Ein perfides Geschäft
Mittwoch, 22. November 19.40 Uhr, Arte Bis zu 70 Kilogramm schwere Pakete können von Anrainern als zollfreies „Handgepäck“an der Grenzstation Barrio Chino weitgehend unkontrolliert die Grenze passieren. Ein lukratives Geschäft für Händler, aber prekäre und menschenunwürdige Arbeit für die Lastenträger. Nora El-Koukho ist eine solche „Porteadora“, über die auch Schmuggelware von Europa nach Marokko gelangt.
Europas südlichste Außengrenze verläuft in Melilla an der nordafrikanischen Mittelmeergrenze. Die spanische Exklave lebt vom Handel mit aussortierten Second-Hand-Waren, die als zollfreies „Handgepäck“auf den Schultern marokkanischer Lastenträgerinnen den afrikanischen Binnenmarkt erreichen. „Das ist keine Arbeit, das ist Krieg!“Nora El Koukhou ist eine dieser menschlichen „Packesel“, die täglich für ein paar Stunden die waschmaschinenschwere Ware sowohl auf einem Skateboard als auch eng am Körper verschnürt über die Grenze wuchten. Solange die Ware am Körper liegt, bleibt sie nämlich steuer- und zollfrei. Es ist ein perfides Geschäft mit dem lukrativen Handel unter menschenunwürdigen Bedingungen und stellt einen der wichtigsten Wirtschaftsfakto- ren für Melilla dar. Die Lastenträger – unter ihnen auch Männer, Jugendliche, aber auch alte und kranke Menschen – profitieren davon kaum. Wenn die Grenzübergänge schließen, stagniert der Warenverkehr und Frustration kommt auf. Während Nora El Koukhou ums Überleben kämpft, bleibt der Händler Mohammed Abdelkader auf seinen Waren sitzen.