Akrobaten im Krankenhaus
Kunstdozentin Imma Mengual bringt Farbe in Notaufnahmen und Krebsstationen kleiner Patienten
Dénia – ab. Imma Mengual gehört zu den Menschen, die andere begeistern, sie mit ihrer offenen und fröhlichen Art mitreißen kann. Doch bei einem Thema wird die Kunstdozentin, die an der Universität Miguel Hernández in Altea lehrt, sehr ernst. Nämlich dann, wenn es um ihren Einsatz auf Kinderstationen von Krankenhäusern in der Region geht.
Ihr jüngstes Wirken: Mit ihrer Schülerin María Laudes hat die Denianerin die Kinder-Notaufnahmestation des Kreiskrankenhauses von Villajoyosa in einen Zirkus mit Seiltänzern, Trapezkünstlern, Jongleuren und Akrobaten umgestaltet. „Tiere haben wir aus pädagogischen Gründen weggelassen“, sagt Mengual. „Die haben im Zirkus nichts mehr verloren.“
Die Bildhauerin und Grafikdesignerin wirkt sehr nachdenklich, als sie sagt: „Alles, mit dem Kinder, denen es gesundheitlich schlecht geht, abgelenkt werden können, und sei es nur für eine bestimmte Zeit, ist wichtig für ihren Heilungsprozess.“
Sie und ihre Schülerin hätten sich in Villajoyosa mächtig beeilt, fertig zu werden, sagt die Dozentin. „Außer den Zirkusfiguren, die wir auf Wände, Decken und Türen gemalt haben, ‚spannten‘ wir auf dem Gang ein selbstklebendes Vinyl-Band zum Balancieren, das von den Ärzten schließlich sogar für Gleichgewichts-Tests angenommen wurde. Im Wartezimmer gibt es nun eine Vorrichtung zum Werfen von Bällen mit Klettverschlüssen und einen Spiegel, der das Spiegelbild verzerrt.“
Innerhalb von zwei Stunden sei der Hauptteil ihrer Arbeit erledigt gewesen. „Es war uns sehr wichtig, nicht unnötig Unruhe in die Notaufnahme zu bringen“, sagt die Spanierin. Sie sehe ihr Hauptziel in Villajoyosa erreicht, nämlich der nüchternen, sterilen Atmosphäre mit der bunten Bemalung etwas die Tragik zu nehmen. „Es treibt mir zuweilen die Tränen in die Augen, wenn ich bei meiner Gestaltungsarbeit an Krankenhäusern mit schwerkranken Kindern konfrontiert werde“, meint die Denianerin und spielt damit auf die KinderKrebsabteilung der Uniklinik Alicante an, der sie vor zwei Jahren einen neuen Anstrich verpasst hat.
Ein Projekt ergibt das nächste
„Weil Kinder dort häufig längere Zeit stationär behandelt werden und ich das Thema frei wählen konnte, entstanden auf der Station Motive, die das Motto ‚Wie daheim‘ hatten“, erzählt Mengual.
So sind dort nun alle möglichen Flächen mit Einrichtungsgegenständen wie Stühlen, Lampen und Regalen dekoriert, an den Wänden kriechen Schnecken hoch und durch einen imaginären Garten fliegen Schmetterlinge, laufen Hühner und schaut ein Pferd um die Ecke.
Ihr schönster Lohn: „Wenn sich die Kinder an der Bemalung beteiligen und Spaß haben“, sagt Mengual. „Oder wenn mir die Eltern eines schwerkranken Kindes unter Tränen sagen, dass ihr Sohn oder ihre Tochter eine Weile vergessen hat, im Krankenhaus zu sein.“
Spätestens jetzt wird deutlich, wie sehr der Künstlerin diese Arbeit am Herzen liegt, und das, obwohl sie oft nicht honoriert wird, sondern nur die Material- und Fahrtkosten gedeckt sind.
Ein Projekt ergebe das nächste, erzählt die Dozentin euphorisch. „Die Arbeit an der Uniklinik vor zwei Jahren machte viel Wirbel in den Medien und brachte mir die Anfrage des Kreiskrankenhauses in Orihuela ein, wo mittlerweile die erste von zwei Phasen abgeschlossen ist – finanziert von der Betreiberin eines Benefizladens in Almoradí.“Das Kreiskrankenhaus von Torrevieja habe inzwischen ebenfalls Interesse bekundet und vor kurzem sei ihr eine Anfrage aus Granada zugegangen.