Beben im Norden
Nach Erdstößen in der Marina Alta: Geologe Pedro Alfaro García plädiert für bessere Überwachung
Erdstöße in Calp und Moraira: Geologen bemängeln unzureichende seismologische Überwachung
Calp/Teulada-Moraira – ms/sk. Anwohner und Urlauber in der Marina Alta sind in der Nacht zum Donnerstag, 26. Juli, unsanft aus dem Schlaf gerüttelt worden: Um 1.45 Uhr erschütterte ein Erdbeben der Stärke 3,1 die Gegend rund um Calp, Benissa, Gata de Gorgos und Jávea. Laut dem Nationalen Institut für Geographie (IGN) lag das Epizentrum in zwölf Kilometern Tiefe vor der Calper Küste auf Höhe des Fossa-Strandes.
27 Personen riefen die Notrufnummer 112 an und berichteten von einem lauten Knall, klirrenden Fenstern und ruckenden Möbeln. Größere Schäden wurden nicht gemeldet. Wenig später, um 3.05 und um 3.25 Uhr, waren zwei Nachbeben der Stärken 2,0 und 2,2 zu spüren.
Überwachung unzureichend
Ein weiteres Beben mit 3,0 erschütterte dann am Donnerstagnachmittag um 16.35 Uhr die Marina Alta. Diesmal lag das Epizentrum laut IGN zwischen Moraira und Benissa in der Partida Sabatera in zwölf Kilometern Tiefe. Badegäste am Fossa-Strand spürten die Erschütterung, Bewohner Benissas oder der Urbanisation Monte Pedreguer berichteten von einer heftigen Erschütterung und sich bewegenden Möbeln. In Benissa fielen Steine von der Fassade der Kirche ab.
Auch wenn die Beben vergleichsweise schwach und die Schäden gering waren: Pedro Alfaro García vom Geologie-Lehrstuhl der Universität Alicante hält die seismologische Überwachung in der Marina Alta für unzureichend. „ Im Vergleich zum Süden der Provinz Alicante sind Beben im Norden eher selten, sie kommen aber vor und wir wissen zu wenig über sie“, sagt er. Getrennt sind beide Gegenden durch die sogenannte Erdspalte von Crevillent. „ Historisch gesehen handelt es sich im Norden und Süden um völlig unterschiedliche Gesteine, der Süden der Iberischen Halbinsel, der direkt am Berührungspunkt der eurasischen und afrikanischen Platte liegt, ist seismologisch deutlich aktiver. Und beide Platten nähern sich pro Jahr etwa fünf Millimeter aneinander an.“Dass in der Region hin und wieder die Erde ruckelt, ist also ganz normal.
Aus historischen Aufzeichnungen wissen die Experten, dass es aber auch im Norden der Comunidad Valenciana zu heftigeren Erdstößen kommen kann. So bebte es beispielsweise im Jahr 1236 in Tabernes de Valldigna oder 1748 in Montesa in der Provinz Valencia. „ Außerdem haben wir Informationen über ein stärkeres Beben 1644 in Alcoy“, so Alfaro. Damals gab es natürlich noch keine Magnitudenskala, die die Erdbebenstärke angab, aber die Wissenschaftler haben detaillierte Dokumentationen über die Schäden, die dabei entstanden.
Die Intensität eines Erdbebens, erklärt der Geologe, wird auf der Magnitudenskala – im Volksmund als Richterskala bekannt – in 30erSchritten angegeben. „ Das heißt, ein Beben der Stärke 4 ist 30 Mal heftiger als eines der Stärke 3.“Der verheerende Erdstoß 2011 in Lorca sei beispielsweise rund 1.000-fach stärker gewesen als die kürzlich in der Marina Alta registrierten Beben.
Gemessen werden die Erdstöße von seismologischen Messinstrumenten unter der Erdoberfläche – von denen gibt es in der Marina Alta relativ wenige, die Daten sind ungenau. Deshalb glaubt Alfaro entgegen der Angaben des IGN auch, dass das Epizentrum des ersten Bebens gar nicht im Meer vor Calp lag. „ Dafür sprechen auch Schilderungen von Anwohnern. Die Schäden deuten darauf hin, dass das Epizentrum auf dem Land, irgendwo zwischen Benissa und Teulada-Moraira lag“, so der Geologe. Messungenauigkeiten seien bei leichten Beben nichts Ungewöhnliches.
Bei stärkeren Erdstößen schickt das IGN normalerweise Wissenschaftler, die anhand der Nachbeben vor Ort genau feststellen sollen, wo das Epizentrum lag. „ In der Marina Alta fanden die Beben so kurz hintereinander statt, dass gar keine Zeit blieb, Experten zu schicken, außerdem gibt es solche leichten Beben täglich“, so Alfaro. Das Nationale Institut für Geographie (IGN) informiert über aktuelle Erdbeben und gibt Tipps zum richtigen Verhalten: www.ign.es
„Eurasische und afrikanische Platte nähern sich pro Jahr um fünf Millimeter an“