Völlig unsportlich
Es soll ja Schülerinnen geben, die ihr Tennistraining abgebrochen haben, weil sie im Club ein kurzes, weißes Röckchen tragen mussten. Was hat ein Dresscode mit sportlichen Leistungen zu tun?
In erster Linie ist die Auswahl der passenden Kleidung und der schnellsten Schuhe ein kolossaler Brocken für die großen Unternehmen, die uns schamlos suggerieren, dass man ohne das entsprechende Outfit keinen Schritt vorankommt im Leben. Da sorgen feinste Materialien für atmungsfreie Poren und multifunktionale Bestleistungen. Und messen auch noch den Blutdruck. Dabei ist das alles aus Polyester und wenig umweltfreundlich.
Da tut es gut, auch mal von Leuten zu hören, die sich in bequemer Kleidung aus Baumwolle oder noch besser Hanf am Strand treffen, um so eine Art Naturgymnastik zu machen. Durch das Wasser laufen, sich im Sand wälzen, an Bäumen hangeln. Sieht vielleicht nicht so schick aus, wie der zackige Trab auf dem Laufband im Firnesscenter, scheint aber Spaß zu machen und die Gelenke fit zu halten.
Und ganz groß ist die Begeisterung für die 22-jährige Mexikanerin, die den 50Kilometer-Lauf UlltraTrail Cerro Rojo ge- wonnen hat. Die junge Tarahumara-Indianerin lief in einem halblangen, gemusterten Rock, einem T-Shirt, das sie identifizierte, und Sandalen mit einer Sohle aus alten Autoreifen.
Sie und ihre Familie sind passionierte Läufer, sie leben in der bergigen Sierra Tarahumara und die junge Siegerin hütet das Vieh. Dabei läuft sie jeden Tag zehn bis 15 Kilometer. Auch hier also ein naturverbundenes Training an der frischen Luft. Der Internationale Gymnastikverband (FIG) hat gerade in Montpellier einen Hindernislauf organisiert, bei dem das Überspringen von architektonischen Barrieren in Städten auf Olympiatauglichkeit geprüft wird.
Parcour über Bänke und Pflanzenkübel, über Rampen und Treppen. Das sieht sehr lässig aus, vor allem, weil die Jungs ihre ganz normalen Klamotten dabei anhaben. Aber irgendjemand wird schon noch für einen Dresscode sorgen. Darauf kann man wetten.