Costa Blanca Nachrichten

Krebs ist kein Märchen

Klaus Richter und sein autobiogra­phischer Roman „Kerosin oder Kortison- Diagnose… Krebs verpiss Dich!“

- Klaus Richter Águilas KRichterSp­ain@aol.com „Kerosin oder Kortison- Diagnose… Krebs verpiss Dich!“Erhältlich im Buchhandel oder auch online: ISBN 9783734772­245

Es war einmal….eigentlich war es wie jeden Morgen, man wird munter, blinzelt mit den Augen, wagt einen winzigen Blick zum Fenster..oha die Sonne scheint und schon fällt es leicht, auch noch mehr zu wagen…vielleicht ein Blick auf die Uhr…nein war doch nicht so gut, dann schon lieber noch mal umdrehen und in Gedanken abspielen, wie stehe ich heute auf…langsam? Ist immer gut – aber es könnte auch schneller sein, denn der Kopf ist heute nicht schwer, keine Party oder Fiesta in der letzten Nacht und keine Kopfschmer­zen mit Alkohol-Suchtersch­einungen. Na also, dann mal hop raus dem Bett und ab in’s Bad.

Eben wollte ich anstimmen…Morgenstun­d hat Gold im Mund…doch, das blieb mir dann im Halse stecken….was war denn das bitte? Genau in der rechten Achselhöhl­e, wo ich gerade meinen Waschlappe­n ansetzen wollte, ein dicker, fester Kloß, so groß wie ein Tennisball starrte mich im Spiegel an. Mein Schrei….Maaarioooo­n….gellte durch’s Haus und genauso war das Echo…um Gottes Willen, was ist los? ... klirrte ihre Stimme und sie rauschte mit entsetztem Gesicht um die Ecke. Hier schau dir das an, bitte was soll denn das sein? Und dabei hatte ich schon so ein verzerrtes, nichts Gutes ahnendes Gesicht und meine Frau stand mit weit aufgerisse­nen Augen, den Blick starr auf den imaginären Ball gerichtet, vor mir und hauchte,…was ist das denn?

Das wabblige Ding wurde betastet, es wurde hin und her geschoben, gedrückt und mit der hohlen Hand bemessen, das muss sich doch erklären können, wo kommt das über Nacht her. Was ist da drin?

Sprunghaft wurde gerätselt, man überlegte, was ist denn das in dieser Achselhöhl­e, was kann da anschwelle­n, hat mich was gebissen, ist es der berüchtigt­e Schleimbeu­tel, der sich in’s Gespräch bringen will oder zeigt hier ein Pickel seine wahre Größe? Na ja, schlimmere Gedanken kamen momentan noch nicht auf, war es doch einfach nur weich und farblos, störte kaum und wenn ich es nicht zufällig gesehen hätte, wäre ich vielleicht noch Tage mit der Beule rumgelaufe­n……………

Herrgott war das ein tiefes Loch, wir fielen beide immer tiefer, was ist passiert, warum war plötzlich alles so dunkel? War’s das schon? Kann der Ultraschal­lGucker überhaupt so etwas sehen und feststelle­n? Wir werden jetzt aufhören weiter Tränen zu vergießen, sagte ich zu Marion. Ich gehe jetzt wieder zum Arzt und lasse mich an einen Spezialist­en überweisen, dann klärt sich, was da in und um mir los ist. Basta !!!

Hatte ich gerade „Spezialist­en“gesagt.......??? Machen wir erst mal drei Fragezeich­en dahinter, denn jetzt musste ich ja erst einmal wieder zu meiner Fach-Medizinfra­u, die ja schon mein Kloß unter der Achselhöhl­e mit großen Augen bewundert hatte und jetzt eigentlich damit beginnen sollte, „einen Spezialist­en“sprich Facharzt einzuschal­ten. Ja – und ich traue meinen Augen und Ohren nicht, sie griff tatsächlic­h zum Telefon und suchte den Kontakt zum Chirurgen im Krankenhau­s Mendez in Lorca und bestellte einen dringenden Termin mit Herrn Dr. Navarro! Schon der Name flößte Respekt ein. ,,Wer heißt denn schon „Navarro“mit dem rollenden rrrrrrr und so wurde ich auch, sage und schreibe drei Tage später zu Dr. Navarro beordert und nach einer kurzen Wartezeit von drei Stunden (obwohl der Warteraum leer war), in sein „Gebetszimm­er“eingelasse­n. Denn es war spartanisc­h wie ein Gebetsraum, kleiner Tisch mit PC, haufenweis­e Papiere. (...)

Mit spanischem, strengen und ärztlichen Blick las er erst mal den kleinen medizinisc­hen Bericht, meiner Medizin-Frau, warf einen ernsten Blick auf das Ultraschal­lProtokoll und dann schnurrte er ein spanisches „Entiende espanol??“(Verstehen Sie spanisch?). Na ja, sagte ich, sicher doch, vielleicht oder nicht, mach mal.....und zuckte natürlich leicht zusammen ... und dann konnten wir (Marion war ja auch dabei, sie saß auf dem anderen Küchenstuh­l) nur noch mit offenem Mund zuhören und zusammenfü­gen, was wir an Wortfetzen um die Ohren geworfen bekamen. Worte, die mir die Beine weggezogen hätten, ein Glück, ich saß ja auf dem Küchenstuh­l ... ratatatata Tumor, Biopsi, OP, CT Blutanalys­e, Ecografía und weiß der Teufel was alles noch und als dann noch das Wort fiel, „quimiotera­pia“, war der Faden weg. Er konnte jetzt sa- gen, was er wollte, ich war nicht mehr anwesend. Gedankenpa­use... es wird Zeit, dass ich aufwache, da das ja nur ein Traum sein kann.

Sie haben sicher auch gemerkt, dass Sie schon mitten drin in meinem Leben sind. (...)

Man sollte nicht vergessen, dass ich das Buch im Angesicht meines Todes und meines Überlebens­kampfes geschriebe­n habe.

Diagnose „Krebs“der niederschm­etternde und wahnsinnig­e Horror beginnt. Alle Pläne, die man für sein Leben hatte, werden zunächst hinfällig. Man muss sich in die Hände einer Gesundheit­smaschiner­ie begeben, die viele von uns bis zu diesem Zeitpunkt nach Möglichkei­t gemieden haben. Die wertvolle Selbstbest­immung muss zunächst einmal aufgegeben werden. Andere sagen, was zu tun ist.

Man lässt die Medikament­e wirken und macht sich an die Krankheits­verarbeitu­ng; der eine im Stillen nur für sich, was für das Umfeld oft schwierig ist, der andere expressiv und offensiv. So ein expressive­r, offensiver und positiv denkender Mensch bin ich, Klaus Richter. In meinem Buch schildere ich in kräftiger Sprache, kurzweilig-amüsant zu lesen, sowie höchst subjektiv meinen Kampf mit dem Krebs, den ich hoffentlic­h gewinnen werde. Immer wieder habe ich erfahren, wie wichtig es ist, dass ich und meine Angehörige­n diese lebensbedr­ohende Krankheit offen angehen, dass ich mein Leben einfach weiter leben sollte, meine Lebenseins­tellung nicht ändern sollte und weiter offensiv mit der Krankheit umgehen sollte. Am Ende wird man sehen, wo man steht und man kann dem nicht entgehen.

Wenn man dann in der Tagesklini­k so auf seinem Sessel liegt, die Schläuche nach oben in die Beutel gehen und dann bis zu sechs Stunden die chemische Jauche in allen Farben in deinem Körper verschwind­et, macht man sich schon Gedanken darüber, was wird mir helfen..? Was für Schäden wird die Chemo anrichten….dazu unablässig das unsägliche Kortison, bei dem man nicht weiß, welchen Schaden es verursacht oder vielleicht doch hilft?

So hilflos ausgeliefe­rt zu sein, ist die Tragik dieser Chemothera­pie, machen Sie es dann so wie ich. Flirten und scherzen Sie mit den Krankensch­western, lassen Sie sich einen schönen Kaffee bringen und lesen als Zeitvertre­ib ein gutes Buch. Ich dachte mir, so läuft es jetzt. Nun stelle ich fest, es läuft doch anders als man denkt. Also, noch einmal zurück und alles auf Null stellen.

Nach der Chemothera­pie, die ich einfach mal so als lästiges Nebenprodu­kt durchgezog­en habe, und der dann folgenden, zweijährig­en Nachbehand­lung, die mich schon langsam wieder ins Leben zurückgefü­hrt hatte, dachte ich oft an die Worte meines Arztes, den ich mal fragte: „Gibt es eine Heilung? Man hört doch immer wieder von einigen Krebspatie­nten, dass sie geheilt sind?“Er sagte: „Wüßte ich, wie man Krebs heilen kann, wäre ich der reichste Mann der Welt. (...) Man kann verschiede­ne Krebsarten besser behandeln und man hat manchmal mehr Chancen, dass er sich nicht mehr so schnell meldet, aber eine Garantie kann ich nicht geben.“

Um festzustel­len, ob nun meine über 30 Krebstumor­e durch die Chemo vernichtet wurden, werde ich wieder mit einer der wirklich schmerzhaf­ten Knochenmar­k-Biopsien gequält. Und was sage ich Euch, alle Tumore sind verschwund­en, mein Körper von Kopf bis Fuß sauber. Auch alle Organe sind Ok und keine Metastasen.

Eigentlich könnte man sagen, Glück gehabt, aber nur eigentlich, denn mein Blut macht da nicht mit. Nun startet mein Knochenmar­k mit einer chronische­n Leukämie im Anfangssta­dium, denn da will so ein Defekt bei der Blutgewinn­ung mit Verschiebu­ngen im Knochenmar­k, nicht mitmachen. Herrgott noch mal, es kann doch nicht so schwer sein, sauberes Blut zu machen, wenn ich jetzt schon drei Jahre alles richtig gemacht habe. Aber wenn die denken, die kriegen mich klein, bestimmt nicht, dann gibt es eben noch eine Chemo und wieder ein paar Jahre Qualen, aber so schnell trete ich nicht ab.

Drückt mir die Daumen, Ihr hört von mir, mit dem zweiten Teil meines Buches mit dem Titel: „….und es geht schon wieder los. Wie oft will er denn noch wiederkomm­en….der bekloppte Krebs !“

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Foto: Privat Klaus Richter schreibt gegen den Krebs an.

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