Im Reich der Bienen
Auf der Rancho Cortesano taucht der Besucher in die Welt des Honigs ein – Mikrokosmos fernab vom Alltagsstress
Honig aus 2.400 Bienenstöcken, die in der gesamten Provinz Cádiz verteilt sind
Bereits vor über 30 Jahren hat sich María de los Ángeles Fernández Villegas einem natürlichen Lebensstil verschrieben. Die Worte Bio“oder ökologisch“waren da längst noch nicht in aller Munde. Fernández ging es darum, auf ihrer Rancho Cortesano, 15 Minuten von Jerez de la Frontera entfernt, ihr Gemüse selbst anzubauen und sonst auch so wenig wie möglich in die Natur einzugreifen.
Und das ist bis heute auch so geblieben. Fünf ihrer neun Kinder führen den Familienbetrieb weiter. Lachende Bienen auf einem Holzschild begrüßen den Besucher auf dem Parkplatz. Ein von Sträuchern und Blumen gesäumter Weg führt zum Hofladen, wo Inmaculada García Fernández gerade einem katalanischen Besucher Kastanien- und Orangenblütenhonig verkauft. Auf dem Tresen sind Töpfchen in verschiedenen Größen aufgereiht. Einige sind mit den für die Gesundheit so wertvollen Pollen und Propolis gefüllt, andere beinhalten verschiedenfarbigen Honig. Die Palette reicht von Weiß, über Bernsteinfarben, Gold bis hin zu Dunkelbraun. Einige Sorten stammen von Eichen-, andere von Heidekrautblüten. Dabei ist zwischen Honig zu unterscheiden, der nur von einer Blüte stammt oder solcher, dessen Nektar die Bienen von verschiedenen Blüten gesammelt haben. Für den monofloralen Honig gilt, dass er zu 80 Prozent aus nur einer Blüte besteht. Stammt er aber zu 80 Prozent von verschiedenen Blüten, heißt er Mehrblütenhonig.
Steinzeit kannte bereits Honig
Seit acht Jahren ist der Honig der Rancho Cortesano mit dem Biogütesiegel der Vereinigung CAAE ausgezeichnet. Streng wird darauf geachtet, dass die Bienen in einer Umgebung leben, die frei von Pestiziden ist. Mitten im Laden informieren Tafeln über die Geschichte des Honigs und dessen Bedeutung in Spanien und Andalusien. So ist zu erfahren, dass die Menschen in der Steinzeit bereits Honig kannten. Höhlenmalereien in den Araña-Höhlen in Bircop in der Provinz Valencia zeigen etwa einen Mann, der einen Korb auf dem Rücken trägt, in den er die Waben legt, um den Honig zu gewinnen. Auch verschiedene Bienenkörbe, einer von ihnen aus Espartogras, sind ausgestellt. Die Zentrifugen aus verschiedenen Epochen geben Aufschluss darüber, mit welch hohem Arbeitsaufwand es verbunden war, die Waben zu schleudern, mussten die Geräte doch mit einer Handkurbel bewegt werden. An das Lokal schließt ein Saal an, in dem gelegentlich Dokumentarfilme zu Umwelt- und Imkerthemen gezeigt werden. Rancho Cortesano verfügt über rund 2.400 Bienenstöcke, die in etwa 40 Bienenhäusern in der gesamten Provinz Cádiz verteilt sind. Einige von ihnen stehen in Vejer de la Frontera, Alcalá de los Gazules, Castellar de la Frontera, Chiclana de la Frontera und in Villaluenga del Rosario. In jedem Ort ist das Klima anders, sodass andere Pflanzen mit verschiedenen Blüten wachsen. Pro Jahr produziert ein Bienenstock zwischen zehn und 20 Liter Honig.
Auch Obstbäume stehen auf der Finca. In den Beeten wachsen Tomaten, Auberginen und Paprika. Das Gemüse wird zur Zubereitung der vegetarischen Gerichte im Restaurant verwendet. Ein Teil wird im Laden verkauft.
Im Restaurant gibt es vegetarische Kost, darunter solche Köstlichkeiten wie Spinatkroketten, Couscous, vegetarische Pizza und Gemüsepaella. Links neben der Theke stehen Gläser und eine Abfüllmaschine. Hier kann sich jeder sein eigenes Töpfchen Honig abfüllen. Auf der Rancho Cortesano werden auch Workshops zu den Themen ökologischer Gemüseanbau, Kosmetik mit Honig und vegetarische Küche organisiert. Auch Kerzen aus Bienenwachs können die Teilnehmer selbst herstellen. Gelegentlich kommen Imker anderer Regionen, um sich über diese ökologische Form des Imkerns zu informieren und Ideen auszutauschen.
Elf Millionen Blumenbesuche
Wir möchten darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, Obst und Gemüse aus ökologischem Anbau zu kaufen, denn es handelt sich um einen Kreislauf“, erklärt Inmaculada García. Je weniger Pestizide auf den Feldern eingesetzt werden, desto weniger werden die Bienen beeinträchtigt.“Für ein Kilo Honig muss die Biene den