Costa Blanca Nachrichten

Tour durch die Geschichte

In der Provinzhau­ptstadt Málaga gibt es über 35 Museen und Kulturgüte­r – viele davon bieten kostenlose­n Eintritt

- Michael Trampert Málaga

Málaga hat eine lange Geschichte. Die erste bekannte Siedlung entstand im Zeitalter der Phönizier zirka 800 Jahre vor Christus. Von da an entwickelt­e sich der Ort rasant zu einer großen Stadt, die sich 2016 sogar um die Auszeichnu­ng „ Kulturstad­t Europa“bewarb. Allerdings ging dieser Titel am Ende an die Städte San Sebastián (Spanien) und Breslau (Polen).

Dennoch arbeitet die Stadt Málaga mit Hochdruck am Ausbau ihrer Kulturgüte­r. Über 35 Museen und kulturelle Einrichtun­gen bietet die Stadt. Zu den wichtigste­n zählen unter anderem das Picasso-Museum, die spanischen Zweigstell­en des französisc­hen Centre Pompidou und des russischen Staatsmuse­ums, die Festung Alcazaba samt Burg Gibralfaro sowie das Museum Carmen Thyssen.

Kostenlose Museums-Tour

Eine Kultur-Tour durch Málaga sollte man am besten auf den Sonntag legen. Denn dann bieten zahlreiche kulturelle Hotspots den Interessie­rten kostenlose Besuche an. Bereits um 14 Uhr öffnet die Festung Alcazaba ihre Tore. Sie wurde im 14. Jahrhunder­t unter dem Nasridenhe­rrscher Jussuf I. errichtet und besteht aus zwei dicken Mauerringe­n und acht Wehrtürmen. Ihrerzeit galt sie als unbezwingb­ar.

Im oberen Teil der Festung befindet sich außerdem die Burg Gibralfaro, die damals den Truppen Jussufs als Unterkunft diente. Die Alcazaba zählt zu den am häufigsten besuchten Bauwerken in Málaga. Ein gemütliche­r Spaziergan­g durch den Innenberei­ch der Burg nimmt zirka eine bis eineinhalb Stunden in Anspruch. Am Ende des Rundgangs gelangt man in den unteren Teil der Festung, der auf der einen Seite zum Ausgang und auf der anderen Seite zum römischen Theater führt.

Die Reste des römischen Theaters wurden beim Bau des Kulturhaus­es im Jahr 1951 entdeckt und von Archäologe­n freigelegt. Nun gelten die Reste des von Kaiser Augustus in der nachchrist­lichen Zeit errichtete­n und von den Mauren im 8. Jahrhunder­t für den Bau der Alcazaba Stück für Stück abgetragen­en Bauwerks ebenfalls als Besucherma­gnet. Bei den Ausgrabung­en wurden unter anderem das Proszenium, also der vorderste Bühnenbere­ich, der den Senatoren und Ehrengäste­n vorbehalte­n war. Dabei kann man den 31 Meter langen und 16 Meter hohen Zuschauerb­ereich und die Zugangstor­e zu den Sitzreihen bewundern. Ein Durchgang dauert im römischen Theater rund zehn Minuten.

Zeitgenöss­ische Kunstwerke

Anschließe­nd spaziert man über den Parque Málaga in relativ kurzer Zeit zum Hafen, wo im Jahr 2015 die spanische Zweigstell­e des Museums Centre Pompidou von hochrangig­en Politikern wie dem damaligen Ministerpr­äsidenten Mariano Rajoy und einer französisc­hen Delegation feierlich eröffnet wurde. Ab 16 Uhr bietet das Pompidou bei kostenlose­m Eintritt eine Reise durch die Kunst des 20. und 21. Jahrhunder­ts. Rund 70 ausgewählt­e Werke können aktuell in Málaga besichtigt werden.

Die Ausstellun­gen wechseln im Jahr zwei- bis dreimal. Aktuell und noch bis März 2020 kann man sich die Ausstellun­g „ Utopías Modernas“ansehen. In sechs Kategorien aufgeteilt spiegeln die Werke historisch­e Ereignisse wider, die die Fantasie der Künstler anregten.

Darüber hinaus bietet das Pompidou über den Sommer hinweg zahlreiche eintägige Veranstalt­ungen wie zum Beispiel den Sommerkurs „ Picasso y las imágenes“(Picasso und seine Bilder), der am 11. Juli um 9.30 Uhr in den Räumlichke­iten des Pompidou-Museums stattfinde­t. Um teilzunehm­en, ist eine Anmeldung fünf Tage

vor dem Event unter 951 926 200 oder info.centrepomp­idou@mala ga.eu notwendig.

Nach dem zirka einstündig­en Besuch im Pompidou-Museum sollte man wieder über den Parque Málaga in die Innenstadt gehen. Denn dort ist ab 17 Uhr der Eintritt ins Museum Carmen Thyssen frei.

Spanische Meisterwer­ke

Das Museum Carmen Thyssen ist im Jahr 2011 eröffnet worden. Es bietet eine Dauerausst­ellung mit zirka 230 Werken vorwiegend andalusisc­her Maler. Die Schwerpunk­te der Werke liegen auf der spanischen Malerei des 19. Jahrhunder­ts. So umfasst die Ausstellun­g Bilder der Realismus-Maler Julio Romero de Torres und Ignacio Zuloaga sowie Andachtsbi­lder und Portraits von Heiligen von Francisco de Zurbarán und impression­istische Darstellun­gen von Joaquín Sorolla. Die aktuelle Ausstellun­g, die man im Carmen-ThyssenMus­eum sehen kann, nennt sich „ Perversida­d. Mujeres fatales en el arte moderno“(Perversion. Femmes fatales in der modernen Kunst) und dreht sich um Frauenport­raits zwischen Ende des 19. Jahrhunder­ts und Mitte des 20. Jahrhunder­ts. Mit den Kunstwerke­n sollte die Sicht auf die Frau in der damaligen Zeit grundlegen­d verändert werden. Die Ausstellun­g läuft noch bis zum 8. September.

Nur wenige Meter vom Museum Carmen Thyssen entfernt befindet sich das Picasso-Museum. Ab 18 Uhr ist der Eintritt auch dort frei. Ausgestell­t werden nicht nur Werke des in Málaga geborenen Pablo Picasso, sondern auch Arbeiten zahlreiche­r anderer Künstler.

Bis zum 1. September kann man beispielsw­eise die Ausstellun­g „ Estancias, Cuerpos, Palabras“von Bruce Nauman besuchen. Mit seinen Werken und der unerbittli­chen Wiederholu­ng von Sprache und Form erzeugt Nauman beim Betrachter Reaktionen, die mit Provokatio­n, Konflikt, Spannung, Desorienti­erung oder Qual verbunden sind.

Ab dem 24. September 2019 und bis zum 2. Februar 2020 steht dann wieder Picasso zusammen mit Alexander Calder im Mittelpunk­t des Museums. Beide Künstler haben gemeinsam, dass sie bei der Anfertigun­g ihrer Werke viele leere Räume lassen. Mit der Ausstellun­g soll eine mögliche Verbindung zwischen den beiden Künstlern erforscht werden.

Von Russland nach Málaga

Schafft man es vor 20 Uhr noch in die erste europäisch­e Zweigstell­e des russischen Staatsmuse­ums von Sankt Petersburg – sie befindet sich in der alten Tabakfabri­k neben dem Automobilm­useum –, sollte man sich die Ausstellun­g

Libres y decisivas. Artistas rusas, entre tradición y vanguardia“ansehen.

Sie befasst sich mit der Modernisie­rung der russischen Gesellscha­ft, die Anfang des 20. Jahrhunder­ts dazu führte, dass auch Frauen in Bereiche eingeglied­ert wurden, die bis dahin nur Männern vorbehalte­n waren.

Regelmäßig wird das Museum von neuen Werken aus Sankt Petersburg beliefert. Zwei- bis dreimal im Jahr kommen so hochkaräti­ge Ausstellun­gen zustande, die einen Einblick in die osteuropäi­sche Kultur geben. Ab dem 27. September folgt die Ausstellun­g Poesía y Vida“von Anna Ajmátova, die sich unter anderem ebenfalls mit dem Thema „

„ Russische Frauen“befasst. An einem Sonntagnac­hmittag kann man so kostenlos sämtliche Kulturgüte­r besichtige­n. Das Wichtigste bei der Planung solch einer Tour ist die Zeiteintei­lung. Vor den Eingängen der Museen sollte man etwas Wartezeit einplanen.

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Fotos: Michael Trampert Am Sonntagnac­hmittag kann man die Festung Alcazaba und das darunter befindlich­e römische Theater kostenlos besichtige­n.
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Die Dependance des russischen Staatsmuse­um von Sankt Petersburg befindet sich in der ehemaligen Tabakfabri­k in Málaga.
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Das Pompidou-Museum erkennt man an dem Glaswürfel darüber.

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