Figuren bitten zum Tanz
Niederländische Künstlerin Monique Neyzen zeigt Bronzestatuen im Skulpturengarten Klein-Schreuder
Es ist dem Zufall zu verdanken, dass Monique Neyzens Bronzefiguren ab 8. April in L’Alfàs‘ Skulpturengarten Klein-Schreuder zu sehen sind. Eigentlich wollte die niederländische Kommunikationsberaterin vor 25 Jahren nur einen Zeichenkurs in der GooiseAkademie für Bildende Kunst in ihrem Heimatort Laren – etwa 20 Kilometer von Amsterdam entfernt – absolvieren. „Doch es war kein Platz mehr frei“, erzählt die Künstlerin. Sie nahm das Alternativangebot der Kunstakademie an und schrieb sich in einen Workshop für Bildhauerei ein.
„Ich erinnere mich noch an den ersten Tag, an dem wir den Torso eines Aktmodells aus Ton formen sollten. Man sagte mir, wenn ich Skulpturen machen könne, dann sei das mit dem Zeichnen auch kein Problem mehr.“Die Dozenten sollten Recht behalten. Heute zeichnet die Künstlerin Hip-Hopoder Tangotänzer, ihre Hauptbeschäftigung blieb aber die Bildhauerei. Seit zwei Jahren arbeitet die Niederländerin auch in ihrem Zweitwohnsitz in Finestrat, wo sie bald dauerhaft leben und sich ein Atelier einrichten will.
Inspiration im Tanz
Inspiration holt sich Neyzen im Tanz. „Bewegung ist meine große Leidenschaft“, erklärt die Künstlerin. „Ich kann Tänzern verschiedenster Stilrichtungen stundenlang zusehen und versuchen, das jeweils Charakteristische eines Tanzes herauszufiltern und diese Bewegungen dann zu zeichnen. Oft bin ich mit meinen Entwürfen ziemlich unzufrieden“, sagt sie lachend. „Es ist manchmal so schwierig, die Tanzbewegungen aus dem Kopf aufs Papier oder später in die Modellform für die Skulptur zu bringen.“
Das Wachsausschmelzverfahren, mit dem die Bronzefiguren gegossen werden, lernte Neyzen in der Akademie. Wie viele Künstler, die mit Bronze arbeiten, überlässt sie das eigentliche Gießen aber einem Experten. „Das ist ein altes und kompliziertes Handwerk. Ich bin besser im kreativen als im handwerklichen Teil“, erklärt sie.
Auf 1.100 bis 1.200 Grad Celsius muss die Bronze erhitzt werden, damit sie flüssig wird. Über kleine Hilfstrichter wird das teure Material in die Form gegossen. Etwa zwei Drittel des späteren Verkaufspreises der Figur seien reine Materialkosten. „Und es gibt immer weniger Leute, die dieses Handwerk beherrschen“, sagt Neyzen.
In Alcoy hat sie eine Bronzegießerei gefunden, die einige ihrer neuen Figuren herstellen wird. „Als er meine ganz feingliedrigen Tänzer sah, guckte der Handwerker allerdings etwas skeptisch.
Normalerweise stellt die Werkstatt Teile für die Industrie her“, so die Niederländerin. Auch wie es sich im heißen, alicantinischen Sommer mit den Wachsformen arbeiten lasse, werde sich zeigen. Im Winter sei das kein Problem, aber wenn es wärmer werde, könne es sein, dass ihr der empfindliche Werkstoff unter den Finger wegschmelze. Der Rojo hat es ihr angetan Dafür hat Neyzen bei einem von dem niederländischen Künstler Jan Keijsers organisierten Ausflug zu einem Marmorsteinbruch ein ganz neues Material entdeckt: Der sogenannte Rojo de Alicante, roter Marmor, hat es ihr angetan. Sie bekommt ihn in der Gegend von Novelda, wo das wertvolle Gestein abgebaut wird, und nutzt es sowohl für die Fußteile ihrer Bronzeskulpturen, als auch, um mit Hammer und Meißel Figuren daraus zu schlagen. „Dieser Marmor lässt sich besonders gut bearbeiten“, erklärt sie.
Ihre Motive beschränken sich fast ausschließlich auf Tänzer und Pferde. „Die Anmut und die Dynamik, die beide gemeinsam haben, faszinieren mich“, erklärt die Niederländerin, die gerne auch selbst reitet. Der muskulöse Körper eines Vollbluts, ein mit Brenner und Salzsäure bearbeiteter und deshalb grünlich gefärbter Pferdekopf oder zwei liegende Gäule mit ausladenden Hinterteilen gehören zur Sammlung. Im Skulpturengarten Klein-Schreuder in L’Alfàs del Pi zeigt Neyzen ab 8. April etwa 35 Bronze- und zehn Steinfiguren sowie einige Zeichnungen.
Den Mut, überhaupt auszustellen, fand sie erst vor zwei Jahren, als sie ihr Atelier in den Niederlan- den erstmals für die Öffentlichkeit öffnete. „Ich war vollkommen überrascht über das positive Feedback. Vorher hatte ich nur ab und an ein paar Stücke an Freunde verkauft“, sagt die Künstlerin. Das für sie schönste Kompliment sei da- mals ein Eintrag im Gästebuch gewesen: „Deine Skulpturen haben so viel Dynamik, dass sie vom Fußstück wegzutanzen scheinen.“ Die Ausstellung „Bronze in Motion“wird am Sonntag, 8. April, um 11 Uhr im Skulpturengarten KleinSchreuder im Camí del Pinar 23 in L‘Alfàs del Pi eröffnet. Der Eintritt beträgt 5 Euro. Künstlerin Monique Neyzen erzählt von ihrer Arbeit, dazu gibt es ein Glas Wein. Informationen unter www.klein-schreuder.com und www.love4art.nl. Die Schau läuft bis zum 20. Mai 2018. In diesem Jahr bietet die Stiftung erstmals Jahreskarten für 18 Euro an. Inhaber können mit einer Begleitperson ihrer Wahl ein Jahr den Garten so oft besuchen, wie sie möchten. Geöffnet ist der Skulpturengarten immer sonntags von 10 bis 14 Uhr oder nach vorheriger Vereinbarung unter 966 860 230 beziehungsweise info@klein-schreuder.com