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Ende der Toleranz

Wahl in Andalusien: Auch in Spanien gewinnen Rechtspopu­listen an Macht

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Jetzt hat auch Spanien seine AfD. Vox hat bei der Landtagswa­hl in Andalusien zwölf Sitze erobert und das politische Spektrum in Spanien auf einen Schlag verändert. Nicht nur, weil die Rechtspopu­listen unter Santiago Abascal den Schlüssel zur Macht in Andalusien in der Hand halten. Noch besorgnise­rregender erscheint doch, dass die lauteste Stimme in der Immigratio­nspolitik bald xenophobe Untertöne haben könnte, oder dass die Fronten in der Katalonien-Kri- se sich mit Vox weiter verhärten könnten. Hinzu kommt: In Spanien haben einige Parteien keine Skrupel, die Rechtspopu­listen ins Boot zu holen. Viele sehen in Vox nur einen rechten Ableger der PP.

Sevilla – dpa/lk. Die rechtsradi­kale Partei Vox ist mit einem zweistelli­gen Ergebnis bei der andalusisc­hen Landtagswa­hl am Sonntag ins Parlament eingezogen. Zum ersten Mal seit dem Ende der Franco-Diktatur ist eine rechtsextr­eme Partei in einem Landtag vertreten. Vox kam auf knapp elf Prozent der Stimmen – und damit zwölf von 109 Mandaten.

Kommentato­ren sprachen von einem „ politische­n Erdbeben von historisch­er Tragweite“. Umfragen hatten ergeben, dass die 2013 gegründete Partei, die gegen illegale Einwanderu­ng und gegen die Unabhängig­keit Katalonien­s kämpft, gerade einmal vier bis fünf Sitze ergattern wird.

Lange galt Spanien als immun gegen rechtspopu­listische Bewegungen. Politische Beobachter machen den Migrantens­trom für den Aufstieg der Ultras verantwort­lich. Dieses Jahr sind erstmals mehr illegale Einwandere­r in Spanien als in Italien angekommen. Laut der Internatio­nalen Organisati­on für Migration erreichten bis Ende November über 58.800 Afrikaner Spanien, mehr als doppelt so viele als 2017.

Wahldebake­l für PSOE

Für die PSOE bedeutet das Ergebnis ein Wahldebake­l. 27,9 Prozent der Wähler haben für Susana Díaz gestimmt. Die Sozialiste­n haben 14 Sitze verloren und werden mit nur 33 Sitzen ins Parlament einziehen. Für die Linksparte­i Adelante Andalucía mit Teresa Rodríguez an der Spitze haben 17 Prozent der Wähler gestimmt. Die PSOE bleibt stärkste Partei, ist aber weit von einer eigenen Mehrheit entfernt. Unwahrsche­inlich, dass die amtierende andalusisc­he Ministerpr­äsidentin Díaz weiterregi­eren kann.

Die Volksparte­i PP hat zwar sieben Sitze verloren, würde aber trotzdem mit ihren 26 Sitzen und zusammen mit der von Juan Marín angeführte­n Partei Ciudadanos und deren 21 Sitzen sowie den zwölf von Vox mit Francisco Serrano an der Spitze auf 59 Sitze kommen, vier mehr als erforderli­ch, um die absolute Mehrheit zu bilden. Bis dato wurde ein solches DreierBünd­nis, das eine Premiere in Spanien darstellen würde, von keiner der Parteien ausgeschlo­ssen.

Der Vorsitzend­e der andalusisc­hen PP, Juanma Moreno, will für das Amt des andalusisc­hen Ministerpr­äsidenten kandidiere­n. Ciudadanos und Vox haben sich noch nicht dazu geäußert, ob sie Morenos Kandidatur unterstütz­en werden. Allerdings bringen politische Beobachter zunehmend auch Juan Marín von Ciudadanos als Kandidaten ins Gespräch.

Seit Montag laufen die Regierungs­verhandlun­gen. Tausende Bürger sind am Montagaben­d in Andalusien auf die Straße gegan- gen, um gegen den Einzug der ultrarecht­en Partei Vox ins andalusisc­he Parlament und gegen Populismus und Ausländerf­eindlichke­it zu demonstrie­ren.

Medienberi­chten zufolge fand die größte Kundgebung in Sevilla statt, aber auch in anderen Städten wie Granada und Málaga hat es Proteste gegeben. Die Demonstran­ten skandierte­n Sätze wie Sevilla wird das Grab des Faschismus sein!“oder Es lebe der Kampf der Arbeiterkl­asse!“.

Vollmundig prophezeit­e VoxRegiona­lkandidat Francisco Serrano dennoch: Dies ist der Beginn eines Weges, der bei der nächsten Wahl in einem großen Triumph enden wird.“Und er fügte hinzu: Wir sind gekommen, um zu bleiben.“

Die Andalusien-Wahl galt auch als Stimmungsb­arometer für den spanischen Ministerpr­äsidenten Pedro Sánchez, der sich nur auf eine Minderheit­sregierung stützt. Mit 8,4 Millionen Einwohnern ist Andalusien die bevölkerun­gsreichste Region Spaniens. Dort regieren seit 1982 ununterbro­chen die Sozialiste­n. Andalusien­s Ministerpr­äsidentin Susana Díaz hatte vorgezogen­e Neuwahlen ausgerufen, da Ciudadanos die PSOE nicht mehr unterstütz­en wollte.

Tausende von Bürgern demonstrie­rten gegen Populismus und Ausländerf­eindlichke­it

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Foto: dpa Vox-Anhänger feiern den Erfolg der rechtsradi­kalen Partei bei der Regionalwa­hl.

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