Gebell und Gekläff
Coco loco: Wie ein kleiner Streuner das Rathaus Torrevieja in Atem hielt
Yorkshire Terrier Coco hat der Stadtregierung in Torrevieja ans Bein gepinkelt. Als der Streuner mangels Chip im Tierheim landete, ließ Stadträtin Morate sich in den Sozialen Netzwerken auf einen Schlagabtausch mit den Haltern ein und vergriff sich im Ton. Elf Tage lang dauerte der Zoff, aus dem Coco als Siegerin mit Chip hervorging.
Die ausgebüchste Yorkshire-Terrier-Dame Coco hat eine mittlere Politikkrise im Rathaus von Torrevieja ausgelöst und ein Beispiel geliefert, wie mangelnde oder falsche Kommunikation ins Maßlose eskalieren können. Den Eigentümern, die in León leben, ist das Tier während der Semana Santa in Torrevieja abhanden gekommen, die Polizei sammelte es ein und gab es in der kommunalen Tierschutzstation ab. Diese verweigerte den Besitzern zunächst die Herausgabe, weil die Guardia Civil angeblich darum gebeten hätte, wegen des „schlechten hygienischen Zustandes des Tieres“. Eine Expertise, die eigentlich den Veterinären obliegt.
Der Fall ging an die Grünenpolitikerin Carmen Morate, Stadträtin für Tierschutz von Torrevieja und Dienstherrin des Tierasyls. Die Hundebesitzer waren nicht erfreut, umsonst aus dem Norden anzureisen und ihren vierbeinigen Liebling nicht in Empfang nehmen zu dürfen. Ihrem Ärger machten sie sich auf Facebook Luft, in drastischen Worten, die Stadträtin wurde be- schimpft und als Diebin bezeichnet.
Morate bestand auf der Einhaltung der bürokratischen Vorgaben und antwortete nicht weniger drastisch. Die Eigentümer sollten „den Scheiß, den ihr in den sozialen Netzwerken gepostet habt, erst löschen, vorher gibt es keinen Hund, erst dann können wir reden.“Weitere Nettigkeiten wurden per Telefon ausgetauscht und aufgezeichnet, dann redete man gar nicht mehr miteinander.
Die Besitzer zeigten die Stadträtin an, diese antwortete mit einer Gegenanzeige. Ein klarer Fall von Amtsmissbrauch, natürlich, auch wenn man mildernd in Erwägung ziehen sollte, dass Politiker dem „Online-Mob“tagtäglich hilflos ausgeliefert sind, berechtigt oder nicht.
Die PP-Rathausopposition fordert den Rücktritt von Stadträtin Morate und eine klare Kante seitens des Bürgermeisters, der ihr Parteifreund ist. Die Volkspartei hielt Morate vor, auch in anderen Fällen ihre Amtsunfähigkeit belegt zu haben, zum Beispiel als sie feststellte, dass es verantwortungslos von Eltern sei, Kindern Milchprodukte zu geben, da wissenschaftlich ihren Worten zufolge längst erwiesen sei, dass Laktose schlecht für den Körper sei.
Stadträtin gibt sich zerknirscht
Andere Gruppen wie Contigo Torrevieja und Ciudadanos forderten ein klärendes Gespräch. Am Montag bat Morate öffentlich um Entschuldigung für den entgleisten Ton.
Der kleine Terrier Coco, der die Stadträtin mit seinem Freiheitsdrang so aus der Bahn geworfen hatte, wurde amtsbehandelt. Am Mittwoch ist er nach elftägigem Schlagabtausch gesund und munter und nun mit Chip zu seinen Frauund Herrchen zurückgekommen.