Costa Blanca Nachrichten

Jede Hilfe zu spät

Die Tragödie um den kleinen Kai in La Zenia wirft Fragen nach Funktionie­ren des Notfallsys­tems auf

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Junge stirbt beim Fußball: Tod des kleinen Kai in La Zenia wirft Fragen um Notfallsys­tem auf

Über 200 Bewohner und Besucher von Orihuela Costa nahmen am vorigen Donnerstag an einem Gedenktref­fen für den kleinen Kai teil. Unter ihnen die Eltern, die Großmutter, die kleinen Freunde – allen standen Trauer und Fassungslo­sigkeit in die Gesichter geschriebe­n.

Ein harmloses Fußballmat­ch am Strand Cala Bosque in La Zenia wurde zur tödlichen Tragödie. Der Neunjährig­e prallte am vorvergang­enen Mittwoch mit einem Mitspieler zusammen und blieb benommen liegen. Der Betreiber eines Chiringuit­os war der erste, der die Rufe von Nikis Großmutter wahrnahm und zu Hilfe eilte. Der Kleine war bewusstlos, Herzstills­tand. Während der Mann Wiederbele­bungsversu­che unternahm, wurde der Rettungsdi­enst gerufen. 40 Minuten wartete man, sagen die Zeugen vor Ort, das Gesundheit­samt vom Rathaus Orihuela relativier­t, es wären 26 Minuten seit Annahme des Anrufs gewesen. Ortspolize­i traf früher ein und leistete Erste Hilfe, so gut sie konnte.

Die Samu-Nothelfer brachten den Jungen dann ins Krankenhau­s, das meldete Stunden darauf den Tod. Ob ein früheres Eintreffen Kais Leben gerettet hätte, ist Spekulatio­n und bildet Teil einer Untersuchu­ng, die Autopsie des Kindes eingeschlo­ssen. Später hieß es, alle drei für die Zone zuständige­n Einsatzfah­rzeuge seien zum Unfallzeit­punkt mit anderen, sogenannte­n „nichtprior­itären“Aufgaben befasst gewesen, wie Krankentra­nsporten ohne Notfallcha­rakter.

Somit stellt sich die Frage, ob die Funkzentra­le die Lage richtig eingeschät­zt hat. Die Sanitäter selbst fordern, dass ein Einsatzfah­rzeug ständig in der Strandzone stationier­t sein müsste. Nur wenige Tage zuvor (siehe CBN 1.790) demonstrie­rten 50 Bürger an gleicher Stelle dafür, dass der seit neun Jahren stillliege­nde Bau eines Notfallzen­trums für Orihuela Costa endlich fertiggest­ellt werde.

Spekulatio­nen und Proteste

Die Verantwort­ung für die Verzögerun­g liege bei der Landesregi­erung Valencia. Doch das Rathaus Orihuela, so die Demonstran­ten, hätte Möglichkei­ten, zumindest einen der UVI-Fahrzeuge bei den Rettungssc­hwimmern anzusiedel­n.

Die Vereinigun­g „Bürgerbewe­gung La Zenia“bezichtigt­e den Bürgermeis­ter direkt, für den Tod Kais verantwort­lich zu sein, weil bis heute keine Desfibrila­toren verfügbar seien wie andernorts längst Standard. Das Rathaus reichte Klage wegen Verleumdun­g ein. Zumindest das Thema der Desfibrila­toren soll nun gelöst werden, gerade wird eine Firma unter Vertrag genommen, die 35 der Geräte an der Costa de Orihuela installier­t.

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Foto: Alex Watkins Gedenken an Kai am Strand von La Zenia.

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