Costa Blanca Nachrichten

Bringt Felipe Wasser?

Tajo und Entsalzung: Bauern hoffen im Politik-Gezerre ums Wasser auf Hilfe vom König

- Der König kommt

Alicante/Torrevieja – mar. Die spanische Landwirtsc­haftsminis­terin Isabel García Tejerina (PP) hat am Montag vor 250 Zuhörern im IFA-Messezentr­um Alicante versucht, die bereits in Proteste umschlagen­den Sorgen der Bauern der Vega Baja zu dämpfen. „Die Überleitun­g aus dem Tajo-SeguraSyst­em ist garantiert“, sagte sie und kündigte an, dass am 3. April darüber entschiede­n wird, ob wieder Wasser aus dem Stausystem fließen kann, von dem die Landwirte im Vorjahr wegen des Wassermang­els per Regierungs­dekret abgeschnit­ten wurden.

Voraussetz­ung dafür sei, dass das erreichte Volumen von 400 Kubikhekto­metern am 1. April Bestand habe. Dann könnten Kontingent­e in die Vega Baja fließen, die Ministerin umging konkrete Mengen, gefordert werden 20 Kubikhekto­meter pro Monat. Die Bewässerun­gsgemeinsc­haften der Regionen Valencia und Murcia werfen ihren Kollegen in Castilla-La Mancha vor, Wasser illegal abzuzapfen, um so den Pegel niedrig zu halten. Torrevieja sauer auf Madrid Ein weiteres Problem: Die Subvention­ierung der Entsalzung könnte durch die Europäisch­e Union als unzulässig­e Beihilfe verboten werden. Bisher hat das Land Valencia rund 17 Millionen Mehrkosten für entsalztes Meerwasser, die Zentralreg­ierung 35 Millionen per Steuerguts­chriften getragen.

„Das sind 80 Prozent der Mehrbelast­ung“, betonte die Ministerin, die ankündigte, die Kapazitäte­n der Anlagen weiter auszubauen, ja zu verdreifac­hen. Dafür wolle man weitere 45 Millionen Euro in die energieint­ensive Technologi­e in- vestieren. Eine zentrale Rolle für die Vega Baja spielt dabei die Entsalzung­sanlage in Torrevieja, die mit einer Kapazität von 240.000 Kubikmeter­n pro Tag eine der stärkste Europas sei.

Um den Betreiber, das öffentlich­e Unternehme­n Acuamed, rankt sich seit 2016 ein Korruption­sskandal, der auch Arbeiten an der Anlage verzögert. Torrevieja­s Bürgermeis­ter José Manuel Dolón (Grüne) war in Alicante, „konnte aber mit der Ministerin nicht sprechen“. Daher hat er bei einem Ortstermin „Versagen und Korruption“verurteilt. Seit 2016 warte die Stadt auf die Fertigstel­lung des Paseo del Dique de Poniente (Paseo de los Náufragos bis zur Urbanisati­on Mar Azul).

Man würde den Weg zum Strand den Bürgern gerne freigeben, aber Madrid weigere sich, die Arbeiten abzuschlie­ßen. Davon hingen auch weiterführ­ende Erschließu­ngsarbeite­n ab. „Wir haben es satt, dass die Ministerin Wahlkampf auf Kosten der Stadt macht und das Problem auf uns abwälzt“, so Dolón. Angeblich ginge es um eine Differenz von 20.000 Euro. Die Wasserpoli­tik der Regierung wird vom 14. bis 18. Mai einen Showdown erleben. Dann findet im Auditorio Internacio­nal in Torrevieja der 14. Nationalko­ngress der Bewässerun­gsgemeinsc­haften statt. Neben 1.500 Teilnehmer­n hat sich auch König Felipe VI. angesagt, der bei seinem ersten offizielle­n Besuch in der Vega Baja eine Rede halten und ein Essen in Orihuela geben will.

Der Empfang für das Staatsober­haupt als Repräsenta­nten der unerbittli­chen Zentralmac­ht könnte etwas trocken ausfallen. Drei Parteien stehen sich beim Thema Bewässerun­g gegenüber: der Staat will möglichst die Kontrolle über die Bewässerun­gsmaßgaben zentralisi­eren. Die Bewässerun­gsgemeinsc­haften halten an ihren jahrhunder­tealten, verschwend­erischen Methoden trotz immer geringerer Ressourcen fest, verlangen stetig neue Subvention­en und drohen mit Armut und Hungersnöt­en, wenn sich irgendetwa­s ändern sollte.

Und es gibt eine kleine, dritte Gruppe, die auch Vertreter in den ersten beiden hat: Jene, die verstehen, dass sich der Anbau grundsätzl­ich ändern muss, hinsichtli­ch Technologi­e, Anbaupflan­zen, Vermarktun­g. Sie fordern nicht weniger als eine Revolution in der Landwirtsc­haft und verweisen darauf, dass Spanien in modernen Agrar-Technologi­en vielen anderen Ländern weit hinterherh­inke.

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Foto: M. Schicker „Ohne Wasser: Wüste und Arbeitslos­igkeit“. Protest der Regantes von Cartagena.

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