Fast zerfleischt
Lesung am 16. März in Orihuela Costa: Wie ein Unfall neues Leben brachte
Lesung in Orihuela Costa: Günter Charell überlebte Angriff mehrerer Tiger und erzählt davon
Orihuela Costa –
sw. Wie sich der Tod anfühlt? Günter Charell weiß es. Am 7. März 1973, ein Aschermittwoch, zog ihn im Safaripark, in dem er arbeitete, ein Tiger in den Käfig. Weitere zehn stürzten dazu, bissen und zerfleischten ihn an den Gliedmaßen. Theoretisch war es da vorbei mit ihm. Einen solchen Angriff hat noch kein Mensch überlebt. Doch ein Kollege rettete ihn im letzten Moment – und öffnete Charell damit die Tür zu einem ganz neuen Leben.
Das Erlebte schildert „der Tigermann“am Freitag in Orihuela Costa – bei der Lesung seiner Biographie. Geschrieben hat er das Buch mit seiner Frau Adelheid. Nicht lange nach dem Unfall hatte die angehende Arzthelferin den von Verletzungen schwer gezeichnete Mann kennengelernt. Sie verliebte sich in ihn. Allen Warnungen zum Trotz – „Ein behinderter Mann, was tust du dir an?“– heiratete Adelheid ihren Günter sogar. Auch wenn es nicht leicht war: Nach und nach lernte das Paar, mit der außergewöhnlichen Lage umzugehen, zu leben – und zu wachsen: Die Charells bekamen einen Sohn.
Der blieb nicht ihre einzige Frucht. Zusammen gingen sie Projekte an. Günters Beschäftigungen waren immer die ihren, erzählt Adelheid, so angewiesen auf ihre Hilfe sei der bis heute gelähmte Mann geblieben. Erst 40 Jahre nach dem Unfall verfassten sie „Der Tigermann“. Er diktierte, sie formulierte.
Beim ersten Lesen konnte er Gefühle des Grauens nicht zurückhalten, so tief saß dieses im Käfig seiner Seele. Doch Charell wurde es los. Das Buch änderte seine Sicht auf den Unfall, der sein Leben merkwürdig zum Guten gelenkt hatte. Nun feiere er den 7. März sogar. Dank des Tigers im Herzen der Charells wurde aus dem Trauertag ein Fest. Aus Aschermittwoch ein Ostern.
Die Lesung startet am 16. März im Lokal El Capitan in Punta Prima um 20 Uhr, Einlass 19 Uhr.