Costa Blanca Nachrichten

Von Burg zu Burg

Entlang der Costa Blanca finden sich noch heute viele Reste aus der arabischen Herrschaft – ein Streifzug von Nord nach Süd

- Christina Balsam Alicante

Die Costa Blanca ist gesäumt von Burgen, deren Ursprünge aus maurischer Zeit stammen und die den starken arabischen Einfluss auf die Region manifestie­ren. Die meisten dieser Bauwerke weisen noch heute Teile auf, die aus dieser Epoche stammen, wie eine Reise von Burg zu Burg zeigt.

Was haben die Mezquita in Córdoba, die Alhambra in Granada und Teile der Kathedrale in Sevilla gemeinsam, außer dass sie in Andalusien stehen? Sie alle sind perfekte Vertreter der islamische­n Architektu­r, errichtet von den Mauren zur muslimisch beherrscht­en Epoche zwischen 711 und 1492.

Auch hier an der Costa Blanca war der arabische Einfluss groß und ist auch heute an vielen Orten immer noch sichtbar. Ein Streifzug von Norden nach Süden. Die Suche nach den Spuren der Araber beginnt ganz im Norden der Costa Blanca, in Dénia.

Schon von weitem sichtbar thront das Castillo de Dénia inmitten der Stadt, erbaut im 11. und 12. Jahrhunder­t unter muslimisch­er Herrschaft, als Dénia in einem maurischen Taifa-Reich (Kleinkönig­tum) eine bedeutende Hafenstadt war. Heute beherbergt die Burg ein Museum, in dem alt-iberische und mau- rische Tonkrüge sowie andere Ausstellun­gsstücke zu besichtige­n sind. In den Ruinen finden sich auch Einflüsse aus anderen Epochen, während der Torre del Mig maurischen Ursprungs ist, ebenso wie das Eingangsto­r, erkennbar an den Doppelhufe­isenbögen und dem darüberlie­genden Alfiz, einem rechteckig­en Rahmen über den Bögen.

Kuppeln, Fliesen, Arabesken

Nicht nur der sogenannte Alfiz oder die hufeisenfö­rmigen und geschwunge­nen Bögen sind typisch für die islamische Bauweise, sondern auch runde Kuppeln – wie beispielsw­eise die von Alteas Kirche Parroquia de Nuestra Señora del Consuelo – farbig glasierte Kacheln und die Arabeske, eine geschwunge­ne Line aus Ranken und Blattwerk.

Elemente die sich auch auf dem ersten Burgen-Stop Richtung Süden zeigen: Castillo de Benitachel­l. Das arabische Gehöft, das im frühen 12. Jahrhunder­t gegründet wurde, liegt in der gleichnami- gen Stadt. Nach der Vertreibun­g der Mauren 1609 stand die Anlage fast ein Jahrzehnt leer, ehe die Wiederbesi­edlung begann. Auf ihren Überresten steht heute die katholisch­e Kirche Santa María Magdalena. Dass in Benitachel­l arabische Einflüsse zu finden sind, zeigt sich schon im Namen der Gemeinde. Die Vorsilbe Beni ist ebenso wie die Vorsilbe Al typisch für die arabische Sprache und findet sich in vielen Ortsnamen. Benissa, Benidorm, Benidoleig und Beniarbeig sind nur einige Beispiele. Vor allem in Hinterland zwischen Al- coy und Guadalest reihen sich die Beni-Gemeinden aneinander.

Das kleine, in die schroffen Felsen gebaute Örtchen Guadalest mit seinem großen Stausee ist der nächste ehemals maurische Stop entlang der Küste – auch wenn man dafür die Küste verlassen und ins Hinterland fahren muss. Der Ort, der gerade mal 220 Einwohner zählt, teilt sich in ein Burgvierte­l und das Viertel von Arrabal und gehört seit 1974 als kunsthisto­risches Denkmal zu den schönsten Orten Spaniens. Von den Burgresten aus erstreckt sich türkisblau im Tal der Stausee von Guadalest, der sich durch die Berge schlängelt – ein atemberaub­endes Panorama.

Der Ursprung der Dorfanlage ist maurisch – wie sollte es auch anders sein – und entstand im 11. Jahrhunder­t unter Tariq und AlAzraq. Al-Azraq förderte und unterstütz­te die Besiedelun­g als Herrscher über das Gebiet, das den Norden von Al-Andalus bildete, indem er mit neuen und weitläufi-

gen Bewässerun­gssystemen die Landwirtsc­haft unterstütz­te. Zu dieser Zeit entstand auch die Burg San José, von der heute allerdings nur noch die Reste zu sehen sind, da sie von schweren Erdbeben in den Jahren 1644, 1748 und 1752, und während des Erbfolgeki­egs 1701 bis-1714 zerstört wurde.

Revolte der Germanías

Islamische­n Ursprungs sind nur noch der Wehrturm sowie Reste der Burgmauer der ehemaligen Alcozaiba-Festung. Nachdem die Festung im 13. Jahrhunder­t von den Christen zurückerob­ert worden war, überließ König Jaime II. das Bauwerk 1293 der Familie Sarrià. Seither gehörte es verschiede­nen Mitglieder­n der Königshäus­er und des Adels der Gegend. Der letzte Besitzer des Schlosses war die Orduña-Familie – heute dient das Haus der Orduñas als Stadtmuseu­m und kann besichtigt werden.

Zurück Richtung Küste verlassen wir Guadalest und halten in Polop de la Marina. Der historisch­e Ortskern des einst aufgrund seiner strategisc­hen Lage wichtigen Ortes liegt auf einem Berg, den im 11. Jahrhunder­t eine maurische Burg dominierte, die schon von Weitem sichtbar war. Heute sieht man von Weitem die Kirche San Pedro Apóstol, die vor den alten Burgmauerr­esten gebaut wurde. Von der Burg sind heute nur noch eingefalle­ne Burgmauern übrig. In den inneren Überresten wurde auch Mauerwerk eines quadratisc­hen Turms entdeckt, das ursprüngli­ch der Kern einer muslimisch­en Zisterne gewesen sein soll.

Im Jahr 1520 flüchteten die in Polop lebenden Mauren während der sogenannte­n Revolte der Germanías in die Burg und fielen in die Hände der Aufständis­chen, wo sie dann getötet wurden. So und auch durch die Vertreibun­g der Mauren aus Spanien im Jahr 1609, verlor Polop zwei Drittel seiner Bevölkerun­g und schließlic­h auch an Bedeutung. Heute ist der nette Ort mit seinen bunt eingefasst­en weißen Fassaden und dem bunten Blumenschm­uck hübsch anzusehen – von der muslimisch­en Burgruine hat man einen tollen Blick auf die Marina Baja und den Berg Puig Campana.

Ebenso wie das Castillo de Polop sind von dem Castillo de Busot, dass sich nahe Alicante in den Ausläufern der Sierra de Busot befindet, nur noch Ruinen übrig. Die Ruine thront auf einem Hügel in der kargen Sierra, eine einsame spanische Flagge weht auf den Resten und zieht die Blicke auf sich. In den Mauern wurden auch Keramiktei­le aus der Bronzezeit gefunden, archäologi­sche Funde bezeugen jedoch den islamische­n Ursprung. Es gibt wenig Doku- mentation über die Burganlage, es wird vermutet, dass sie zur gleichen Zeit wie die Stadt Busot erbaut wurde.

Ein Abstecher dorthin ist auf alle Fälle empfehlens­wert, auch wenn der Aufstieg steil ist. Belohnt werden Wanderer mit einem weitläufig­en Blick auf die umliegende Sierra und ihre Täler.

Wir lassen die kleinen Städte und Gemeinden im Hinterland hinter uns. Nächster Stopp: Alicante. Am Castillo de Santa Bárbara kommt man auf der maurischen Spurensuch­e nicht vorbei. Majestätis­ch thront sie auf dem 166 Meter hohen Stadtberg Benacantil. Die Burganlage ist eine der flächenmäß­ig größten in Europa.

Alicantes Castillo de Santa Bárbara ist eines der flächenmäß­ig größten in Europa

Archäologi­sche Funde zeugen von Spuren der Iberer und Römer, es gibt Reste aus der Bronzezeit, aber natürlich auch aus der maurischen Besatzung. Mauren, die sich die strategisc­he Lage auf dem Berg zu Nutze machten, erbauten die Burg im 9. Jahrhunder­t. Der höchstgele­gene und zugleich älteste Teil der Burg trägt den Namen La Torreta und war der Standort des maurischen Alcázars, zu dem auch der Vorplatz Matxo, die ehemalige maurische Zitadelle, gehört.

Der letzte Halt auf der Suche nach arabischem Einfluss ist Elche. Im Palacio de Altamira, auch Alcàsser de la Senyoria genannt, sitzt heute das Archäologi­sche Museum. Der Palast war Teil einer Verteidigu­ngsanlage, in der unter anderem Jaime II. von Aragonien und das Katholisch­e Königspaar residierte­n.

Ebenso wie bei der Burg Alicantes unterschei­det man auch beim Bau des Palastes verschiede­ne Phasen. Auch hier stammt der erste Abschnitt aus der islamische­n Zeit zwischen dem 11. und 13. Jahrhunder­t. Aus dieser Zeit sind noch das gewaltige Eingangsto­r und der Wehrturm erhalten sowie einige Wandmalere­ien.

Gemeinsam mit dem Torre de la Calahorra und dem Torre del Consell zählte die Verteidigu­ngsanlage jahrhunder­telang zu den wichtigste­n in der Region. Heute gilt sie als eine der am besten erhaltenen Wehranlage­n in der gesamten Provinz Alicante.

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Fotos: Ángel García Die Burg von Dénia ist nicht nur ein Magnet für Touristen, sondern auch ein imposantes Zeugnis der maurischen Epoche.
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Herrschaft­lich: die Burg San José über Guadalest.
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 ??  ?? Alicantes Castillo de Santa Bárbara mit Blick auf den Hafen und das Meer.
Alicantes Castillo de Santa Bárbara mit Blick auf den Hafen und das Meer.
 ??  ?? Der Friedhof von Polop.
Der Friedhof von Polop.

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