Der schwierige soziale Aufstieg
Die OECD-Wissenschaftler haben für ihre Studie zur sozialen Mobilität einen besonderen Begriff gewählt: „klebrige Böden“. Damit meinen sie, dass Menschen aus niedrigen gesellschaftlichen Schichten es schwer haben, sozial aufzusteigen. Sie bleiben „kleben“. Das ist an sich keine sonderlich neue Erkenntnis, doch interessant sind die Zahlen allemal.
Die Studie unterscheidet zwischen langfristiger und kurzfristiger Mobilität. So dauert es in einem durchschnittlichen OECD-Land vier bis fünf Generationen, bis Menschen aus den unteren zehn Prozent auch nur in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Hier liegt Spanien gut im Schnitt mit einer Dauer von vier Generationen. In Deutschland zum Vergleich dauert dieser soziale Aufstieg sechs Generationen.
Betrachtet man indes das Gehalt, gibt es OECD-weit dennoch einen grundlegenden Aufstieg in höhere Gehaltsgruppen. Generell schaffen es etwa zwei Drittel der Kinder von wenig verdienenden Eltern im Laufe ihres Lebens, mehr zu verdienen als ihre Eltern. In der Analyse der kurzfristigen Aufstiegsmöglichkeiten schneidet Spanien aber deutlich schlechter ab. 64 Prozent der Personen, die ge- haltsmäßig zu den ärmsten 20 Prozent der Gesellschaft gehören, bleiben in Spanien ihr Leben lang auf dieser Gehaltsstufe. Im OECD-Schnitt sind es 57 Prozent. Überhaupt bewegt sich in der spanischen Gesellschaft laut OECD-Studie derzeit wenig beim Gehalt. 55 Prozent der arbeitenden Bevölkerung bleiben – über einen Zeitraum von vier Jahren betrachtet – auf derselben Gehaltsstufe.
Die Gründe für das schlechtere Abschneiden bei den kurzfristigen Aufstiegsmöglichen nennt die OECD auch: die hohe Zahl an Langzeitabeitslosen, die hohe Zahl an befristeten Arbeitsverhältnissen ohne Aufstiegschancen sowie die hohe Zahl an Schulabbrechern. (tl)