Rumäniens Union
Rumänien feiert am 1. Dezember 100 Jahre Marea Unire – Was das Jubiläum für Ausgewanderte in Spanien bedeutet
Am 1. Dezember 1918 führte die Vereinigung mehrerer Gebiete zur „großen Union“Rumäniens. Zu der Jahrhundertfeier bieten die Rumänen an der Costa Blanca fröhliche Feiern und viel Kultur. Was sie herbrachte, wie sie klarkommen, ihrem Ruf trotzen und was das Schöne und Tragische an ihrem Land ist, erzählen sie in der CBN.
Matei Albu aus Alicante freut sich auf Dezember. Da hat er mit einer Deutschlehrerin ausgemacht, den Unterricht für seinen Sohn Dragoș zu beginnen. So schließt sich für den 37-Jährigen ein Kreis. Denn als Kind hatte er eine deutsche Tagesmutter – in Rumänien. Albus Heimat feiert am 1. Dezember ein Jubiläum: 100 Jahre Marea Unire, die „ Große Union“, die 1918 das vereinte Rumänien entstehen ließ.
Eine Hauptrolle spielte das von Deutschen stark geprägte Transsilvanien. Hier kam Albu 1981 zur Welt. „ Es gab nur drei Monate Mutterschutz. Meine Eltern fanden Ilse, die alle nur Pumpi nannten. Sie blieb mit mir, bis ich in die Schule kam“, erzählt Albu. „ Dank ihr ist mir das Deutsche sehr nah.“
Bis heute habe er Kontakt zur Frau, die er einst „ Mama“nannte. Sie sei längst in Deutschland, wie die meisten Siebenbürger Sachsen, die jahrhundertelang in Rumänien gelebt hatten. „ Die Deutschen in Rumänien hatten immer den Ruf, fleißig und anständig zu sein“, sagt Albu. So sei auch zu erklären, dass der aktuelle Staatspräsident ein Siebenbürger ist: Klaus Johannis. Der Liberalkonservative war Bürgermeister in Albus Heimatort Sibiu alias Hermannstadt. Nun ist er als Mann bekannt, der, ausgerechnet zur 100-Jahres-Feier, mit der Staatsregierung im Clinch liegt.
Grund ist nicht nur der nationalistisch-europafeindliche Kurs der Sozialisten, sondern auch ihre Verflechtung mit der Vergangenheit. Nicht zuletzt wegen der Korruptionsskandale halten sie viele für direkte Nachfolger der Ära Ceaușes-
cu. Als Albu klein war, war sein Land weit weg von einer glänzenden Union. In vollem Gange war die kommunistische Diktatur.
Unter den Tyrannen des 20. Jahrhunderts war das Diktatorenpaar Ceaușescu besonders brutal und unzurechnungsfähig. Wie Andere predigte auch der „ Conducător“, Führer, Nicolae Ceaușes
cu den Kommunismus, und lebte selbst in Saus und Braus, umgeben von einem Personenkult, dem Viele noch heute verfallen sind.
Wie Andere betäubte er das Volk mit künstlicher Vollbeschäftigung, Wohnungen und dem Nötigsten, und unterdrückte die Minderheiten, allem voran die Ungarn. Den Deutschen erlaubte Ceaușescu immerhin die Sprache – anders als der Kommunismus direkt nach dem Krieg, der ihnen Hab und Gut geraubt hatte. Doch dann verkaufte der „ Führer“230.000 von ihnen an die Bundesrepublik, wie Vieh, in der Aktion mit dem Namen „ Geheimsache Kanal“.
Am schwersten aber wog das Experiment „ Dekret 770“. Um ein großrumänisches Volk zu züchten, verbot der Diktator Frauen die Geburtenkontrolle. Eine Katastrophe: Mütter trieben in illegalen Kliniken ab. Tausende Frauen starben. Missglückte Eingriffe brachten behinderte Kinder hervor, die mit anderen ungewollten Kindern in Heimen am Stadtrand landeten.
Kein Wunder wie der Mauerfall
Hier ist auch die Wurzel des Phänomens der Straßenkinder zu suchen, das das Land bis heute nicht gelöst hat. Tausende junge Menschen leben in Bukarest in der Kanalisation – unweit des „ Palasts des Volkes“, den Ceaușescu baute, nach dem Pentagon das zweitgrößte Verwaltungsgebäude der Welt.
Ein zweiter Grund für die streunenden Rumänen, die dem Land so einen schlechten Ruf bringen, betrifft die Roma. Die litten nicht nur am Antiziganismus des Diktators, sondern auch schon im Holocaust, als Rumänien, das im Krieg auf deutscher Seite stand, tausende in den Tod schickte. Dabei waren Roma in Rumänien bis 1856 noch Sklaven. Dass ihnen seitdem keine kulturelle Blüte gelang, lässt sich also nicht nur mit ihrer Lebensart erklären. Heute richten übrigens oftmals Zigeuner die verlassenen deutschen Dörfer wieder auf.
Bei den Bettlern oder Landarbeitern aus Rumänien, die man in Spanien seit Jahren sieht, handelt es sich jedoch nicht immer um Roma. Viele Rumänen rutschten nach dem Fall des Diktators 1989 in die Armut. Ceaușescus Sturz vollzog sich nicht so friedlich wie die wundersame deutsche Wende.
Die Revolution in Rumänien war blutig. Die Sicherheitspolizei schoss auf Zivilisten. Viele Tode blieben unaufgeklärt. Das Diktatorenpaar wurden live im Fernsehen
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