Feiern bis Covid-19 kommt
Über 70 Infizierte in Gandía – Kneipen und Bars müssen bis mindestens August schließen
Gandia – eda./ste. Menschen mit Masken bestimmen das Bild an Gandías Strandpromenade im Stadtteil Grao. Selbst beim Sonnen behalten viele die lästige Atemschutzmaske auf und einige gehen sogar so weit, dass sie nicht einmal zum Sporttreiben auf die Mundund-Nasenbedeckung verzichten. Denn die Gemeinde verzeichnet den größten Covid-19-Ausbruch des Landes Valencia der letzten Tage.
Bereits 94 Menschen wurden im Gesundheitsbezirk positiv auf den Erreger getestet (Stand bei Redaktionsschluss), die meisten Personen haben sich wohl auf der Partymeile der Stadt angesteckt. Das veranlasste die Gemeinde dazu, die Schließung aller Nachtlokale bis vorläufig 1. August anzuordnen. Die Wiedereröffnung hängt davon ab, ob die Infektionszahlen bis dahin deutlich sinken. Mittlerweile sind aber neben dem Strandgebiet Grao in Gandía noch zehn weiterere Gemeinden betroffen. Fünf Menschen liegen mit Covid-19 aktuell im Kreiskrankenhaus Hospital Francesc de Borja, auf die Intensivstation musste bislang glücklicherweise niemand, meldet die lokale Gesundheitsbehörde.
Deswegen patrouillieren auf der Strandpromenade wohl auch mehr Polizeistreifen als in anderen Gemeinden. Wirklich viel zu beanstanden haben sie allerdings meistens nicht, wie ein Polizist, der nicht namentlich genannt werden möchte, den Costa Nachrichten gegenüber bestätigt. „ Auf die Maskenpflicht oder die Einhaltung der Sicherheitsabstände müssen wir die Leute fast nie hinweisen“, so der Beamte zufrieden.
Einen Einbruch des Tourismus und des Ansturms von Tagesbesuchern aus der Umgebung hat es in Gandía aber augenscheinlich nicht gegeben. Die Strände sind offen und gut gefüllt, genauso wie die Geschäfte, Restaurants und Cafés. Doch an den Mitarbeitern geht die Situation nicht gänzlich vorüber, berichtet auch die bolivianische Kellnerin Fatima Urdonez Rivero, die für die Eiscafé-Kette „ Jijona“arbeitet: „ Ich habe weiterhin großen Respekt vor Covid-19, da ich auch täglich im Kontakt mit Fremden, in meinem Fall Kunden bin.“Sie stimmt der Aussage des Polizisten nicht zu, die Menschen würden sich an die Vorschriften halten. „ Ich beobachte oft, dass viele Kunden die Masken und auch den Abstand vergessen. Im Urlaub wollen sie halt Spaß haben und nicht von unangenehmen Regeln gestört werden“, vermutet die Bolivianerin.
„ Wir sind jung und wollen einfach feiern“, bestätigt Tourist Bryan Lontono Salazar aus Madrid auch gleich die Vorurteile der Kellnerin. „ Ich sehe aber auch ein, weshalb die Bars und Kneipen dicht sind“, relativiert er schnell. Dabei sei das Nachtleben am Strand für ihn und seine Freunde der Hauptgrund gewesen, überhaupt nach Gandía zu reisen. „ Man kann nichts machen, jetzt gehen wir halt an den Strand und tragen immer eine Maske“, zeigt er sich einsichtig.
Rentner William John Sendgwick aus England, der seit zehn Jahren in Spanien lebt, sieht in jungen Urlaubern wie der Madrilenen-Gruppe die Hauptschuld an dem Ausbruch. Noch mehr Probleme hat er mit dem Verhalten von Ausländern, „ Jugendliche aus Italien, Frankreich und Deutschland, die hier in Gandía Party gemacht haben, haben das Virus eingeschleppt“, ist er sich sicher.
Schwierige Suche
Täglich führt das Kreiskrankenhaus über 200 PCR-Tests auf das Coronavirus durch. Tatsächlich sind die positiv Getesteten deutlich jünger als bei der großen Welle zwischen März und Mai. Die überwiegende Mehrheit ist zwischen 20 und 40 Jahre alt und zeigt nur leichte oder gar keine Symptome, was die Ansteckung fördert. „ Hoffentlich finden sie schnell alle Infizierten, sodass der Ausbruch bald zu Ende ist und wir alle wieder in Sicherheit sind“, hofft der Rentner.
„Jugendliche aus dem Ausland haben das Virus eingeschleppt“