Auff diie IInsell
Corina König-Linek veröffentlicht ein neues Buch: „Das Licht von Tabarca“– Mit der Autorin am Ort des Romangeschehens
Die deutsche Autorin Corina König-Linek setzt der kleinen Insel Tabarca vor Santa Pola ein literarisches Denkmal. Ihr ReiseführerRoman „Das Licht von Tabarca“erzählt die Geschichte einer Liebe und entdeckt die Geheimnisse des Eilands.
„Papa, sind wir jetzt in einer anderen Welt?“, hört Lucía einen kleinen Jungen bei der Ankunft auf der Isla de Tabarca an einem spanischen Wintertag sagen. Lucía, auf der Suche nach ihren spanischen Wurzeln, steigt aus dem Boot, voller „Angst vor der eigenen Courage“. Sie geht ihre ersten Schritte auf der Insel, die sie bald zu Hause nennen wird, und weiß: „Das ist es.“
Lucía ist Protagonistin des Buches „Das Licht von Tabarca – ein Reiseführer-Inselroman“, geschrieben von der Autorin Corina König-Linek aus Hamburg, die ihren Hintergrund in Sprachwissenschaften und Neurolinguistik hat. „Ich habe mich einfach in diese Insel verguckt“, berichtet sie von ihrem ersten Besuch auf dem Eiland, welcher bereits 30 Jahre zurückliegt. Sie hat eine sehr enge Beziehung zu dieser Insel aufgebaut und kommt seit ihrem ersten Besuch immer wieder zurück. Die Insel kennt sie wie ihre eigene Westentasche.
Tabarca kann man mit dem Boot am besten von Alicante oder Santa Pola aus erreichen. Sie ist mit zirka 1,8 Kilometern Länge und 400 Metern Breite die einzige bewohnte Insel der Comunidad Valenciana. Bevor italienische Gefangene im 18. Jahrhundert vom spanischen König Carlos III. auf die Insel verschleppt wurden, diente sie als Unterschlupf für Piraten.
Bis heute hat sich die Insel als Ruhezone für viele Besucher etabliert. „Es war überfällig, etwas darüber zu schreiben“, erzählt König-Linek als wir über den ländlichen Teil, der sich im Osten der Insel befindet, spazieren. Die gleichen Schritte, die auch ihre Protagonistin Lucía nach der Ankunft geht.
Lucía kommt aus Deutschland. Nach dem Tod ihres spanischen Vaters hat sie den Wunsch, ihre Wurzeln kennenzulernen. Inspiriert von der alten Schallplatte ih- res Vaters, „Tabarca“der Musikgruppe „Mediterráneo“, entschließt sie sich, für einige Monate nach Tabarca zu gehen. Bald darauf lernt sie Fernando, einen eingefleischten jungen Insulaner, kennen und lieben, der ihr vieles über die Insel erzählt. Das ist auch das Einzigartige an dem Buch: Es dient als „Reiseführer-Inselroman“und bietet eine exklusive Art, die Insel „durch die Augen von Lucía kennenzulernen“, sagt die Autorin fröhlich. Der ländliche Teil der Insel Zusammen gehen wir in Richtung Leuchtturm, welcher auch im Buch eine besondere Rolle spielt. Fernando und Lucía treffen sich dort nämlich oft, um den malerischen Sonnenuntergang gemeinsam zu beobachten, fern vom Dorfleben in der Altstadt. Wir passieren eine Blumenwiese, welche den Duft von Frühling versprüht, und kommen beim ehemaligen Gefängnis vorbei, dem Torre de San José, dessen Räumlichkeiten
heute der Guardia-Civil als Polizeistation dienen.
König-Linek erzählt über Fauna und Flora der Insel, aber auch über die Funktionsweise von Leuchttürmen. Auf der Insel leben in winterlichen Monaten ungefähr 30 Personen. Im Sommer sieht man dann viele Touristen, die zum Baden und Sonnen an den Strand oder in die Buchten der Insel kommen.
Die Stille, die wir hier verspüren, ist angenehm und „laut“, wie die Schriftstellerin sie beschreibt. Mit einem entspannten Lächeln schildert sie, dass das Reizvollste an dieser Insel „alles ist, was es hier nicht gibt“. Keine Autos, kein Lärm, keine großen Industrien oder hektischen Einkaufsstraßen.
Seit ihrem ersten Besuch hat sich einiges geändert, wie zum Beispiel die Stromversorgung, die Anzahl der Bewohner oder auch die Infrastruktur und Einkommensquelle der Insel. Aber „an der Seele der Insel hat sich nichts verändert“. Wo die Einwohner früher noch vom Fischfang lebten, verdienen sie heute hauptsächlich durch den Tourismus. Tabarca wurde sogar zum Meeresschutzgebiet erklärt.
Südliches Ambiente
Wir gehen weiter in Richtung Isleta de Galera, die mit orange leuchtenden Felsen beeindruckt. Die Autorin beschreibt die wunderschönen Farben, die diese Gegend bei Sonnenschein annimmt. Bis jetzt sind wir seit der Ankunft keinen anderen Besuchern oder Bewohnern begegnet. „Das ist ganz normal, weil wir hier noch im Winter sind,“erklärt die Autorin. Erst als wir zur Altstadt weitergehen, die durch das Stadttor und viele Palmen erkennbar ist, nimmt die Insel ein lebhaftes Ambiente an.
In einem der Restaurants, die sich vor dem Stadttor befinden, verbringt Lucía auch öfter Zeit mit der Krankenschwester Amelia, mit der sie sich gleich zu Beginn anfreundet. So wie Fernando hilft auch sie Lucía, die Insel besser kennen und verstehen zu lernen.
Das Stadtzentrum beeindruckt mit kleinen Häuserreihen, südlichem Ambiente und vor allem mit vielen streunenden Katzen. Auch während des Spaziergangs durch die Altstadt begegnen wir kaum einem Menschen. Sollte man doch jemandem über den Weg laufen, so grüßt man sich mit einem freundlichen „Hola“. Wir schlendern durch die Gassen von Tabarca, geschmückt mit den typischen Straßenschildern der Insel.
König-Linek zeigt das Hotel, in dem Lucía zu Beginn absteigt und in dem auch sie selbst schon gewohnt hat. Sie weiß, dass man wahrscheinlich durch die Vögel, die sich immer wieder vor den Hotelfenstern aufhalten, geweckt wird. Hinter dem Hotel befindet sich der Landeplatz für Helikopter, der „Helipuerto“für Notfälle. Am östlichen Ende der Insel gibt es eine weitere Möglichkeit, so wie Fernando und Lucía es anfänglich pflegen, den Ausblick auf den gegenüberliegenden Inselteil „La Cantera“und das endlos scheinende Meer vom Stadttor aus zu genießen.
Auf jeder Seite des Buches verspürt man die Leidenschaft der Autorin, welche den Leser auch voll und ganz in die Geschichte und in die Insel eintauchen lässt. Sie hat seit ihrem ersten Besuch Eindrücke gesammelt und während der intensiven Entstehung des Buches längere Zeit auf der Insel verbracht, um in alle Facetten hineinblicken zu können und die Geschichten der Insulaner zusammentragen zu können.
Nachdem die Autorin längere Zeit in Belgien und Spanien gelebt hat, kann sie Lucías Erfahrungen besonders gut nachvollziehen. Sie erzählt von positiven Bereicherungen durch Auslandserfahrungen, in der man nie seine ursprüngliche Identität aufgibt, da „man sie immer mitnimmt und dafür eine neue Facette hinzugewinnt“.
Pittoreskes Tabarca
Leichte Regentropfen fallen auf uns herab, als wir zurück zum Hafen gehen, wo wir auf die Fähre warten. „Sobald das letzte Boot mit Touristen abfährt, lernt man ein weiteres Gesicht der Insel kennen. Viele Insulaner lassen sich nämlich erst danach blicken,“sagt Corina König-Linek.
Als wir abfahren, hinter uns das pittoreske Tabarca, kommt ein Gefühl der Nostalgie auf. Die Insel ist so bunt und voller Geschichten und tatsächlich scheint sie eine andere Welt zu sein. König-Linek beschreibt sie mit den Worten „Natur, Ruhe und spröder Charme“. Auch wenn die Insel klein ist, so sagt die Autorin: „Je langsamer man geht, desto mehr sieht man.“