Fragliche Umfragen: Soziologisches Forschungsinstitut CIS ändert Methodik und erhält gute Werte für PSOE
Neuer Direktor des CIS ändert Frage-Methodik und erhält gute Werte für Pedro Sánchez
Reigen von Fangfragen mit klarer Bevorteilung von Pedro Sánchez
Madrid – ck. Eine der Neubesetzungen nach Amtsantritt des sozialistischen Regierungschefs Pedro Sánchez im Juni war José Félix Tezanos als Leiter des Soziologischen Forschungsinstituts CIS. CIS ist für Umfragen zuständig – welche Partei man wählen würde, welcher politische Kopf vertrauenswürdig sei, ob man mehr Angst vor Terrorismus, Arbeitslosigkeit oder Immigration habe und wird traditionell von Anhängern der Regierungspartei geleitet.
Der 1946 in Santander geborene Soziologieprofessor Tezanos gehörte sogar zum PSOE-Vorstand und änderte flugs die Methodik, um beim ersten CIS-Barometer unter seiner Führung im September Pedro Sánchez mit zehn Punkten Vorsprung vor der zweiten Partei ins richtige Licht zu setzen. Tezanos vereinfachte die Frage, wen man wählen würde in Wahlabsicht plus Sympathie, ohne bestimmte soziologische Filter anzuwenden, was nach Ansicht der Kritiker die Zuverlässigkeit der Umfragen noch mehr herabsetzt.
Und tatsächlich verfehlte die CIS-Umfrage im September das Wahlergebnis der Landtagswahl am 2. Dezember in Andalusien um Längen: Der Einbruch der PSOE kam nicht vor. Allerdings verfehlen auch die Umfragen anderer Institute regelmäßig die wirklichen Wahlergebnisse. Sie bleiben, was sie sind: Umfragen.
Die Verwunderung und Kritik über die kreative Methodik hat sich nach der jüngsten Umfrage, die am 4. Januar veröffentlicht wurde, regelrecht in Hohn verwandelt. Die Tageszeitung La Voz de Galicia“titelt Tezanos zerschlägt den CIS in vier Monaten“. Die konservative Zeitung ABC“entschlüsselt Tezanos’ Methodik als Reigen von Fangfragen mit klarer Bevorteilung von Pedro Sánchez. Und das, wo sein Haushalt nicht durchkommt und die teuren Reisen sowie der Katalonien-Konflikt ihn belasten. Die Zeitungen El País“und La Vanguardia“fassen das Ergebnis hingegen sachlich zusammen. Auch wenn sich die Daten über Wahlabsicht, wie die Online-Zeitung Público“anmerkt, wegen des Methodik-Wechsels nicht vergleichen ließen mit den vorangegangenen Barometern. Neu war im Dezember die Frage, welcher Partei man die Stimme in der EU-Wahl geben würde. Auch da erzielt die PSOE fünf Punkte Vorsprung vor der PP.
In der Einschätzung der Parteiführer erreicht keiner fünf Punkte, was der Note bestanden“entspräche. Pedro Sánchez führt mit 3,9 Punkten, gefolgt von C’s-Chef Albert Rivera (3,7), Pablo Casado (PP, 3,4) und Pablo Iglesias (2,9).