Tour durch die Geschichte
In der Provinzhauptstadt Málaga gibt es über 35 Museen und Kulturgüter – viele davon bieten kostenlosen Eintritt
Málaga hat eine lange Geschichte. Die erste bekannte Siedlung entstand im Zeitalter der Phönizier zirka 800 Jahre vor Christus. Von da an entwickelte sich der Ort rasant zu einer großen Stadt, die sich 2016 sogar um die Auszeichnung „ Kulturstadt Europa“bewarb. Allerdings ging dieser Titel am Ende an die Städte San Sebastián (Spanien) und Breslau (Polen).
Dennoch arbeitet die Stadt Málaga mit Hochdruck am Ausbau ihrer Kulturgüter. Über 35 Museen und kulturelle Einrichtungen bietet die Stadt. Zu den wichtigsten zählen unter anderem das Picasso-Museum, die spanischen Zweigstellen des französischen Centre Pompidou und des russischen Staatsmuseums, die Festung Alcazaba samt Burg Gibralfaro sowie das Museum Carmen Thyssen.
Kostenlose Museums-Tour
Eine Kultur-Tour durch Málaga sollte man am besten auf den Sonntag legen. Denn dann bieten zahlreiche kulturelle Hotspots den Interessierten kostenlose Besuche an. Bereits um 14 Uhr öffnet die Festung Alcazaba ihre Tore. Sie wurde im 14. Jahrhundert unter dem Nasridenherrscher Jussuf I. errichtet und besteht aus zwei dicken Mauerringen und acht Wehrtürmen. Ihrerzeit galt sie als unbezwingbar.
Im oberen Teil der Festung befindet sich außerdem die Burg Gibralfaro, die damals den Truppen Jussufs als Unterkunft diente. Die Alcazaba zählt zu den am häufigsten besuchten Bauwerken in Málaga. Ein gemütlicher Spaziergang durch den Innenbereich der Burg nimmt zirka eine bis eineinhalb Stunden in Anspruch. Am Ende des Rundgangs gelangt man in den unteren Teil der Festung, der auf der einen Seite zum Ausgang und auf der anderen Seite zum römischen Theater führt.
Die Reste des römischen Theaters wurden beim Bau des Kulturhauses im Jahr 1951 entdeckt und von Archäologen freigelegt. Nun gelten die Reste des von Kaiser Augustus in der nachchristlichen Zeit errichteten und von den Mauren im 8. Jahrhundert für den Bau der Alcazaba Stück für Stück abgetragenen Bauwerks ebenfalls als Besuchermagnet. Bei den Ausgrabungen wurden unter anderem das Proszenium, also der vorderste Bühnenbereich, der den Senatoren und Ehrengästen vorbehalten war. Dabei kann man den 31 Meter langen und 16 Meter hohen Zuschauerbereich und die Zugangstore zu den Sitzreihen bewundern. Ein Durchgang dauert im römischen Theater rund zehn Minuten.
Zeitgenössische Kunstwerke
Anschließend spaziert man über den Parque Málaga in relativ kurzer Zeit zum Hafen, wo im Jahr 2015 die spanische Zweigstelle des Museums Centre Pompidou von hochrangigen Politikern wie dem damaligen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy und einer französischen Delegation feierlich eröffnet wurde. Ab 16 Uhr bietet das Pompidou bei kostenlosem Eintritt eine Reise durch die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Rund 70 ausgewählte Werke können aktuell in Málaga besichtigt werden.
Die Ausstellungen wechseln im Jahr zwei- bis dreimal. Aktuell und noch bis März 2020 kann man sich die Ausstellung „ Utopías Modernas“ansehen. In sechs Kategorien aufgeteilt spiegeln die Werke historische Ereignisse wider, die die Fantasie der Künstler anregten.
Darüber hinaus bietet das Pompidou über den Sommer hinweg zahlreiche eintägige Veranstaltungen wie zum Beispiel den Sommerkurs „ Picasso y las imágenes“(Picasso und seine Bilder), der am 11. Juli um 9.30 Uhr in den Räumlichkeiten des Pompidou-Museums stattfindet. Um teilzunehmen, ist eine Anmeldung fünf Tage
vor dem Event unter 951 926 200 oder info.centrepompidou@mala ga.eu notwendig.
Nach dem zirka einstündigen Besuch im Pompidou-Museum sollte man wieder über den Parque Málaga in die Innenstadt gehen. Denn dort ist ab 17 Uhr der Eintritt ins Museum Carmen Thyssen frei.
Spanische Meisterwerke
Das Museum Carmen Thyssen ist im Jahr 2011 eröffnet worden. Es bietet eine Dauerausstellung mit zirka 230 Werken vorwiegend andalusischer Maler. Die Schwerpunkte der Werke liegen auf der spanischen Malerei des 19. Jahrhunderts. So umfasst die Ausstellung Bilder der Realismus-Maler Julio Romero de Torres und Ignacio Zuloaga sowie Andachtsbilder und Portraits von Heiligen von Francisco de Zurbarán und impressionistische Darstellungen von Joaquín Sorolla. Die aktuelle Ausstellung, die man im Carmen-ThyssenMuseum sehen kann, nennt sich „ Perversidad. Mujeres fatales en el arte moderno“(Perversion. Femmes fatales in der modernen Kunst) und dreht sich um Frauenportraits zwischen Ende des 19. Jahrhunderts und Mitte des 20. Jahrhunderts. Mit den Kunstwerken sollte die Sicht auf die Frau in der damaligen Zeit grundlegend verändert werden. Die Ausstellung läuft noch bis zum 8. September.
Nur wenige Meter vom Museum Carmen Thyssen entfernt befindet sich das Picasso-Museum. Ab 18 Uhr ist der Eintritt auch dort frei. Ausgestellt werden nicht nur Werke des in Málaga geborenen Pablo Picasso, sondern auch Arbeiten zahlreicher anderer Künstler.
Bis zum 1. September kann man beispielsweise die Ausstellung „ Estancias, Cuerpos, Palabras“von Bruce Nauman besuchen. Mit seinen Werken und der unerbittlichen Wiederholung von Sprache und Form erzeugt Nauman beim Betrachter Reaktionen, die mit Provokation, Konflikt, Spannung, Desorientierung oder Qual verbunden sind.
Ab dem 24. September 2019 und bis zum 2. Februar 2020 steht dann wieder Picasso zusammen mit Alexander Calder im Mittelpunkt des Museums. Beide Künstler haben gemeinsam, dass sie bei der Anfertigung ihrer Werke viele leere Räume lassen. Mit der Ausstellung soll eine mögliche Verbindung zwischen den beiden Künstlern erforscht werden.
Von Russland nach Málaga
Schafft man es vor 20 Uhr noch in die erste europäische Zweigstelle des russischen Staatsmuseums von Sankt Petersburg – sie befindet sich in der alten Tabakfabrik neben dem Automobilmuseum –, sollte man sich die Ausstellung
Libres y decisivas. Artistas rusas, entre tradición y vanguardia“ansehen.
Sie befasst sich mit der Modernisierung der russischen Gesellschaft, die Anfang des 20. Jahrhunderts dazu führte, dass auch Frauen in Bereiche eingegliedert wurden, die bis dahin nur Männern vorbehalten waren.
Regelmäßig wird das Museum von neuen Werken aus Sankt Petersburg beliefert. Zwei- bis dreimal im Jahr kommen so hochkarätige Ausstellungen zustande, die einen Einblick in die osteuropäische Kultur geben. Ab dem 27. September folgt die Ausstellung Poesía y Vida“von Anna Ajmátova, die sich unter anderem ebenfalls mit dem Thema „
„ Russische Frauen“befasst. An einem Sonntagnachmittag kann man so kostenlos sämtliche Kulturgüter besichtigen. Das Wichtigste bei der Planung solch einer Tour ist die Zeiteinteilung. Vor den Eingängen der Museen sollte man etwas Wartezeit einplanen.