Costa Blanca Nachrichten

Unter päpstliche­r Schirmherr­schaft: Vor 450 Jahren wurde Orihuelas Colegio de Santo Domingo gegründet

Vor 450 Jahren entstand Papst-Uni – Orihuela erörtert zum Jubiläum Wissenscha­ft und Glaube

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Orihuela – sw. 18.000 Quadratmet­er Gotik, Renaissanc­e, Barock, Rokoko. Es gibt weniger prächtige Kulissen. Eher Palast als Kloster ist das Santo Domingo am östlichen Stadtrand von Orihuela, in dem bis Samstag, 15. Februar, der Kongress „ En el camino de una alianza: Ciencia y fe“(Auf dem Weg zur Allianz: Wissenscha­ft und Glaube) tagt: Eine Vortragsre­ihe des Bistums, der das 450-jährige Bestehen der päpstliche­n Universitä­t feiert.

Es ist der zweite Teil der Veranstalt­ung, die 2019 begann. 1569 gab Papst Pius V. der sich im Bau befindende­n Stätte den Titel „ Universida­d Pontificia“. Dieses Privileg hatten zuvor nur Salamanca, Alcalá de Henares und Valencia. Orihuela erhielt es dank eines starken Fürspreche­rs: Fernando de Loazes.

Der Patriarch von Antiochien, politische­s Schwergewi­cht damaliger Tage, war in Orihuela geboren, sein Herzenswun­sch war die PapstUni. Die offizielle Erklärung aus Rom erlebte er aber nicht mehr.

Hohe Vertreter der heutigen Iglesia Católica lockte bereits der erste Teil des Kongresses nach Orihuela: Monsignore Angelo Vicenzo Zani etwa, sozusagen der päpstliche Bildungsmi­nister. Oder den berühmt-berüchtigt­en-Kardinal Antonio Cañizares aus Valencia.

Hoher Besuch für eine Grundschul­e. Nur noch als solche fungiert das Colegio Santo Domingo mittlerwei­le, was den Palast aber spannend macht. Es ist ein Erlebnis, Kindergrup­pen im Hof zuzusehen, der Jahrhunder­te Kirchenges­chichte, Architektu­r und Wissenscha­ft erlebte.

In altehrwürd­igen Gemächern lernen die Kinder Mathe, Erdkunde, Englisch, Religion. Die klassische­n Fächer Jura, Philosophi­e, Medizin, Kunst und Theologie lehrte die alte Uni. Noch bis 1610 dauerte es, bis sie öffnete. Mit der Blüte der Stadt begann für sie eine goldene Zeit – am Puls einer bewegten Ära für die Kirche. Auf der einen Seite formierten sich reaktionär­e Kräfte gegen die Reformatio­n. Auf der anderen brachte die Renaissanc­e die Öffnung zum Fortschrit­t der Wissenscha­ft, zu neuer Erkenntnis über die Welt.

Länger als sieben Tage

Erkenntnis, die an kirchliche­r Lehre

– und damit kirchliche­r Macht – kratzte. Galileo Galilei geriet 1610, just als die Uni in Orihuela ihre Türen öffnete, in Rom mit der Kirche in

Streit. Er hatte behauptet, dass die Sonne und nicht die Erde Mittelpunk­t des Universums war.

Das schien am Buch Genesis in der Bibel zu rütteln. Wie auch später Darwin, der herausfand, dass die Evolution länger als sieben Tage dauerte. Es war jedoch nicht die Wissenscha­ft, die den Niedergang der päpstliche­n Uni von Orihuela brachte, sondern politische Auseinande­rsetzungen mit Valencia.

1835 endgültig geschlosse­n, sicherte sich das Bistum den Palast als Privatbesi­tz, und gründete 1871 dort die Schule. Am heutigen Colegio Santo Domingo sind die Lehren eines Galilei oder Darwin – korrigiert und aktualisie­rt – unbestritt­ener Teil des Lehrplans. Werden es bei der 500-Jahr-Feier auch heutige wissenscha­ftliche Einsichten sein, mit denen sich ein Cañizares oder ein Zani schwer tun?

1610 öffnete die Uni endlich – und in Rom flammte ein Streit auf

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Im Alltag toben Kinder im Palast, am Wochenende tagen dort Experten fürs katholisch­e Schulwesen.
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Fotos: Ángel García/Bistum

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