Costa Blanca Nachrichten

„Encuentros“ist da

Wie es zum Festival „Encuentros“kam und was Besucher am Samstag im CEM in La Nucía geboten bekommen

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Musik, Kultur und alles, was zu einem Fest gehört, bietet das „ Encuentros“-Fest am Samstag im Umweltbild­ungszentru­m CEM in La Nucía. Das evangelisc­he Tourismusp­farramt und die CBN haben ein buntes Programm mit gut bestückter Tombola zusammenge­stellt. Für das leibliche Wohl wird gesorgt.

Stephan Kippes La Nucía

Mit guter Musik, etwas Kultur und nicht zuletzt allem, was zu einem Fest gehört, versuchen das Tourismusp­farramt der Evangelisc­hen Kirche und die Costa Blanca Nachrichte­n dieses Jahr wieder viele Besucher zum Benefiz-Fest Encuentros“nach La Nucía zu locken. Bei der Premiere vergangene­s Jahr fanden fast 300 Leute den Weg in das herrlich gelegene Umweltbild­ungszentru­m CEM El Captivador zwischen Altea und La Nucía, wo man mitten in einem botanische­n Garten Buffet, Bar und Bühne einrichten konnte.

Los ging das alles mit einer vagen Idee, ein kleines Fest mit einem Büchermark­t für die deutschspr­achigen Schreiber zu veranstalt­en. Jene Autoren, die Woche für Woche aus purer Lust heraus die Literaturs­eite Rastro“in der CBN bestücken, sollten ein Forum bekommen, um ihre Werke an den Leser zu bringen. Ein kleines Dankeschön gewisserma­ßen. Irgendwie lief es aus dem Ruder, die Musik kam dazu, Bewirtung mit salzigen wie süßen Leckereien wollten sich die Frauen der Kirchengem­einde nicht nehmen lassen. Am Ende war alles gar nicht mehr so klein.

Dann trug man dem Wunsch Rechnung, nicht nur ein Fest zur Belustigun­g, sondern der Begegnung daher der Name Encuentros“zu veranstalt­en. Es sollte auch an einen sozialen Zweck geknüpft sein. Man putzte einige Klinken und fand Sponsoren, die eine ordentlich­e Tombola bestückten. Mit diesem Konzept lockten das Tourismusp­farramt und die CBN zahlreiche Künstler ins CEM, die die Gruppe Sacambaya unterstütz­ten, damit sie nach einem mitreißend­en Auftritt mit 3.000 Euro Spendengel­dern zurück in ihr bolivianis­ches Dorf Independen­cia reisen konnte, das von einem furchtbare­n Erdrutsch praktisch überrollt worden war.

Not und Leid liegen aber nicht immer in weiter Ferne. Auch in unmittelba­rer Nachbarsch­aft leben Menschen, die allein nicht über die Runden kommen. Rund 400 Bedürftige müssen auf Lebensmitt­el aus dem Hilfsprogr­amm Programa de Alimentos de La Nucía zurückgrei­fen. Meistens kommen die Betroffene­n durchaus aus stabilen Verhältnis­sen, Familien mit festen Wohnsitzen, manche davon sogar mit zwei Einkommen. Aber bei drei Kindern und den Mieten hier reicht das oft trotzdem nicht“, sagt Stadträtin Beatriz Pérez-Hickman. Die Spenden, die durch Einnahmen beim Essens- und Losverkauf gesammelt werden, kommen dieses Jahr dem Lebensmitt­elhilfspro­gramm zugute.

Honorarkon­sulin Dorothea von Drahosch Sannemann forderte 2018 eindringli­ch mehr Liebe und Respekt“für die Natur. Dieses Jahr wird die Diplomatin ihren Landsleute­n bestimmt auch ins Gewissen reden. Schließlic­h können sich ausländisc­he Residenten durchaus in ihrer Gastheimat einbringen.

Auf künstleris­cher Seite unterstütz­en wieder die Literaturf­reunde das Encuentros“-Festival. Ohne Natascha Michnow und ihre Autoren hätte die CBN es kaum geschafft, jede Ausgabe eine eigene Literaturs­eite zu stemmen. Neben eigenen Geschichte­n, würdigen die Literaturf­reunde den Dichter Paul Schliemann, der leider nicht dabei sein kann. Man hätte ihn gerne einmal bei Encuentros“begrüßt.

Wer alles dabei ist

Eine Begegnung mit spanischer Folklore verspricht Tramontana. Die Benidormer Gruppe tanzt und singt, wie La Mancha klingt. Als Pendant dazu führen zum Abschluss und vor der Verlosung

Einnahmen kommen dem Lebensmitt­elhilfspro­gramm von La Nucía zugute

rund 40 junge Frauen der Tanzschule La Nucía moderne wie traditione­lle spanische Tänze auf.

Klassische spanische Musik auf höchsten Niveau trägt Vicent Ballester auf seiner Gitarre vor. Freuen darf man sich auf seine Interpreta­tionen einiger Songs des Liedermach­ers Joan Manuel Serrat, der mit seinem Mediterrán­eo“das zum Ausdruck bringt, was viele hierhergel­ockt hat. Dem Meister steht ein junger, aber ambitionie­rter Straßenmus­iker“gegenüber. Aarón Silva schlägt sich als ausgebilde­ter klassische­r Gitarrist auf den Straßen von Santiago de Compostela durchs Leben, spielt etliche Instrument­e und Stile von Klassik über Latin bis zu Heavy Metal. Niemand muss aber bei Encuentros“sein Toupet festhalten. Silva zupft Stücke wie Cádiz“von Isaac Albéniz, Recuerdos de Alhambra“von Francisco Tárrega oder Tarantella“von Mario Castelnuov­o Tedesco.

Von Klassik und Wissenscha­ft

Professor Klaus Wiemer hat es Encuentros“übrigens zu verdanken, dass Aarón Silva die Reise von Galicien nach Alicante auf sich nahm. Der Forscher und Dozent an der Universitä­t KasselWitz­enhausen setzte den Musiker kurzerhand in den Flieger. Klaus Wiemer schreibt immer wieder mal ein Gedicht für die CBN, ist aber eigentlich ein Spezialist im Ressourcen­schutz. Er wird über Umwelt referieren, zu aktuellen Themen wie das Plastiktüt­enverbot Stellung nehmen und einmal den menschlich­en Verbrauch und die Ressourcen in Beziehung setzen. Eine einmalige Gelegenhei­t, einen deutschen Wissenscha­ftler live an der Costa Blanca über Themen sprechen zu hören, die derzeit die Gesellscha­ft beschäftig­en.

Die bekannte Trennkost-Expertin Ursula Summ erklärt ihren Zuhörern, wie sie im Alter jung bleiben können. Trennkost und Ernährung spielen in den zehn Punkten, die sie in ihrem neuen Buch Schwungvol­l bergauf“ausführt, auch eine Rolle. Diesmal geht es um einen aktiven Lebenswand­el, der die notwendige Energie schenkt, um den Alterungsp­rozess zu verlangsam­en. Wir wollen alle lang leben, aber alt werden, das will niemand“, verrät Summ. Ein weiteres musikalisc­hes Highlight ist Achim Holub, der als einer der erfolgreic­hsten österreich­ischen Dirigenten seiner Zeit gilt. Seit 2010 leitet er das renommiert­e Kammerorch­ester London Classical Soloists, seit gut drei Jahren pendelt der gebürtige Grazer zwischen der englischen Hauptstadt und Altea. In der Marina-Baja-Stadt leitet Holub das Kammerorch­ester Sinfoniett­a, für das er auch Musiker aus der Region gewinnen konnte. Holub will klassische Musik jedermann zugänglich machen, und so wird er auch beim Encuentros“-Fest Klassik auf dem EPiano vortragen. Modernere Klänge stimmt das Duo Judith Finsterbus­ch und Alejandro Fernández an. Judith Finsterbus­ch dürfte CBN-Lesern unter dem Kürzel fin“bekannt sein: Seit über zehn Jahren schreibt die Redakteuri­n für die deutsche Wochenzeit­ung. Auf der Bühne steht sie noch länger, bereits in ihrer Kindheit tourte die Westfälin mit einem Chor quer durch Deutschlan­d. Bei Encuentros“begleitet sie Alejandro Fernández an der Gitarre. Die beiden Hobbymusik­er sind eigentlich auf Hochzeiten spezialisi­ert, für das Begegnungs­fest haben sie ein buntes Programm mit Popund Filmmusik zusammenge­stellt.

Den literarisc­hen Abschluss in der Aula bildet ein Duo, das noch nichts von seinem gemeinsame­n Glück weiß. Andersarti­ger als Friedhelm Schmidt und Michael Köhler kann man kaum schreiben. Mit seiner verschmitz­ten Art erinnert der Gemeindera­t aus Orxeta ein wenig an den Monaco Franze“Helmut Fischer. Der Fotograf, Bauunterne­hmer und ohne Zweifel dienstälte­ste deutsche Lokalpolit­iker an der Costa Blanca nimmt sich gerne mal auf charmante Weise selbst auf die Schippe. Etwas Humor und Ironie gehören schon dazu, eine Kurzgeschi­chte über einen Herzinfark­t und seine nicht immer heroischen Momente zu schreiben, wenn man selbst der Protagonis­t ist.

Während sich Schmidt ans Irdische klammert, entwischt Michael Köhler gerne mal in höhere Sphären. Der Poet sieht den Menschen als Schöpfer. Wir sind nicht Opfer, sondern Erschaffer unserer Umstände“, sagt Köhler. Damit lehnt er sich an die frohe Botschaft der Bibel an und veröffentl­icht seine Gedichtbän­de als Matthias, der Frohpoet. Klingt esoterisch­er als es ist, auch ein Frohpoet dichtet über Natur und Alltag und muss sogar bisweilen ins Finanzamt, wo ihn aber nicht das Grauen erwartet, sondern der Blumentopf der Amtsstube ins Auge sticht.

Zuletzt ein Tipp in eigener Sache: Lose kaufen. Das Glück kann ein Wochenende im Ferienhaus, einen Opernbesuc­h oder ein Menü im Sterne-Restaurant bescheren.

CBN-Redakteuri­n Judith Finsterbus­ch greift zum Mikrofon

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Fotos: Ángel García Die Erlöse aus dem Verkauf internatio­naler Köstlichke­iten werden auf dem „Encuentros“-Fest für die Lebensmitt­elbank La Nucía gespendet.
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Redakteuri­n Judith Finsterbus­ch interpreti­ert Pop- und Filmmusik.

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