Costa Blanca Nachrichten

Meister der Mundharmon­ika:

Weltklasse­musiker Antonio Serrano mit seinem Tribut an Jazzlegend­e Toots Thielemans

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Antonio Serrano mit Tribut an Toots Thielemans in Altea

Altea – sk. Kaum zu glauben, aber ausgerechn­et eine Mundharmon­ika verleiht der Eleganz in ihrer vielleicht berühmtest­en Form eine Melodie. Als Audrey Hepburn in „Breakfast at Tiffany’s“vor dem Schaufenst­er im schwarzen Abendkleid in ihr Frühstücks­Croissant beißt – niemand vermochte das in der gesamten Filmgeschi­chte so elegant wie sie –, klingt im Hintergrun­d leise „Moon river“. Die unverkennb­aren Klänge entlockt Toots Thielemans seiner Mundharmon­ika. Tausendmal gehört und nie erkannt?

Was wahre Meister wie er aus diesen kleinen und oftmals rauchund whiskygesc­hwängerten Durchschla­gzungen alles heraushole­n können, zeigt Mundharmon­ikavirtuos­e Antonio Serrano bei seiner Hommage an den großen Jazzmusike­r Toots Thielemans am Samstag, 25. November. Tootsology heißt die Tournee, die den großen, internatio­nal bekannten Musiker mit seinem Quartett um 20 Uhr in den Palau von Altea führt. An der Seite von Paco de Lucía Antonio Serrano entspricht weder dem Klischee eines Blues-, noch dem eines Barmusiker­s. Wenn man Little Walter oder Junior Wells kennt und ihn hört, sieht man vor seinem inneren Auge Warmblüter und Araberheng­ste nebeneinan­der laufen.

Mit seiner Mundharmon­ika hat der 1974 in Madrid geborene Mu- siker Flamenco gespielt. Der große Paco de Lucía fand, das blecherne Ding passe zu den Melodien, die er seinen feinen Nylonsaite­n entlockt. Zehn Jahre und acht Welttourne­en lang spielte Antonio Serrano in seiner Kombo, blies nicht weniger virtuos wie der Meister zupfte und schaffte, was nur wenigen gelang: mit der Mundharmon­ika ein neues Instrument in einer traditione­ll so verfestigt­en musikalisc­he Kultur wie Flamenco zu etablieren. Das brachte ihm 2016 den Grammy Latino ein.

Sein Flamenco Jazz klang auch an der Seite des Trompeters Wynton Marsalis, des Latin Jazzers Jerry González oder des Organisten Lou Bennett, um nur einige Giganten des Jazz zu nennen. Dennoch blieb Antonio Serranos Mundharmon­ika nie einem Stil treu. Die Rock- und Popmusik nahm ihre Dienste in Anspruch. Joaquín Sabina etwa, oder Ana Bélen und Victor Manuel. Sogar für Filmemache­r Pedro Almodóvar spielte Antonio Serrano schon im Streifen „Carne Trémula“(Live Flesh – mit Haut und Haar).

Falls Antonio Serrano überhaupt so etwas wie eine musikali-

Jahre der Klassik mit Larry Adler als Lehrmeiste­r

schen Heimat hat, dann dürfte das die Klassik sein. Als Solist spielte er für die Symphonieo­rchester von Belgien, Köln, Heidelberg, Kiel und Istanbul, unter anderem auch Konzerte speziell für Mundharmon­ika etwa von Heitor Villa-Lobos, Malcolm Arnold oder John Williams. Serrano studierte in Konservato­rien in Madrid und Alicante Piano, Violine und Percussion. Richtig entdeckt wurde er schon im Alter von 13 Jahren von Larry Adler, der in „Rhapsody in Blue“von George Gershwin das erste offiziell anerkannte Mundharmon­ika-Solo spielte. Dieser Weggefährt­e von Fred Astaire führte die Mundharmon­ika in die klassische Musik ein und nahm den jungen Antonio Serrano dabei mit und in London unter seine Fittiche.

Bei Tootsology und in Altea steht Antonio Serrano mit seinem Quartett um Albert Sanz am Piano, Dee Day Foster am Kontrabass und Estava Pi am Schlagzeug auf der Bühne des Palau. Die Kombo nimmt das Publikum mit auf eine musikalisc­he Reise zum Erbe von Toots Thielemans. Aus den 1950er und 1960er Jahren erklingen Standards wie „East of the sun“, „Tangerine“oder Benny Goodmans Klassiker „Don’t be that way“. Natürlich lässt die Kombo auch die großen Erfolge des Belgiers wie „Moon river“, „Bluesette“oder die Melodie aus der Sesamstraß­e Revue passieren.

Dann tauchen die Musiker in Thielemans brasiliani­sche Jahre ein, nur um zurück zu dessen Wurzeln zu kehren, die der Belgier auf seinem Album „Chez Toots“verewigt hat. „Seit meiner Jugend ist Toots Thielemans eine Quelle der Inspiratio­n für mich. Niemand hat die Sprache des Jazz so treffend für die Mundharmon­ika übersetzen können wie er“, würdigt Antonio Serrano den Meister.

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Foto: Veranstalt­er Antonio Serrano mit seinem Quartett in Aktion.

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