La Manga bald ohne Dünen
Ökosystem in Gefahr: Umweltorganisation Anse kritisiert Entnahme von Sand auf La Manga
Einfache Maßnahme: Trockenes Seegras in den Buchten liegenlassen
San Javier – sg. Zwischen viel Asphalt und Beton gibt es sie noch, die letzten Sanddünen von La Manga am Mar Menor. Im Norden von San Javier stehen die Überbleibsel von einst 20 Kilometer langen Sandhügeln zwischen dem Mar Menor und dem Mittelmeer. Einige geschützte Pflanzen wie der Meeresspargel haben ebenfalls überlebt. Doch nun könnte es auch dem übriggebliebenen Ökosystem an den Kragen gehen, wie die Umweltorganisation Asociación de Naturalistas del Sureste (Anse) befürchtet.
Die Aktivisten haben Alarm geschlagen und angeprangert, dass Bagger Sand aus diesem Gebiet entnehmen, um die durch Unwetter beschädigten Strände am Binnenmeer aufzufüllen. Vergangene Woche seien Maschinen gesichtet worden, die auf privaten Grundstücken Sand aushoben, wie es in ei- ner Mitteilung von Anse hieß. Die Gelände seien von hohem landschaftlichen Wert, weil dort auch heimische und bedrohte Pflanzen wachsen würden. Zwar sei der geschützte Mittelmeer-Spargel, dessen Bestand als kritisch gilt, besonders gekennzeichnet und bliebe dadurch verschont. Dennoch richteten die Bagger nach Ansicht von Anse erheblichen Schaden am Ökosystem an.
Der Sand werde ausgerechnet an Stellen entnommen, an denen Sand vom Mittelmeer in Richtung Binnenmeer transportiert werde. Durch den Eingriff werde der natürliche Sandaustausch gestört. Die Dünen, die ohnehin schon viele befestigende Pflanzen verloren haben, würden dadurch mehr und mehr schwinden und nicht mehr wie bisher als eine Art Reservoir für Sand dienen.
Anse warf der Küstenbehörde, die für die Sandentnahme verantwortlich ist, deshalb vor, die Dünen abzubauen und damit den Bemühungen der Umweltschützer und verschiedener Organisationen wie der Stiftung Fundación Biodiversidad entgegenzuwirken, die dem Landwirtschaftsministerium in Madrid untersteht.
Die jüngsten Maßnahmen zum Wiederaufbau der Dünen hätten gezeigt, dass sich bei günstigen Wetterbedingungen und sogenannten Sandfängern in ein paar Monaten wieder Sandhügel bildeten. Sandfänger sind eine Art Zaun, der aus heimischen Gewächsen bestehen kann. In diesem Zusammenhang kritisierte Anse auch, dass zu wenig getan werde, um Dünenpflanzen zu schützen, wie zum Beispiel die bedrohte Seemohrrübe.
Der Sand, mit dem die Strände von Los Alcázares und San Javier wieder aufgeschüttet werden sollten, sollte ursprünglich aus dem Kanal von Marchamalo in Cartagena entnommen werden. Die Küstenbehörde ließ den Kanal bereits im März ausbaggern. Doch Umweltschützer und Nachbarschaftsvereinigungen stoppten das Unterfangen.
Der Sand stand in Verdacht, mit Schwermetallen wie Blei, Cadmium, Zink oder dem Halbmetall Arsen kontaminiert zu sein, die aus der Zeit des Bergbaus in La Unión und Cartagena stammen.
Sich widersprechende Gutachten sorgten für Verwirrung. Schließlich hieß es, der Sand sei nicht verunreinigt und durchaus geeignet, um die Buchten am Mar Menor wieder aufzufüllen. Dennoch liegen die bereits ausgehobenen Mengen da. Sie müssen erst getrocknet werden, um die Reste von Fäkalien, die ebenfalls ent- deckt worden waren, zu eliminieren. Als Alternative wählte das Küstenamt Sand aus den Dünen, um die Strände rechtzeitig vor Beginn der Hauptsaison auf Vordermann zu bringen.
Der Sandschwund sei ein komplexes Phänomen und könne nach Ansicht von Anse nicht dadurch gelöst werden, Sand von einer Stelle zur nächsten zu transportieren. Der Anstieg des Meeresspiegels, der Klimawandel, die Veränderung der Küste und die Unwetter würden zur Erosion der Uferlandschaften beitragen.
Anse empfiehlt unter anderem eine einfache Maßnahme. Die Umweltschützer plädieren dafür, die abgestorbenen Blätter der Seegraswiesen, die das Meer im Winter auf die Strände wirft, so lange wie möglich liegen zu lassen. Vergangenes Frühjahr habe das Rathaus von San Javier tausende Tonnen von Pflanzenresten entfernt. Die Strände präsentierten sich den Touristen zwar sauber, doch die Buchten waren Brandung und Wind schutzlos ausgesetzt. Die Folge: Sandschwund.