Kaum Investitionen
Bürger von Orihuela Costa fordern Gleichberechtigung gegenüber Stadtbewohnern
Küste hat das Nachsehen: Bürger von Orihuela Costa fühlen sich benachteiligt
Orihuela Costa – ma. Kein Kulturzentrum. Keine Einsatzzentrale für Rettungskräfte. Schulen, die provisorisch in Containern eingerichtet sind. Nur ein überlastetes Gesundheitszentrum. Keine Busstation. Kein Tierheim. Kein Friedhof. Eine unzureichende Müllabfuhr. Es ist ein ganzer Katalog von Kritikpunkten, den Einwohner in Orihuela Costa vorbringen, sobald das Gespräch auf die Ungleichbehandlung gegenüber der Hauptstadt Orihuela kommt.
Orihuela Costa ist mit dem Residenzialtourismus gewachsen. Vor nur einer Generation war die rund 16 Kilometer lange Küstenlinie zwischen Campoamor und Torrevieja nahezu unbebaut. Nur ein Restaurant für Fernfahrer stand an der staubigen N-332 auf Höhe von Cabo Roig. Heute zählt Orihuela Costa über 28.000 gemeldete Anwohner, vornehmlich Pensionäre aus Nord- und Mitteleuropa, gegenüber rund 50.000 Einwohnern in Orihuela, 25 Kilometer landeinwärts gelegen.
Seit 15 Jahren, so die Kritik von der Küste, würden Investitionen in Infrastrukturen völlig ungleichmäßig verteilt. Obwohl dank des Booms der Ferienhäuser über 60 Prozent des städtischen Budgets in Orihuela Costa erwirtschaftet würden, würde nur ein Bruchteil der Gelder in die Küste investiert. Laut Haushaltsplan 2017 sind von den 12,5 Millionen Euro Budget rund zwei Millionen für Orihuela Costa ausgegeben worden, der Löwenanteil der Gelder ging abermals nach Orihuela.
Die Situation ist seit drei Legislaturperioden unverändert. Es machte kaum einen Unterschied, so Anwohner, ob die konservative Volkspartei, die Grünen (LV) oder wie jetzt eine Koalition aus PP und Ciudadanos an der Macht sei. In Orihuela Costa fühlen sich viele wie Bürger zweiter Klasse. Pilar de la Horadada hat sich 1986 abgespalten und feiert jedes Jahr den Unabhängigkeitstag
Wie immer im Vorfeld von Wahlen wächst die Wut. Tatsächlich war Orihuela Costa eine der wenigen Gemeinden in Spanien, in der eine Ausländerpartei (Claro) nach 2007 und über drei Legislaturperioden Fuß fassen konnte und sogar eine Vertretung im Stadtrat erzielte. Besonders kritisiert wird an vielen Stammtischen und in den buntgemischten internationalen Restaurants, Bars und Cafés der Küstengemeinde, dass das Geld durch Steuern an der Küste eingenommen, aber dann im Inland ausgegeben wird.
Selbst die Forderung nach einer Unabhängigkeit von Orihuela ist seinerzeit gestellt worden. Das Vorbild von Pilar de la Horadada wird zitiert: Der südliche Nachbar hat sich 1986 abgespalten und feiert seitdem jedes Jahr den Unabhängigkeitstag. Viele Spanier schwärmen von der radikal anmutenden Lösung, die vom Gesetzgeber allerdings nicht vorgesehen ist.
Was bleibt, sind die Forderungen nach dringlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensquali- tät. Norbert Ellmers zum Beispiel, Gründer der Vereinigung Deutschsprachiger Tisch Orihuela Costa (DTOC), will sich für einen Busbahnhof in Orihuela Costa stark machen. „Regionale Busse nach Cartagena, Murcia oder Orihuela fahren zwar ab Torrevieja, aber halten nicht in Orihuela Costa“, so der deutsche Pensionär. Auch eine regelmäßige öffentliche Nahverkehrsverbindung zum Flughafen Alicante-Elche gebe es nicht.
Wahlkampf wird spannend
Im Vorfeld der Kommunalwahl 2019 ist in Orihuela Costa ein spannender Wahlkampf abzusehen, bei dem wie üblich wieder neue Bündnisse und Parteien an den Start gehen werden.