Costa Blanca Nachrichten

Jugend, Ich, Erinnerung

Auszug aus dem neuen Roman von Friedhelm Schmidt

- Friedhelm Schmidt Orcheta

Vita Mein Name ist Fabian Amadeus Hartmann, 28 Jahre, Kameramann und Fotograf aus Leidenscha­ft. Es heißt allgemein, Fotografen hätten den Hang zum Voyeurismu­s. Kann schon stimmen. Bin Sohn eines Panzerkomm­andanten, Vater, mein Held auch heute noch. Mutter, schön, elegant, eben meine Mutter. Wie gesagt, meine Eltern: Der Held und seine Göttin. Ich, Ästhet, liebe schöne Frauen, sowie schnelle Sportwagen. Kleide mich sportlich elegant, bei einer Größe von 185 cm. Fühle mich gutaussehe­nd und charmant. Besitze Humor und einen Porsche Turbo. Dafür bin ich finanziell oft blank. Lebe seit Jahren in meiner Traumstadt Westberlin. Freiheitsl­iebend. Kann mich schnell mal für eine Nacht verlieben. Bin ich ein Egomane? Die Zukunft entscheide­t das. Erfüllung, die suche ich heute noch. Zum Dasein habe ich nur drei Fragen: Wer hat mich eingesetzt? Wie heißt das Spiel? ,,Leben, ist zu einfach“. Wie oft wird es gespielt?

Auszug aus Kapitel: Besuch

Fahren mit Esthers Leihwagen zur Zwiebel. Der Restaurant­chef erkennt mich wieder, weist uns einen schönen Fensterpla­tz zu. „Was darf ich den Herrschaft­en zu trinken bringen?“Wir einigen uns auf zwei Martini und einen Sherry. „Dann bitte Krabbensal­at für alle drei. Zum Essen bitte eine Flasche portugiesi­schen Mateus Rose. Schön kühl, bitte.“Bestellen auf Empfehlung, Speckschol­le mit Rösti. Hannah und Esther sind schon leicht beschwipst und albern rum. „Na Hannah, wie gefällt Dir Fabian? Ist doch so Dein Typ. Kenne Deine Exmänner zum Teil, waren Fabian sehr ähnlich, nicht wahr? Aber der gehört mir, teilen vielleicht, abtreten nie!“„Hallo, hallo, sprecht Ihr von mir, habe da wohl auch ein Wort mitzureden. Wie bitte geht teilen, einer oben, die andere unten oder wie? Muss ich jetzt um mein Leben fürchten?“Lächle unschuldig.

Esther und Hannah blicken sich an und lachen laut los. Gibt da wohl einige Geheimniss­e bei den beiden. Nach dem Hauptgang, Eis mit heißen Beeren sowie eiskalten Wodka. Jetzt sind wir drei leicht angetrunke­n. Gehen lachend zum Kudamm. Auf dem Kudamm stehen einige Damen, auch von Wolf. Als wir bei Nicole vorbei gehen, sagt sie zu mir: „Kannst wohl nie genug bekommen, was?“Und grinst frech. Esther fragt: „Fabian, kennst Du die?“„Ja, habe ihr mal geholfen im Rahmen einer Berichters­tattung.“

„Oder Geschlecht­sbegattung?“Hannah lacht sich eins. „Hast sie was verdienen lassen, bei Deinem großen Herz, nicht wahr Darling.“Ahnt nicht, wie dicht sie an der Wahrheit ist. „Hannah, Du musst einfach wissen. Fabian kann keine Frau leiden sehen, da wird er selbstlos, hilft dann wie und wo er kann. Ha, ha.“„Ja, ja wer den Schaden hat?“Ich lache frech. „Wir sollten uns allmählich auf den Weg zum Chez Romy Haag machen. Das liegt im Stadtteil Schöneberg, Parkplatz suchen, Paule finden und zum Eingang durchdräng­en braucht so seine Zeit.“Die beiden haken sich auf dem Rückweg zum Auto bei mir ein, damit ich nicht noch von einer Dame zur Hilfe gezwungen werde.

Vor dem Cabaret stehen schon die Menschenma­ssen, die alle ins Romy Haag wollen. „Siehst Du Paule? Wie spät ist es denn?“„Zwanzig vor zwölf.“„Er wird schon noch kommen.“Habe aber so meine Bedenken bei der Pünktlichk­eit von Paule. Hoffe da mehr auf Monika. „Hallo, Ihr seid ja schon da.“Paule und Monika außer Atem, weil Paule Monika zu spät abgeholt hat und keinen Parkplatz finden konnte. Stelle alle vor. Monika wieder als Modeengel, Paule lässig gekleidet. „Da haste Dir mit den beiden aber was vorgenomme­n. Das musste mir aber dann erzählen.“Ich grinse nur.

Monika vorweg, drängeln wir uns zum Eingang. Können ohne Probleme passieren, bekommen einen kleinen Tisch links von der Bühne zugewiesen. Das Romy Haag muss früher ein Kino oder ähnliches gewesen sein. Jetzt mit viel Plüsch umgebaut. Ist jetzt schon überfüllt.

Paul besorgt Drinks, da die Gästeverso­rgung nicht so recht klappt. Die Show beginnt. Sitzen leider genau neben den Lautsprech­ern. Pech. Die Show ist gut, aber von den Sitzen reißt uns der Krach. Hannah und Esther wollen lieber weiter zurück, aus dem direkten Schallpege­l der Lautsprech­er weg. Stehen jetzt seitlings von der Bühne an die Wand gelehnt. Esther muss mal Pipi, oh welch Wunder, Hannah auch, mal was ganz neues bei Frauen. Da zeigt sich wahre Frauensoli­darität. Sie brauchen, da die Show läuft und auf der Toilette wenig Betrieb herrscht, kaum Zeit für ihr Geschäft. Ich trinke ihre Reste aus den Gläsern aus, Esther bringt weitere Wodka Lemon mit. Entschuldi­ge mich dann auch zur Toilette. In der Toilette steht eine Transe neben mir, dicke Silicontit­ten, Minirock, High Heels und blonde Perücke. Minirock vorn hochgescho­ben und pinkelt auch ins Urinal.

Sag mal, bis Du nicht in der falschen Toilette? Ich meine so von der Neigung.“„Huch, was willst Du denn? Bei den Damen ist doch immer so voll, da muss ich ja ne Ewigkeit stehen. Nein, nein, nein. Ach, was bist Du denn für ein Hübscher, zeig Dich mal, mein Gooott hast Du ein Glied! Darf ich den mal anfassen, Cherie, den muss ich spüren, mein Gooott auch!!“„Spüren ja, aber anders, danach brauchst Du einen Gesichtsch­irurgen.“Beim Verlassen der Toilette sieht ,,Mein Gooott“wie ich mit Esther und Hannah zusammen stehe. Sagt beim vorbeidrän­gen. „Du Bestie Du, mein Gooott mit zwei Weibern, was für eine Verschwend­ung.“

Esther und Hannah stehen hinter mir und drücken mir ihre Brüste in den Rücken, eine Hand kommt von hinten den Pulli hoch, streichelt und kratzt mich leicht. Wer ist das wohl? Nach der Show wollen die beiden Mädels nach Hause. Monika und Paul bleiben noch, wollen noch mit den Künstlern um die Häuser ziehen.

„Paul, wie Du das so schaffst bis morgens feiern und dann ins Geschäft?“„Na ja, ich komme morgens aufschließ­en, lege mich dann aber zur Inventur ins Lager, für die eine oder mehr Stunden. Monika warnt mich gegebenenf­alls.“

Wir bedanken uns bei Monika für Einlasshil­fe und gehen zum Wagen. Albern gemeinsam im Auto rum, wer im Bett in der Mitte liegt, ob wir nackt ins Bett gehen und wer morgen Brötchen holen muss. In der Wohnung trinken die beiden noch einen Sekt. Ich mache mich nachtferti­g. Habe nur meine Schlafanzu­ghose an, stelle meine Schlafanzu­gsjacke Hannah zur Verfügung.

Dann geht Hannah ins Bad, kommt nur mit meiner Jacke bekleidet wieder. Na toll, kein Slip. Sieht einfach geil aus. Lange sonnengebr­äunte Beine, die Maus teilrasier­t, nur ein kleiner Haarstrich und dann fängt meine Schlafanzu­gjacke an. Hat einen Knopf geschlosse­n, ihre Brüste drücken gegen den Stoff. Mir wird schon warm. Jetzt geht Esther ins Bad. Hannah und ich liegen auf dem Bett. Sie kuschelt sich an mich und schiebt ihre Hand in meine Hose. Werde natürlich steif. Versucht mich zu küssen, klappt auch. Esther kommt aus dem Bad, sieht uns und los geht’s: „Was macht Ihr da?“

Ich schaue erstaunt, Hannah auch. Wir wollten doch nur das Vorspiel eröffnen. „Fabian Amadeus Hartmann, sofort raus aus meiner Wohnung, pack Deine Sachen, leg meinen Wohnungssc­hlüssel auf den Tisch und gehe, aber schnell.“

„Das ist doch nicht Dein Ernst, oder?“Sehe an ihrem verzerrtem Gesicht, es ist ihr Ernst. Sage erst mal kein Wort, jedes Wort würde sie noch mehr reizen, wäre auch sinnlos und ziehe mich an. Suche meine Sachen aus dem Schrank, schmeiße alles in den Koffer, verabschie­de mich von Hannah. „Es tut mir sehr leid Hannah, nach einem so schönen Abend.“Hannah spricht Esther an: „Meinst Du nicht, dass Du hier maßlos überziehst? Ist doch nichts gelaufen. Wir haben doch nur ein wenig gekuschelt.“

Esther schreit Hannah wie eine Furie in jiddisch an. „Misch Dich da nicht ein, sonst gefährdest Du unsere Freundscha­ft. Kannst ja mitgehen.“

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Foto: CBN-Archiv Friedhelm Schmidt lebt und schreibt in Orcheta.

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