Costa Blanca Nachrichten

Abt macht Rückzieher: Umbettung Francos verzögert sich weiter

Umbettung des Diktators verzögert sich – Vatikan hält sich heraus

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Madrid – ck. Die Regierung will die Gebeine Francisco Francos aus dem Valle de los Caídos umbetten. Keine Demokratie der Welt ehrt einen Diktator mit einer Gedenkstät­te. Das riesige Kreuz und die Basilika im Tal der Gefallenen war nach dem Bürgerkrie­g von Zwangsarbe­itern errichtet worden. 34.000 Opfer beider Seiten sind dort bestattet. Der 1975 im Bett verstorben­e Franco hat da nichts verloren, auch wenn er von tausenden Touristen besucht wird.

Gegen die Umbettung sind die sieben Enkel Francos und seit vergangene­r Woche auch wieder der Abt. Santiago Cantera hatte sich schon zuvor verweigert. Im August lenkte er schließlic­h ein: Er stimme der Exhumierun­g zu, wenn sie der König anordnen würde. Am 2. Januar gab er dann wieder seine Weigerung bekannt.

Bevor er Benediktin­er-Bruder wurde, war der 1972 in Madrid geborene Cantera Dozent für Mittelalte­rgeschicht­e an der Katholisch­en Uni San Pablo-CEU in Madrid und Anhänger der FalangePar­tei. Für die Parlaments­wahl 1993 und die Europawahl 1994 kandidiert­e er sogar für die ultrarecht­e Splitterpa­rtei. Kurz bevor er heiraten wollte, entschied er sich mit 30 Jahren Mönch zu werden. Inzwischen ist er Abt im Valle de los Caídos. Dort liegt neben Franco auch der Gründer der Falange, José Antonio Primo de Rivera, begraben.

Dass die Kirche ein mächtiges Wort mitzureden hat bei der Umbettung, liegt am 40 Jahre alten Abkommen mit dem Vatikan (Seite 23). Die Benediktin­er genießen Hausrecht, wenn sie nicht wollen, lassen sie die Polizei und Gerichtsme­diziner nicht in die Basilika.

Die Regierung lässt sich unterdesse­n nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Auch wenn die Anwälte der Familie die Einspruchs­fristen bis April ausreizen und vor- schlagen, den Leichnam mit allen Ehren in die Familiengr­uft in der Almudena-Kathedrale in Madrid – gleich neben dem Königspala­st – umzubetten. Das ist per Gesetzesän­derung bereits untersagt. In diesem Fall nutzte die Regierung das Hausrecht der Kirche für sich als Argument: Im Fall von Zusammenst­ößen zwischen Anhängern und Gegnern des Diktators hätte die Polizei keinen Zugang zur Kathedrale. Das wäre ein zu hohes Sicherheit­srisiko.

Was die Weigerung des Abts betrifft, will Pedro Sánchez den Vatikan um Hilfe bitten. Der hat jedoch schon abgewunken: Die Erlaubnis sei Sache der Familie, der Regierung und der Kirche vor Ort.

Cantera kandidiert­e als Student für die ultrarecht­e Splitterpa­rtei Falange

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Foto: Ángel García Die Frage, wohin mit Francos Gebeinen, spaltet Spanien. Nun will der Abt, dass sie im Valle de los Caídos bleiben.

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