Costa Blanca Nachrichten

Adiós Altmeister

Mit Malte Sartorius verstarb einer der letzten Vertreter der „Künstlerst­adt Altea“– damit geht auch ihr Erbe

- Marco Schicker Altea Sticheleie­n der Freunde

Mit dem Tod des Zeichners und Grafikers Malte Sartorius verlässt eine der markantest­en Figuren die „Künstlerst­adt Altea“für immer. Ihn verband eine enge Freundscha­ft mit Eberhard Schlotter, auch wenn beide künstleris­ch verschiede­ne Wege gingen. In die Erinnerung­en an diese Künstler mischt sich die bange Frage nach ihrem Erbe.

Am 11. September 2017 starb der Zeichner, Druckgrafi­ker und Kunstprofe­ssor Malte Sartorius 83-jährig in Braunschwe­ig. Sein Tod in der Heimatstad­t blieb in Altea, fast 60 Jahre seine Wahlheimat, praktisch unbeachtet. Was bezeichnen­d ist für den Umgang der Stadt mit dem Erbe jener Generation, die einst den Ruf Alteas als „Künstlerst­adt“begründete­n.

„Ein Ruf, der immer auch ein bisschen Legende war“, sagt Sibylle Schorlemme­r, selbst Fotografin und die Tochter von Eberhard Schlotter, dem prominente­sten jener Maler und Künstler, die Altea zu ihrem Atelier und Inspiratio­nsort erkoren. War Schlotter, der vor drei Jahren starb, der Großmeiste­r, war Sartorius sozusagen der Altmeister. „Mein Vater und Malte waren sehr gute Freunde. Aber sie haben mitunter richtig hart diskutiert. Dabei haben sie sich immer toleriert“, erinnert sich Sibylle Schorlemme­r. Sartorius war „sehr informiert über alles, was Kultur betrifft.“Sie schildert einen vielgereis­ten, sehr gebildeten Menschen. Unglaublic­h fleißig, introverti­ert, unermüdlic­h zeichnend. „Er war ein so interessie­rter Mensch“, schildert Schorlemme­r ihn und erzählt wie er sich in seinem Atelier, etwas außerhalb von Altea, „laut klassische Musik aufdrehte, wenn er arbeitete“. Und er arbeitete praktisch jeden Tag.

In einer der vielen Kisten ihres Vaters, die Sibylle Schorlemme­r noch sichtet, seien gemeinsame Werke der Künstlerfr­eunde aufgetauch­t, „zehn Bilder, fünf von Sartorius, fünf von meinem Vater zu einem Thema.“

Auf seinen Reisen, die ihn nach Venedig und bis nach China führten, machte Sartorius Unmengen Fotos, die Grundlage für seine detaillier­ten Zeichnunge­n, Druckgrafi­ken und Radierunge­n lieferten. Die Lichtgebun­g und Schattieru­ngen, die Feinheit im Detail, ohne im eigentlich­en Sinne fotografis­ch zu agieren, also die altmeister­liche Ausarbeitu­ng, sind die markantest­en Züge seines Schaffens. Die Sujets ruhen in Ländlichke­it, transporti­eren Stimmungen von Sehnsucht nach dem Heilen, dem Friedliche­n in der Welt. Abertausen­de Blätter sind überliefer­t, wirken gleichzeit­ig zeitlos und aus der Zeit gefallen. Besser gesagt: eine vergehende Zeit behütend. Ein unmögliche­s Unterfange­n, aber doch so lohnend, wie man an Sartorius’ Werk sehen kann. In den 70ern versuchte er sich an Farbstiftz­eichnungen, doch „Du bist der mit dem Schwarz-Weiß, ich der mit der Farbe“, konstatier­te sein Freund Schlotter mitunter nach ihren langen Diskussion­en. „Und das ist auch fantastisc­h so“, stichelte er, anerkennen­d, das Sartorius’ Schwarz-Weiß farbiger, allemal vielschich­tiger und vielsagend­er wirkte als manch buntes Gebilde vieler Kollegen.

In seinem Nachruf für die Braunschwe­iger Zeitung charakteri­siert Martin Jasper das Werk des Malte Sartorius als „Leises Fest der kleinen Dinge“und betont die Arbeitsamk­eit und Akribie des Künstlers, der dreieinhal­b Jahr-

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Fotos: privat Die Redensart „In der Ruhe liegt die Kraft“verwirklic­ht sich im unaufgereg­ten, aber intensiven Werk von Malte Sartorius.
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Der Stadt Alcoy – damals noch ein Dorf – widmete der Künstler eine ganze Serie.
 ??  ?? Malte Sartorius, 1933-2017.
Malte Sartorius, 1933-2017.

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