Zum Tod auf N-332
Dort, wo Vater starb: Nach langer Verletzung radelt Andrés Contreras zur Unfallstelle in Oliva
Jávea – se. Andrés Contreras ist auf dem Rad zum Kilometer 205 der Nationalstraße N-332 zurückgekehrt, dem Ort an dem er am 7. Mai bei einem grauenvollen Unfall seinen Vater verlor. Eine junge Frau, die betrunken war und unter Drogen stand, raste frontal in eine Gruppe von Radsportlern. Der 53jährige Luis Alberto Contreras und der 28-jährige Edu Monfort starben am Unfallort, der 28-jährige José Albi später im Krankenhaus. Andrés Contreras und ein weiterer Radsportler wurden schwer verletzt. An diesem fatalen 7. Mai war in Spanien Muttertag, Andrés Contreras wählte für die Rückkehr zum Unfallort den 19. März, den spanischen Vatertag.
CBN: War es das erste Mal, dass Sie wieder Rad fuhren?
Nein, mir war schon nach der Entlassung aus der Intensivstation klar, dass ich wieder aufs Rad steigen wollte. Ich peilte das Weihnachtsrennen in Jávea, die Carrera del Pavo, als Ziel an. Im Vorfeld fuhr ich dann zehn Kilometer nach Gata de Gorgos, um meine Kondition zu prüfen – schließlich war ich lange nur auf dem Heimtrainer geradelt. Bei diesen ersten Fahrten hatte ich aber nur ein geliehenes Rad, das umgebaut war, damit ich es mit Beinschienen benutzen konnte.
Inzwischen haben Sie aber ein eigenes Rad?
Ja, jetzt trage ich nur noch einen kleinen Kunststoffgips am Schienbein. Ich habe ein Rad gekauft und wollte mir endlich wieder den Wind um die Nase wehen lassen und meinem Vater am Vatertag am Unfallort die Ehre erweisen.
Sie lagen zwei Wochen im Koma, waren fünf Monate im Krankenhaus und sind immer noch täglich in Behandlung. Macht Ihnen das Radfahren keine Angst?
Angst habe ich nur vor der N-332. Sie ist eigentlich keine besonders gefährliche Straße, hat breite Seitenstreifen und gute Sicht. Aber die Autos fahren leider oft zu schnell. Wir sind also über Nebenstraßen bis fast an den Unfallort gefahren und hatten zur Sicherheit sogar ein Begleitfahrzeug dabei.
Sie haben nach dem Unfall eine Mission.
Ja. Es gibt immer mehr Sportler auf den Straßen – nicht nur Radler sondern auch Läufer – und die Fahrer werden immer rücksichtsloser. Sie verlieren die Geduld und sind wohl auch generell immer gestresster. Ich betreibe Öffentlichkeitsarbeit und bitte Sportler und Fahrer, auf ihren gesunden Menschenverstand zu hören und geduldig zu sein. Niemand ist perfekt.
Zu den Themen Rücksicht und Verantwortung halten Sie auch Vorträge in Schulen?
Ja, denn 99 Prozent der Schüler fahren Rad. Ich mache ihnen klar, dass alles, was man tut, Konsequenzen hat, wie wichtig Sicherheit ist und dass man auch auf dem Rad alle Verkehrsregeln einhalten muss. Den Jüngeren zeige ich an meinem Beispiel, dass man auch die schlimmsten Probleme im Leben überwinden kann. Bei den Älteren setze ich auf den Abschreckungseffekt und zeige ihnen anhand von Unfallfotos, was alles passieren kann. Ich hoffe, dass alle Kinder und Jugendliche ihr Wissen auch in die Familien tragen und die Eltern ansprechen, wenn sie beim Fahren aufs Handy schauen oder rücksichtslos überholen.
Sie wenden sich auch an Erwachsene. Was würden Sie unseren Lesern sagen?
Fahren Sie jetzt im Frühling Rad, Sport ist gesund. Aber achten Sie strikt auf Sicherheit und informieren Sie sich als Rad- oder Autofahrer über die Verkehrsregeln. Denn da herrscht viel Unsicherheit, die gefährlich werden kann.