mal brannte es zudem, am schlimmsten im Jahr 1790, als ein Drittel des Platzes den Flammen zum Opfer fiel.
„Solche Feuer waren nicht ungewöhnlich, weil die Häuser aus Holz gebaut sind“, sagt Blanca Hernández, die seit 30 Jahren als Touristenführerin in der Metropole arbeitet. Und die Bürger kochten und heizten damals mit offenem Feuer. Aber immer wurde die Plaza wieder aufgebaut, überstand die Zeichen der Zeit und wird zum runden Jubiläum mit zahlreichen Aktivitäten geehrt.
Mit 129 mal 94 Metern ist die Plaza Mayor größer als ein Fußballfeld. „Die erste Reaktion der Besucher ist meist Überraschung“, erzählt Hernández. „Was die meisten erstaunt, ist, dass sie aus kleinen Gässchen kommend plötzlich auf einem so weiten Platz stehen.“Dann mache sich Begeisterung breit, weil die Plaza Mayor einfach wunderschön sei – und zudem immer voller Trubel, voller spanischer Lebensfreude.
Der Platz in seiner heutigen Form wurde über der Plaza del Arrabal erbaut, dem Hauptmarkt der Kleinstadt Madrid, bevor sie Sitz der Könige wurde. Als der Hof 1561 von Toledo nach Madrid verlegt wurde, begann unter Felipe II. der Umbau. 1617 soll der Architekt Juan Gómez de Mor von Felipe III. den Auftrag erhalten haben, den neuen Hauptplatz – so die deutsche Übersetzung von Plaza Mayor – endgültig fertigzustellen. Einen genauen „Jahrestag“gebe es also nicht, sagt Hernández.
Das offizielle Programm, das kürzlich von der Stadtverwaltung vorgestellt wurde, sieht neben Konzerten, Barock-Festen, Kinovorführungen und Theaterdarbietungen auch einen Maskenball vor: Pünktlich zum Karneval, am 25. Februar, sollen auf der Plaza die Narren tanzen.
Es ist immer etwas los
„Unser Ziel ist es, dass jeder, der nach Madrid kommt, weiß, dass auf der Plaza Mayor immer etwas los ist“, betont Carlos Sotos, der Sprecher des Vereins „Freunde des 400. Jahrestages der Plaza Mayor“. Der Platz solle zu einem „Themenpark“werden, einem vielfältigen Kulturraum, in dem es permanent Programm gebe.
Aber auch ohne Jubiläum beherbergt die Plaza bereits seit vielen Jahren regelmäßige Veranstaltungen, wie etwa den berühmten sonntäglichen „Mercado de Monedas y Sellos“, bei dem unter den Arkaden Münzen und Briefmarken feilgeboten werden, oder den „Mercadillo de Navidad“.
Kurz nach Sonnenuntergang, wenn auf dem Platz die Lichter angehen und am dunkelblauen Himmel die ersten Sterne aufziehen, macht sich eine stimmungsvolle Atmosphäre breit. Weingläser klingen, Schinkenplatten werden gereicht, Straßenkünstler geben sich ein Stelldichein. Der Trubel dauert – wie in Madrid üblich – bis in die frühen Morgenstunden.
Wenn dann die Restaurants und Bars schließen, bekommt die Plaza Mayor noch einmal ein ganz eigenes Flair. „Dann gefällt es vielen Touristen am besten, wenn es Nacht wird und der Platz ganz leer und still ist“, sagt Stadtführerin Hernández. „Dann scheint man in einer anderen Zeit angekommen zu sein und hat nicht mehr das Gefühl, sich im Madrid des 21. Jahrhunderts zu befinden.“