Costa Blanca Nachrichten

Frust statt Erntedank: Feuerbakte­rium vermiest Landwirten in Alcalalí und Umgebung die Mandelernt­e

Mandelbaue­rn in Zeiten der Xylella: Wut, Zukunftsan­gst und Durchhalte­vermögen

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Die Mandeln beginnen sich zu öffnen, von innen sind sie trocken genug. Zeit für den Landwirt Faustino Mestre aus Alcalalí, mit der Ernte zu beginnen. Mit der Weinlese sind wir durch, jetzt kommen die Mandeln“, sagt er, und es klingt zunächst nach einem ertragsrei­chem Arbeitsall­tag. Doch die Mandelbaue­rn sind in diesem Jahr alles andere als zufrieden, ist doch die Ernte vieler vom Feuerbakte­rium Xylella bedroht. Beziehungs­weise von den Maßnahmen der Landesregi­erung, rigoros alles auszureiße­n, was 100 Meter rund um einen befallenen Baum steht. Bisher wurden auf 200 Parzellen in 22 Gemeinden der Marina Alta, Baja und des Comtat insgesamt acht Herde identifizi­ert. 10.000 Bäume wurden bereits gefällt, weitere 45.800 müssten laut Plan folgen.

Mitten in die Ernte geplatzt

Auch in Alcalalí wurden im September 2017 zwei Krankheits­herde entdeckt. Doch nur eins der Felder wurde bisher gerodet. Also doch alles nicht so dringend? An anderer Stelle offenbar schon, wie sonst ist es zu erklären, dass die gefürchtet­e Rode-Maschine in der Marina Baja in der vergangene­n Woche just zu Erntebegin­n anrückte. Anderersei­ts hatte sie zuvor einen Monat Pause gemacht. Ein nicht nachvollzi­ehbarer Zeitplan, der bei den Landwirten zu Protesten führte. Immerhin: Die Landesregi­erung willigte in einen Aufschub bis nach der Ernte ein. Um jedenfalls die letzte Ausbeute der betroffene­n Bäume retten zu können.

Faustino Mestre ist zwar selbst nicht betroffen, aber er versteht den Unmut seiner Kollegen und ist, wie ein Großteil der Landwirte, generell nicht mit den Maßnahmen der Landesregi­erung einverstan­den, die sich mit dem rigorosen Abholzen an eine EU-Vorgabe hält. Wenn sie schon gegen die Xylella vorgehen wollen, dann bitte richtig“, sagt er.

Das Insekt, das die Bakterie übertrage, lege seine Eier gerne in wucherndes Unkraut rund um die im Winter ruhenden Mandelbäum­e, sagt Mestre. Wenn die Bäume wieder ihren Saft produziere­n, werden sie von dem Insekt befallen. Wenn keine Felder mit Unkraut verwildern würden, hätte auch die Krankheit keine Chance.“

Doch verwildert­e Felder gibt es immer mehr. Verständli­cherweise, findet Mestre. Welche Motivation soll denn ein 70-jähriger Landwirt noch haben, um weiterzuma­chen? Er bekommt wenig Geld für die Mandeln, die Mandelernt­e fällt aufgrund des Klimawande­ls immer geringer aus, und wenn sein Feld von der Xylella befallen ist, wird es, ohne ihn um Erlaubnis zu bitten und ohne die Analyseerg­ebnisse vorzuzeige­n, gerodet. Will er Entschädig­ung einfordern, muss er Unmengen an Voraussetz­ungen erfüllen.“

Faustino Mestre ist wütend, aber er macht weiter, ist er doch Mitglied der Produzente­ngemeinsch­aft Llauradors d’Alcalalí“, die erst im vergangene­n Jahr ihre neue Mandelmark­e Flor d’Alcalalí“auf den Markt gebracht hat. Mit Erfolg. Ein Erfolg, den er sich auch für die Zukunft wünscht. Auch wenn der Zeitpunkt offenbar nicht der beste ist.

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Foto: Ángel García In Alcalalí im Vall de Pop wurden im September 2017 zwei Krankheits­herde entdeckt.

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