Wohin geht es?
Von Font Molí zum „kleinen Bruder“des Aitana-Stocks: Rundwanderung über den Gipfel des Penyó Mulero
Bizarre Felsformationen: Eine Tour von der Font Molí auf den Penyó Mulero bei Benimantell verspricht tolle Ausblicke – auch auf seltene Dolinen.
Ein monumentales Zeugnis für die gewaltigen Bewegungen der Erdrinde vor Jahrmillionen stellt der mächtige Aitana-Stock dar. Sein 1.558 Meter hoher Gipfel überragt die Costa-Blanca-Bergregion wie kein zweiter und es wird kaum einen passionierten Bergwanderer geben, der ihn nicht schon bestiegen hat. Zusammen mit seinem kleineren Bruder“, dem 1.308 Meter hohen Penyó Mulero bildet er eine zusammenhängende Gebirgskette, die einzigartig anzusehen ist.
In deren Abhängen findet man Simas, Quellen, Schneebrunnen und auch die so seltenen Dolinen. Die Durchquerung dieser Dolinen lässt sich besonders gut mit einer Rundwanderung über den Gipfel des Penyó Mulero verbinden. Mandel- und Kirschblüte im Frühjahr, bunte Laubfärbung im Herbst und winterlicher Schnee machen die Wanderung zu jeder Jahreszeit interessant. Die Wege sind allesamt gut zu gehen und stellen keine besonderen Schwierigkeiten dar.
Von Ihrem Parkplatz aus (siehe Kasten Anfahrt“) nehmen Sie den breiten Weg, der unterhalb der Quelle Font Molí links an den Häusern vorbei durch schütteren Pinienwald aufwärts führt. Vorbei an einer kleinen Höhle kommen Sie nach zehn Minuten zu einer Weggabelung, wo Sie sich scharf rechts halten müssen. Gesäumt von Mandel- und Olivenplantagen steigen Sie nun aufwärts, alle seitlich abgehenden Wege haben für
diese Wanderung keine Bedeutung. Etwa 45 Minuten werden Sie auf dem breiten Forstweg unterwegs sein, wenn nach einer scharfen Rechtskurve eine große Doline rechts im Tal auf sich aufmerksam macht. Aber auch unser Ziel, die elegante Pyramide des Penyó Mulero (auch Molero genannt) zeigt ihre felsigen Nordwände und bittet um Bewunderung. Die mit Zistrosen bedeckten Hänge leuchten rosarot im Sonnenlicht und man weiß nicht so recht, wem man zuerst seine Aufmerksamkeit schenken soll.
Aber der 1.308 Meter hohe Gipfel trägt im Moment die Krone davon, deshalb gehen Sie noch weitere 15 Minuten bis zu einer markanten Wegverzweigung, auch
Malpasset“genannt, auf diesen Felsklotz zu. Hier biegen Sie nach links und nach etwa zehn Metern folgen Sie dem Pfad nach rechts. Am Rande von Plantagen steigen Sie sanft aufwärts und erreichen recht schnell, zuletzt auf einem steilen Bergpfad, den Sattel Port del Arc“. Hier werden Sie erstmal das grandiose Panorama in sich aufsaugen, das sich mit den hoch über dem Arc-Tal aufragenden Penya Roc’s und dem majestätischen Puig Campana bietet.
Lohnende Anstrengnung
Sie sind jetzt 1.060 Meter hoch und es trennen Sie nur noch knappe 250 Meter vom Gipfelpunkt. Die Route folgt hier den Pfadspuren durch blühende Berghänge nach rechts und nach etwa 45 Aufstiegsminuten haben Sie das weite Plateau des 1.308 Meter hohen Penyó Mulero erreicht. Keinen einzigen Schweißtropfen wird man bereuen, wenn man dann von seinem aussichtsreichen Logenplatz bei einer obligatorischen Gipfelrast in die Runde blickt.
Alicante liegt zum Greifen nah und an klaren Tagen sehen Sie bis zum Mar Menor. Wie ein Adlerhorst thront das malerische Guadalest auf den bizarren Felsen und spiegelt sich im blaugrün schimmernden Stausee wieder. Die sich dahinter auftürmenden Bergketten von Serrella und Aixorta runden das imposante Bild ab. Direkt gegenüber erkennen wir exponiert auf einem Felsen die halbverfallene Maurenburg von Castell de Castells und im Hintergrund lädt das wunderschöne Mariola-Gebirge zum Wandern ein (siehe auch mein Wanderbuch Rundwanderungen Costa Blanca…“, erhältlich bei der CBN).
Über das Gipfelplateau hinweg führt der nun breite Weg abwärts und schon nach 15 Minuten trifft man beim 1.250 Meter hohen Port de Tagarina auf einen Querweg, der die Verbindung von Sella nach Benifato darstellt. Gegenüber lädt der steile Pfad zur Erkundung der Aitana ein, wobei allerdings bis zum Gipfelpunkt noch sieben Hügel überwunden werden müssen. Wir gehen nun in Richtung Benifato, das heißt rechts abwärts. Stachelige Nonnenkissen, Salbei und Thymian säumen den Panoramaweg, von dem nach 15 Minuten ein schmaler Pfad nach links abzweigt. Diesen kleinen Umweg zu einem großen Schneebrunnen sollten Sie sich auf jeden Fall gönnen, zumal der Weg in seiner Verlängerung wieder auf den Hauptweg trifft.
Auf dem Hauptweg angekommen, folgen Sie diesem weitere zehn Minuten, bis Sie an den Abzweig des PR CV 21 (Aitana-Aufstieg, Puerto Tudons) gelangen. Diesen ignorieren Sie, biegen aber wenige Meter danach auf den rechts abzweigenden landwirtschaftlichen Weg ab, der den Wendepunkt der Tour darstellt.
Gesäumt von Plantagen und mit herrlichem Blick auf grüne Wiesen, dunkle Waldflanken und himmelhoch aufragende Felsbastionen lässt es sich nun recht erholsam dahinschlendern. Und wie da Licht und Schatten die Kontraste noch verstärken, das ist in der Tat eindrucksvoll und wird jeden Naturliebhaber begeistern. Rechts abzweigende Wege sind bedeutungslos, halten Sie sich immer leicht links abwärts. Vorbei an einer kleineren Doline, wobei man augenfälligerweise den nährstoffreichen Boden für eine Kirschplantage nutzt, erreichen Sie kurze Zeit danach den Corral de Senyores.
Seltene Doline
Gehen Sie hier etwa fünf Minuten weiter, bis Sie einen rechts abgehenden, mit einem Steinmännchen versehenen Pfad bemerken. Ab hier gibt es zwei Optionen. Entweder Sie bleiben bis zum Ende der Wanderung auf dem weiterführenden landwirtschaftlichen Weg, der vorbei an einem Schneebrunnen wieder auf den Anfangsweg und zum Ausgangspunkt bei der Quelle Font Molí führt.
Oder Sie folgen, was mir interessanter erscheint, dem Pfad nach rechts. Er bringt Sie nach einem kleinen Anstieg in eine grüne Senke zu dem maurischen Corral de l’Albirec und der Doline gleichen Namens. Diese Dolinen, welche schon in der griechischen Mythologie die Phantasie der Menschen beflügelten, sind natürliche, meist trichterförmige Mulden, die sich häufig in Karstgebieten bilden. Ihre Durchmesser können in der Größe enorm schwanken und manchmal auch mehrere Kilometer betragen.
Genießen wir also diesen wunderschönen Wiesenpfad durch diese Doline, der uns letztendlich wieder hinauf zu dem schon bekannten Hauptweg bringt. Mit einem letzten Blick auf die bizarren Nordwände des Mulero verabschieden wir uns mit leiser Wehmut von dieser wundervollen Bergregion. Dann geht es endgültig hinab zur Font Molí, wo uns ein kleiner Einkehrschwung in einem der nahe gelegenen Restaurants die Rückkehr in die Zivilisation auf liebenswerte Weise erleichtern könnte.