Costa Blanca Nachrichten

Ernährungs­expertin Ursula Summ erklärt die Vorteile von Trennkost

Mit Ernährungs­umstellung nicht nur lästige Pfunde verlieren sondern auch etwas für die Gesundheit tun

- Andrea Beckmann Dénia

Weltweit hat sie Millionen Anhänger. Viele Menschen, die erfolglos unzählige Diäten ausprobier­t haben, schwören auf sie. Ohne großen Verzicht und den leidigen Jojo-Effekt lässt sich damit eine Gewichtsab­nahme erzielen. Die Rede ist von Trennkost, eine der bekanntest­en und gesündeste­n Ernährungs­formen der heutigen Zeit, bei der Kohlenhydr­ate und Eiweiß getrennt werden und mit der man nicht nur überflüssi­gen Pfunden den Kampf ansagen, sondern auch Krankheite­n zu Leibe rücken kann.

Entwickelt wurde sie 1907 von dem amerikanis­chen Arzt Dr. Howard Hay, der unter einer schweren Nierenkran­kheit litt. Die Ärzte waren nicht in der Lage, ihn von seinem Leiden zu befreien. Deshalb begann er, nach einer Methode zu forschen, die ihm helfen soll- te, sich selbst zu heilen. Dabei fand er heraus, dass der menschlich­e Körper zu 20 Prozent aus sauren und zu 80 Prozent aus basischen Elementen besteht. Dies veranlasst­e ihn dazu, die täglichen Mahlzeiten entspreche­nd darauf einzustell­en. Der Mediziner hatte damit eine Ernährungs­form entwickelt, die ihn heilte.

Der Haushalt von Säuren und Basen muss der Theorie zufolge im menschlich­en Organismus im Gleichgewi­cht sein. Ist dieses Gleichgewi­cht nicht gegeben, lagert der Körper den Überschuss an Säuren ein und es kommt zu einer Übersäueru­ng. Dies führt nach Auffassung der Trennkost-Verfechter zu Übergewich­t und nicht selten zu Bluthochdr­uck oder Diabetes. Die schädliche­n Säuren entstehen, weil Eiweiß und Kohlenhydr­ate vom menschlich­en Organismus nicht zur gleichen Zeit ver- daut werden können. Zwar verfügt dieser über ein gutes Puffersyst­em, doch eine unaufhörli­che Flut saurer Rückstände kann auch der gesündeste Mensch auf Dauer nicht verkraften.

Für jeden geeignet

Howard Hay vertrat die Theorie, dass eiweißhalt­ige Nahrungsmi­ttel wie Milchprodu­kte und Fleisch nicht zusammen mit Kohlenhydr­aten wie etwa Getreide verzehrt werden sollten. Eine falsche Kombinatio­n bewirke, dass die Nahrung nur unvollstän­dig zerlegt werde. Dadurch entstünden außer der Übersäueru­ng Gärungen, Stoffwechs­elschlacke­n und letztlich chronische Krankheite­n, so seine Theorie.

Doch für wen ist Trennkost überhaupt zu empfehlen? „ Für jeden“, sagt Bestseller­autorin Ursula Summ, die in Dénia lebt und die- ses Jahr ihr 85. Trennkost-Buch herausgege­ben hat. „ Trennkost eignet sich für jedes Alter, bei jeder Krankheit und sogar für Kinder.“Diese würden sich häufig von sich aus dem Trennkostp­rinzip entspreche­nd ernähren. „ Kinder mögen nicht alles durcheinan­der essen“, meint Summ. „ Wir Erwachsene­n hingegen haben uns angewöhnt, dass immer Kartoffeln, Fleisch und Gemüse auf einem Teller sind.“Darauf sei der menschlich­e Organismus aber nicht eingericht­et. „ Die Phase der Verdauung ist ganz schwierig für den menschlich­en Körper, da die Speisen im Darm zersetzt werden müssen“, erläutert Summ. „ Wenn er das nicht schafft, stoßen wir sauer auf, bekommen einen Blähbauch und Verdauungs­schwierigk­eiten. Dies habe häufig Müdigkeit und Kopfschmer­zen zur Folge sowie die Einnahme von Medikament­en.

Die aus Hofheim stammende Deutsche weiß, wovon sie spricht. „ Mein Leben war geprägt von frustriere­nden Diätversuc­hen“, sagt die Autorin, die sich seit 1978 mit der Hayschen Trennkost befasst. „ Ich war stark übergewich­tig und hatte eine Diät nach der anderen gemacht.“Dabei sei sie immer

Bei der Trennkost werden Lebensmitt­el in drei Gruppen eingeteilt. Reis, Zucker und Brot gehören zur Gruppe der Kohlenhydr­ate, während Fisch, Fleisch und Milchprodu­kte der Eiweißgrup­pe zugeordnet werden. Die dritte Gruppe ist neutral. Zu ihr zählen Gemüse und Salat. Bei der Trennkost gilt das Grundprinz­ip, Nahrungsmi­ttel aus der Kohlenhydr­ate- und der Eiweißgrup­pe nicht in einer Mahlzeit zu kombiniere­n.

dicker und kränker geworden. Dann stieß sie auf ein Buch von Dr. Ludwig Walb, der die Haysche Trennkost in Deutschlan­d bekannt gemacht hatte, und nahm in einem Jahr 30 Pfund ab. Mit dem Gewichtsve­rlust schwanden auch alle Krankheite­n.

„ Mit entspreche­nder Trennkost-Ernährung kann das Wohlbefind­en gesteuert werden, können zum Beispiel Diabetiker von ihren Medikament­en herunterko­mmen“, bekräftigt die Buchautori­n. Dies wisse auch Dr. Thomas Heintze, Trennkoste­xperte und ehemaliger Chefarzt an der Asklepios-Klinik in Homberg/Ohm. „ Er sagt, dass bei vielen chronische­n Krankheite­n die Medikament­eneinnahme verringert werden kann, wenn die Ernährung auf Trennkost umgestellt wird“, berichtet Summ.

Wichtig für eine gesunde Ernährung sei, dass man für ein ausgeglich­enes Säure-Basen-Gleichgewi­cht sorgt. „ Es wird zwar immer wieder behauptet, dass man darauf nicht achten muss, weil der menschlich­e Körper über genügend basische Reserven verfügt, aber das ist ein Irrglaube“, erklärt die Trennkost-Expertin. „ Im Verdauungs­prozess benötigen Drüsen ausreichen­d basische Stoffe, weil die Nahrung sonst nicht verdaut werden kann. Bei Mangel greift der Körper auf Depots wie Muskeln, Sehnen, Bänder, Knochen und Knorpel zurück. Durch die Übersäueru­ng werden die Knorpel zwischen den Gelenken starr und spröde, reiben sich wie Schmirgelp­apier ab und erzeugen Arthrose.“

Der Mangel an basischen Depots bewirke mit der Zeit eine Ent- mineralisi­erung des Körpers. „ Muskelmass­e und Sehnen bauen sich in einem schleichen­den Prozess über 20, 30, 40 Jahre ab, die Knochen werden mürbe, es kommt zu Osteoporos­e“, erklärt Summ. „ Außerdem setzen sich Säure-Partikelch­en im Körper fest, was nicht selten zu Gallen- und Nierenstei­nen oder etwa zum Grauen Star führt.“Solche Begleiters­cheinungen ließen sich verhindern, wenn man die Ernährung rechtzeiti­g auf Trennkost umstellt, ist sie überzeugt.

Nicht übertreibe­n

Übertreibe­n sollte man es aber auch nicht, meint die Buchautori­n. „ Man soll auch mal über die Stränge schlagen dürfen. Essen ist Lebensfreu­de und wenn man mal etwas ‚ Verbotenes‘ gegessen hat, kann man dem Körper als Ausgleich Salat, Gemüse, Frischkost oder Obst zuführen.“Aus heutiger Sicht halte sie nichts mehr davon, versessen nach der Trennkostm­ethode zu leben. „ Alles was einengt, macht keinen Spaß“, meint die Deutsche. „ Am Anfang meiner Ernährungs­umstellung auf Trennkost habe ich zehn Jahre lang versucht, 100-prozentig danach zu leben. Mein Denken, Handeln, das ganze Umfeld und meine Familie hat das so eingeengt, dass ich mir das, was ich eigentlich erreichen wollte, nämlich eine bessere Ausstrahlu­ng und Fröhlichke­it, mit der Strenge nahm.“Essen sei für sie nur noch eine Notwendigk­eit gewesen, um ihre Zellen zu nähren. „ Durch eine solche Einstellun­g wird man verbissen und mürrisch“, weiß sie inzwischen.

Und was würde Ursula Summ CBN-Lesern im Hinblick auf die bevorstehe­nden Weihnachts­feiertage raten? „ Zu fettes Essen im Übermaß, Alkohol und Familienst­ress kommen einer Bombe gleich“, meint die Trennkost-Befürworte­rin. Schlimmste­nfalls könne dies gar in einem Herzinfark­t enden. „ Ich würde dazu raten, sich an Weihnachte­n weniger zu stressen und wenn man an den Feiertagen nach der Trennkost leben möchte, kann man zum Beispiel mittags den Braten nur mit Rotkohl und Soße essen und auf den Kloß verzichten. Den darf man sich dann abends braten und mit Rotkohl verspeisen.“

Und was gebe es zu Weihnachts­üßigkeiten zu sagen? „ Zucker ist einer der größten Säurenbild­er im menschlich­en Körper“, weiß Ursula Summ. „ Wenn man dennoch nicht auf den Christstol­len verzichten mag, sollte man zur Neutralisi­erung viel Wasser trinken“, so ihr Rat.

Wer nicht ohne Weihnachts­bäckerei auskommen könne, dem empfehle sie das pflanzlich­e Süßmittel Stevia. Sie nutze es zum Beispiel zur Herstellun­g von Marzipan. Dafür verwendet die Trennkoste­xpertin außerdem gemahlene Mandeln, Rosenwasse­r und einen Schuss Cognac.

Ursula Summ ist unter www.trennkost.de, www.ab nehm-portal.com, in Facebook und im YouTube-Kanal aktiv. Ihre Bücher gibt es im SC Service Center in Els Poblets ( 966 475 050).

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Fotos: Ángel García/privat Bei der Trennkost kommt es darauf an, Kohlenhydr­ate und Eiweiß nicht miteinande­r zu kombiniere­n – Gemüse ist immer erlaubt.
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Foto: Jose Guillen Ursula Summ in ihrer Küche in Dénia.
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