Costa Blanca Nachrichten

Gewaltporn­os ab Kindesalte­r: Zahl von Gruppenver­gewaltigun­gen steigt

Prozess der Manada von Manresa – Zwei Verhaftete auf Mallorca

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Barcelona/Palma – ck. Zwei Fälle von Gruppenver­gewaltigun­g bewegen die Gemüter. Im katalanisc­hen Manresa war ein 14 Jahre altes Mädchen am 29. Oktober 2016 mutmaßlich von sechs Männern mehrfach vergewalti­gt worden. Ein siebter Mann schaute zu und masturbier­te. Der Prozess findet derzeit statt. Die junge Frau berichtete am Montag, dass die Männer sich eine Pistole weiterreic­hten und sie vermutlich betäubt hatten. Sie braucht noch immer psychologi­sche Hilfe. Der Staatsanwa­lt fordert zehn bis zwölf Jahre Gefängnis für jeden der sechs Täter, der siebte könnte mit einer Geldstrafe davonkomme­n. Gruppen junger gewaltbere­iter Sexualtäte­r werden in Spanien als Manada (Rudel) bezeichnet.

Der zweite Fall ist am 4. Juli in Cala Rajada auf Mallorca geschehen. Zwei Männer aus Frankfurt – Türken mit deutschen Pässen – sollen eine betrunkene 18-jährige Deutsche in einem Hotelzimme­r vergewalti­gt haben. Sie wurden auf dem Flugplatz festgenomm­en, als sie nach Deutschlan­d fliegen wollten, und sitzen in Untersuchu­ngshaft ohne Kaution. Zwei weitere Männer wurden nach ihrer Festnahme wieder freigelass­en.

Die mutmaßlich­en Täter behaupten, es handelte sich um einvernehm­lichen Sex als Folge einer Diskobekan­ntschaft. Ärztliche Untersuchu­ngen bestätigen jedoch die Anwendung von Gewalt. Auf Mallorca fanden mehrere Kundgebung­en von Frauenorga­nisationen statt, die gegen Macho-Gewalt protestier­ten.

In den Sozialen Medien entfachte eine Diskussion, ob es sich bei den mutmaßlich­en Tätern um Deutsche oder Türken handelt. Die Polizei spricht in ihrer Pressemitt­eilung den Pässen zufolge von deutschen Staatsbürg­ern. Zu lesen sind Behauptung­en, die vor allem von rechten Medien verbreitet wurden, dem Islam läge sexuelle Belästigun­g durch Gruppen nicht fern und das würde zu den türkischst­ämmigen Männern passen.

Die Manada aus Pamplona sind fünf Männer aus Andalusien, die in Callosa d’en Sarrià Spanier ecuadorian­ischer Herkunft. Die aus Manresa wurden vom VoxAbgeord­neten Ignacio Garriga als minderjähr­ige unbegleite­te Immigrante­n (Menas) bezeichnet, was die Angst vor afrikanisc­hen Einwandere­rn schüren sollte. Tatsächlic­h handelt es sich um erwachsene Männer aus Spanien, Kuba und Argentinie­n.

Der Eindruck, diese Form gemeinscha­ftlicher Vergewalti­gung sei neu, ist nach Meinung von Fachleuten nicht unbedingt richtig. Was sich nach Bekanntwer­den des Pamplona-Falls geändert hat, ist die Bereitscha­ft der Opfer, die Täter anzuzeigen. Seit 2016 verzeichne­t die Internetpl­attform Geoviolenc­ia Sexual 125 Gruppenver­gewaltigun­gen, 34 allein 2019, schreibt die Zeitung „ El País“.

Täter zwischen 19 und 26 Jahre

Die Direktorin für Gleichstel­lung in der Regionalre­gierung der Balearen, Nina Parrón, stellte als Patron fest, dass alle mutmaßlich­en Täter junge Männer seien, zwischen 19 und 26 Jahre alt, dass eine Banalisier­ung von Gewalt vorliege, keine Reue stattfinde und das Sexualvers­tändnis auf Gewaltporn­os ab dem Kindesalte­r basiere. Parrón stellt das für die spanischen Fälle fest, auf die gefährlich­en Konsequenz­en des Konsums von Pornografi­e im Kindesalte­r wird weltweit aufmerksam gemacht.

Sexualvers­tändnis basiert auf Gewaltporn­os ab dem Kindesalte­r

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Foto: dpa „Nein heißt nein“, stellen Demonstran­tinnen bei Protestdem­o klar.

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