Zeit zum Umdenken
Gar wunderliche Blüten treibt die Corona-Krise besonders nachts. Ein Techno-Club mit Tanzverbot – als ich das Video eines Clubs in Amsterdam sah, wollte ich vor Scham am liebsten im Erdboden versinken. Während der DJ vorne an seinem Pult herumhampelte, saßen die Clubber mit Sicherheitsabstand brav auf ihren Stühlen, schwangen wild die Arme oder trampelten mit den Füßen auf dem Boden. Da wäre ich ja lieber daheim geblieben als mich dort zum Affen zu machen.
Auch die illegalen Botellones und Feiern im Umland von Málaga lassen tief blicken. Klar, die Jugend hat den Stillstand satt, will sich befreien vom mulmigen Gefühl, das die Coronavirus-Krise ausgelöst hat. Doch mal ganz ehrlich: Ist es nicht an der Zeit, umzudenken? Statt sinnloser Besäufnisse und Drogenexzesse ist es vielleicht nun angebracht, sich mit den wesentlichen Dingen zu beschäftigen und Visionen zu entwerfen. In dem abgedroschenen Satz: „Nichts wird mehr so sein wie vorher“steckt ein Fünkchen Wahrheit. Es ist verantwortungslos, Massenpartys zu feiern, ohne an die Risiken zu denken. Den Jugendlichen sollten Alternativen geboten werden. Es würde ihnen sicherlich gut tun, die Corona-Krise künstlerisch durch Rap-Songs, Graffiti, Fotografie und Literatur zu verarbeiten, anstatt ihren Kummer durch nächtliche Exzesse auszublenden. Mit den Verboten müssten Alternativen einhergehen, die die Teenager inspirieren.