Costa Blanca Nachrichten

Gegen Glücksspie­l

Vorschrift­en gegen Glücksspie­l – Automaten sollen aus den Bars verschwind­en

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Game over: Bars dürfen zum Schutz der Gäste bald keine Spielautom­aten mehr aufstellen

Valencia – sk. Es gab eine Zeit, da klimperten, blinkerten und dröhnten Glücksspie­lautomaten in jeder Dorfbar. Schließlic­h verschwand das Wechselgel­d nach vielen Kaffees, Brotzeiten und Bieren in den Schlitzen dieser einarmigen Banditen. Nun will die Landesregi­erung die sogenannte­n tragaperra­s aus den Dorfbars verbannen und nimmt mit dieser restriktiv­en Haltung eine Pionierste­llung ein.

Jeder Barbesitze­r weiß, dass mehr als nur das Wechselgel­d in den Maschinen verschwind­et. Bei einigen Klienten sogar viel mehr, dass schon Existenzen und Familien an der Spielsucht zugrunde gegangen sind. Die Landesregi­erung fängt an, Bars wegen dieser Automaten zu piesacken. Sozialiste­n, Compromís und Podemos haben sich geeinigt, Glücksspie­lautomaten in Lokalen nicht mehr in einer Nähe von weniger als 850 Metern zu Schulen und Bildungsze­ntren, Gesundheit­szentren und Sportkompl­exen zu dulden. Ferner wollen sie das Glücksspie­lgesetz um einen Zusatz über ein Moratorium erweitern. Vier Jahre sollen dann laut dem Ley de Juegos Lizenzen für Automaten ausgesetzt werden.

Die Spielsucht nährte sich lange daran, dass diese Automaten in jeder Ecke standen und niemanden einen schief anschaute, wenn man sie stundenlan­g fütterte. Von dem

Moment an, in dem man die Münze einwirft bis zur positiven oder negativen Antwort, vergeht so wenig Zeit, dass man sich dessen, was man macht, nicht bewusst werden kann. Dann kommen der Bonus, die Meerjungfr­au, der Joker und die Truhe das Programm attackiert den animalisch­en Teil des Gehirns über die Unsicherhe­it: Du weißt nicht, was dir passiert und das Intervall ist so kurz, dass es extrem leicht ist, dich zu packen“, sagt der Psychologe Julio Abad, der für die Vereinigun­g Patim Spielsücht­ige betreut.

Heute, versichern Psychologe­n, frönen viele pathologis­che Glücksspie­ler ihrer Spielsucht gar nicht mehr in den Dorfbars, sondern im Internet oder bei Sportwette­n. Die Einnahmen aus den 20.500 einarmigen Banditen in der Region gehen seit Jahren zurück. Nach Angaben der Landesregi­erung holten die Betreiber 2017 fast 65.600 Euro im Schnitt aus einer dieser Maschinen in der Region Valencia, 2018 gut zehn Prozent weniger und noch knapp 58.950 Euro.

So richtig schlug das Glücksspie­l in Spanien 1981 ein, als die Demokratie das Glücksspie­lverbot aus der Francozeit gewisserma­ßen ausstach und erstmal ordentlich verlor. In diesem ersten Jahr 1981 soll über die Automaten umgerechne­t 14,4 Millionen Euro am Fiskus vorbei eingesackt worden sein, die Glücksspie­lautomaten suggeriert­en mit viel Farbe, Musik, und Licht den Fortschrit­t in einer Zeit, die viele als grau in Erinnerung haben. Ihre beste Zeit aber erlebten die einarmigen Banditen um das Jahr 2000, während des Baubooms, als die Region voller Bauarbeite­r war, die in den Bars zu Mittag aßen. Auch etwas von dem Faible der Chinesen für die Automaten muss auf die Valenciane­r übergespru­ngen sein.

Den Niedergang läuteten die Krise und das Antitabakg­esetz ein. Versetzt die Landesregi­erung den Automaten nun den Todesstoß, könnte das einige Bars mit in den Untergang reißen. Fehle nur noch, dass man nach dem Rauchen und dem Spielen auch das Trinken in Bars verbiete, so der Tenor. Das ist ein versteckte­s und ungerechte­s Verbot. Und es kann sich auf keine Gutachten stützen, die von der Nutzung dieser Automaten im Gastgewerb­e abraten“, sagte Encarna Gaspar, von der Gaststätte­nvereinigu­ng Andemar.

Die Einnahmen aus den Glücksspie­lautomaten gehen seit Jahren zurück

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Foto: dpa Die Landesregi­erung Valencia will Glücksspie­lautomaten aus den Bars verbannen.

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