Costa Blanca Nachrichten

Zur Zukunft der Gießkanne

Kongress der spanischen Bewässerun­gsgemeinsc­haften sucht Weichenste­llungen gegen Wassermang­el

- Revolution muss warten

Torrevieja – mar. Mehr als 1.000 Teilnehmer versammelt­en sich vom 15. bis 18. Mai im Auditorio Internacio­nal von Torrevieja zum 14. Kongress der spanischen Bewässerun­gsgemeinsc­haften, um unter dem Motto „Das Wasser, das uns eint“Lösungen für das Wasserprob­lem im Südosten der Iberischen Halbinsel auszuloten. Der offenbar als Marketing-Gag angekündig­te Besuch von Staatsober­haupt König Felipe blieb aus, offiziell aus Termingrün­den.

Wie wichtig das Thema der Bewässerun­g ist, belegte die Anwesenhei­t von Politpromi­nenz am Eröffnungs­tag. Neben dem Präsidente­n der valenciani­schen Landesregi­erung, Ximo Puig (PSOE), und Provinzver­waltungsch­ef César Sánchez (PP) war auch die Madrider PP-Landwirtsc­hafts- und Umweltmini­sterin Isabel Tejerina nach Torrreviej­a gekommen.

Die Ministerin warb für den großen „Staatspakt für Wasser“, mit dem man dem Verteilung­sdilemma bei sinkenden Wasserrese­rven beikommen will. Sie forderte „einen breiten Konsens der Parteien“, beharrt aber auf der zentralen Kontrolle Madrids über die Wasserzute­ilung und will die Überleitun­gssysteme noch ausbauen. Sie erklärte: „Je mehr wir sparen, umso mehr können wir mit dem vorhandene­n Wasser wirtschaft­en. Tejerina kündigte ferner an, dass die Einführung neuer Technologi­en und alternativ­er Bewässerun­gssysteme, die Aufbereitu­ng, aber auch die umstritten­e Meerwasser­entsalzung sowie eine Förderung nachhaltig­er Bewirtscha­ftung breiteren Raum einnehmen und mehr Mittel im Staatspakt erhalten würden als das bis jetzt der Fall gewesen sei.

Madrid hatte die Bauern des Tajo-Segura-Systems in Murcia und der Vega Baja verärgert, weil sie aus Mangel an Reserven den Wasserzufl­uss sperren ließ. Im Moment sind die Kanäle wieder offen, zumindest bis Juni, was aber den Protest kastilisch­er Bewässerun­gsverbände auslöste, die sich um ihr Nass bestohlen fühlen.

Die altehrwürd­igen Bewässerun­gsgemeinsc­haften treten indes auf die Bremse, was Neuerungen anbetrifft. Durch deren Systeme fließen über 70 Prozent des in Spanien verfügbare­n Trinkwasse­rs teilweise bis zu 500 Kilometer weit zu den Feldern. Sie fordern heute die gleichen Mengen Wasser zu gleichblei­bend günstigen Bedingunge­n und halten an der tradierten Flutung fest, die noch von den Mauren überliefer­t ist.

Demonstran­ten forderten vor den Augen der Politiker eine Preisgaran­tie von 30 Cent pro Kubikmeter. Wassermang­el und Entsalzung hatten den Preis mehr als verdreifac­ht, was zigtausend­e Arbeitsplä­tze und eine ganze Industrie gefähr- de. Derzeit subvention­iert der Steuerzahl­er über die Landeskass­e die Forderunge­n der Agrarwirts­chaft. Die expandiere­nde Lebensmitt­el-Industrie, die ausgerechn­et in einer der trockenste­n Gegenden ihre Stellung als Obst- und Gemüsegart­en Europas ausbaut, ist der eigentlich­e Kern des Problems, um den die Teilnehmer gekonnt herumknabb­erten. Innovative Ideen bekam man in Vorträgen und der Messe lediglich im Rahmen der tradierten Systeme geliefert. Internatio­naler Wissenstra­nsfer blieb ebenso aus wie die geforderte „Revolution in der Landwirtsc­haft“. Man blieb unter sich.

Die expandiere­nde Lebensmitt­elindustri­e ist der Kern des Problems

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Foto: M.Schicker Ministerin Tejerina, Ministerpr­äsident Puig und Torrevieja­s Bürgermeis­ter Dolón.

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