EZB geht vom Gas
Notenbank halbiert Volumen der Anleihenkäufe
Frankfurt/Main – dpa. Sparer ächzen unter der Geldschwemme der Europäischen Zentralbank. Jetzt macht die Notenbank einen ersten wichtigen Schritt Richtung Normalität. Steigende Zinsen sind vorerst allerdings nicht in Sicht.
Die Notenbank setzt die milliardenschweren Wertpapierkäufe zwar fort, verringert das Volumen aber deutlich. Von Januar 2018 an wollen die Währungshüter monatlich Staatsanleihen und andere Wertpapiere für 30 Milliarden Euro kaufen, wie die Notenbank am Donnerstag, 26. Oktober, mitteilte.
Das Programm soll bis mindestens Ende September 2018 laufen und damit neun Monate länger als bislang geplant. Bis Ende Dezember 2017 steckt die EZB monatlich noch 60 Milliarden Euro in Anlei- henkäufe – bis dahin veranschlagtes Volumen: 2,28 Billionen Euro. Die EZB lässt sich weiterhin die Möglichkeit offen, das Kaufprogramm in Umfang und Dauer auszuweiten, falls die Konjunkturlage sich verschlechtern sollte.
Sparer müssen sich allerdings weiter gedulden. Den Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Notenbank Geld leihen können, beließ die EZB erwartungsgemäß auf dem Rekordtief von null Prozent. Finanzinstitute, die Geld bei der Zentralbank parken, müssen weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen. Eine Zinserhöhung könnte Ökonomen zufolge womöglich erst 2019 anstehen.
Mit viel billigem Geld versuchen die Währungshüter der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen und die Teuerung anzuheizen. Mittelfristig strebt die Notenbank eine jährliche Inflationsrate von knapp unter 2,0 Prozent an. Dauerhaft niedrige Preise könnten Unternehmen und Verbraucher dazu bringen, Investitionen aufzuschieben – das würde die Konjunktur abwürgen. Im September lagen die Verbraucherpreise im Euroraum um 1,5 Prozent über Vorjahresniveau.
Vor allem in Deutschland ist die ultralockere Geldpolitik umstritten. Sparer bekommen kaum noch Zinsen, Banken tun sich mit dem Geldverdienen schwer. Allerdings profitieren Kreditnehmer von günstigen Konditionen. Und auch verschuldete EU-Mitglieder wie Spanien, Italien und Frankreich, die von den Ankäufen von Staatsanleihen profitieren.