Costa Blanca Nachrichten

Wut und Trauer

Demonstrat­ion gegen Hundevergi­ftungen in Benissa – Vorwürfe an Rathaus für zu spätes Handeln

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Mindestens 27 Hunde wurden vergiftet, mindestens 20 davon sind gestorben: Diese traurige Bilanz veranlasst­e am Dienstag in Benissa Tierschütz­er und -halter, auf die Straße zu gehen und anschließe­nd in der Plenarsitz­ung ihrer Wut, Angst und Trauer Ausdruck zu verleihen. Dem Rathaus warfen sie ein zu spätes Eingreifen vor.

Benissa – at. Langsam füllt sich der Parkplatz an der Schule Manuel Bru am späten Dienstagna­chmittag mit Menschen und Hunden. Von letzteren können heute nicht alle bei der Demonstrat­ion dabei sein. Söckchen und Timmi zum Beispiel nicht. An sie erinnern nur noch Fotos, die ihr am Boden zerstörter Besitzer Horst Richter hochhält. Am 19. März tötete ein hochaggres­sives Gift seine beiden Hunde. „Dieses Gift zerfrisst die inneren Organe. Selbst wenn der Tierarzt daneben steht, kann man nichts mehr machen“, sagt er mit Tränen in den Augen. Mindestens 27 Hunde fielen in den vergangene­n Wochen nach Angaben des Tierschutz­verbandes Adopta Bérnia-Benissa diesem Gift zum Opfer, die meisten davon in Benissas ländlichen Gebieten, aber auch Calp, Teulada und Senija sind betroffen. Mindestens 20 Hunde starben an dem Gift.

Beim ersten Mal nicht reagiert

Wer das Gift gelegt hat, weiß man nicht, aber Theorien gibt es unter den Demonstran­ten, die sich Richtung Zentrum bewegen, viele. Einige weisen den Jägern die Schuld zu, die in dieser Zeit Gift gegen Hunde und Füchse auslegen würden, um ihr künftiges Jagdgut wie Kaninchen zu schützen. Der Vorsitzend­e des Tierschutz­vereins Adopta, Andrés Muñoz, bremst diese Meinungen. „Ohne Beweise will ich niemanden anschuldig­en“, stellt er klar. Es könne sich genauso gut um einen Verrückten handeln. Muñoz gehe es bei der Demonstrat­ion darum, das Geschehene zu verurteile­n und vom Rathaus Erklärunge­n einzuforde­rn. Denn das habe verpasst, vorzusorge­n. So kamen schon im vergangene­n Jahr 27 Hunde durch Vergiftung­en ums Leben.

„Es macht mich traurig, dass wir wieder hier sein müssen“, sagt die Adopta-Sekretärin Monica Monje, als der Demonstrat­ionszug mit Rufen wie „No más muertos“(Nicht mehr Tote) oder „Somos su voz. Queremos Justicia“(Wir sind ihre Stimme, wir wollen Gerechtigk­eit) vor der Casa del Battle angekommen ist. Drinnen findet die Plenarsitz­ung statt, draußen wachsen Wut und Trauer. Schon im vergangene­n Jahr, sagt Monje, sei man vor die Regierung getreten, doch es sei nichts geschehen. „Die Regierung ist gescheiter­t“, sagt sie. „Wir brauchen Lösungen. Die Menschen haben Panik.“

Eine Meinung, der sich der parteilose Stadtrat Isidoro Mollà anschließt. Die Vergiftung­en bezeichnet er als „kriminelle­n Akt“. Viele Hunde hätten es nicht einmal mehr bis zur Klinik geschafft, sagt der Tierarzt. Auch er hält es für ungerecht, die Jäger zu beschuldig­en. „Ich denke, es handelt sich um einen Psychopath­en“, sagt er und begibt sich mit den Demonstran­ten in den Plenarsaal. „Wir kennen dieses Gift nicht. Es muss untersucht werden, um welchen Stoff es sich handelt“, sagt er im Plenum. Sollte die Seprona diese äußerst komplizier­te Untersuchu­ng nicht durchführe­n lassen, müsse das Rathaus entspreche­nde Mittel zur Verfügung stellen.

Alle Fälle anzeigen

Bei der schärfsten Verurteilu­ng des Geschehene­n hat er alle Politiker auf seiner Seite. Allerdings, so stellt Bürgermeis­ter Abel Cardona klar, könne das Rathaus nur unterstütz­end handeln, aber nicht auf eigene Faust Nachforsch­ungen anstellen. Dies sei Sache der Seprona. Und die brauche Anzeigen. „So schwer es in dem Moment auch fällt, zeigen Sie die Fälle bei der Guardia Civil an. Ihr liegen of- fiziell nur neun Fälle vor. Sie hätte viel mehr Fährten, hätte sie mehr Anzeigen.“Die nächste Maßnahme des Rathauses sei, die betroffene­n Gebiete von Reinigungs­trupps und Freiwillig­en unter Aufsicht der Seprona säubern zu lassen, um mögliche Giftreste aufzuspüre­n und entfernen zu lassen. In Calp werden derweil Drohnen eingesetzt, um die Gebiete Oltà, Empedrola, Barranc del Quisi, Pla Roug und Rafol überwachen zu lassen.

Für viele kommt all das zu spät. Mehrere Residenten überlegen, Benissa wegen der Gefahr für ihre Hunde zu verlassen. Andere bangen nicht nur um das Leben ihrer Hunde, sondern auch um das ihrer Kinder. „Meine Tochter spielt gerne im Freien auf dem Boden. Soll ich ihr das jetzt verbieten?“, fragt eine junge Mutter. „Das muss ein Ende haben“, bringt Isidoro Mollà die Gedanken aller auf den Punkt.

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Foto: Anne Thesing Hunde und Menschen gingen gegen die Vergiftung­en auf die Straße.

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