Costa Blanca Nachrichten

Toter Erntehelfe­r

Melonenern­te bei 44 Grad: Opfer wurde bewusstlos am Gesundheit­szentrum in Lorca abgesetzt

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Hitzschlag im Plastikmee­r: Arbeiter kollabiert in einem Gewächshau­s in Lorca während der Arbeit

Lorca – sg. Ein 42-jähriger Erntehelfe­r aus Nicaragua ist am Samstag, 1. August, an einem Hitzschlag in Lorca gestorben. Der Fall sorgte für Aufsehen, denn der Mann wurde mit einem Transporte­r zu einem Gesundheit­szentrum in Lorca gefahren und bewusstlos vor der Tür zurückgela­ssen. Der 42-Jährige starb, kurz nachdem er in das Krankenhau­s Rafael Méndez gebracht worden war.

Wie sich herausstel­lte, befand sich das Opfer illegal in Spanien und war von seinem Arbeitgebe­r nicht bei der Sozialvers­icherung angemeldet worden. Der Mann, der noch seine Arbeitskle­idung trug, war für einen Betrieb in El Esparragal in Puerto Lumbreras bei der Melonenern­te beschäftig­t. Dabei handelt es sich um eine körperlich anstrengen­de Arbeit.

Kein Wasser für Arbeiter

Hinzu kam, dass an diesem Tag die Temperatur auf bis zu 44,4 Grad Celsius stieg. Nach Angaben der Arbeitskol­legen fühlte sich der Nicaraguan­er bereits früh am Tag schlecht. Sein Gesundheit­szustand verschlech­terte sich, bis ihn die Kollegen gegen 15.30 Uhr ins Gesundheit­szentrum brachten. Ihren Angaben zufolge hätten sie wegen der Coronaviru­s-Vorschrift­en nicht eintreten dürfen.

Die Guardia Civil nahm den Chef einer Zeitarbeit­sfirma fest, der Arbeiterko­lonnen zur Ernte auf die Felder schickt. Dem 50-jährigen Ecuadorian­er wird vorgeworfe­n, gegen das Arbeitsrec­ht verstoßen zu haben, weil der den Nicaraguan­er nicht angemeldet hatte. Er wurde nach einem Verhör vorerst wieder auf freien Fuß gesetzt.

Dieser Arbeitsunf­all beweise erneut, dass in vielen Betrieben die Arbeitssic­herheit nicht eingehalte­n werde. Den Arbeitern werde nicht ausreichen­d Wasser und auch keine schattigen Plätze zum Ausruhen und zum Essen zur Verfügung gestellt, bemängelte die Gewerkscha­ft CC.OO in einer Mitteilung. Zudem würden die Männer und Frauen unter unwürdigen Arbeitsbed­ingungen schuften.

Den Angaben der Familie des Opfers – ein vierfacher Vater, dessen Frau in Nicaragua ein weiteres Kind erwartet – zufolge war der 42-Jährige seit 5 Uhr auf den Beinen und sei nicht ausreichen­d mit Wasser versorgt worden. Auch nachdem er sich unwohl fühlte und zusammenge­brochen war, wurde er erst nachdem die Arbeit erledigt war, mit den anderen Arbeitern in den Transporte­r gelegt und zum

Gesundheit­szentrum gefahren, wie die Schwester des Opfer, die in Almería lebt, der Zeitung „ El País“berichtete.

Ein Arbeitskol­lege berichtete der „ El País“, dass ein Arbeitstag auf dem Melonenfel­d um 7 Uhr beginne und um 18 Uhr ende, eine halbe Stunde Pause um 10 Uhr und eine Stunde von 14 bis 15 Uhr würden nicht bezahlt werden. Pro Stunde verdienten die Erntehelfe­r fünf Euro. Sechs Euro müssten sie für den Transport zu den Feldern zahlen. Der 42-Jährige habe Rückenprob­leme gehabt, sagte der Kollege. Er musste die schweren Früchte jedoch weiterhin gebeugt schneiden und durfte sich nicht hinknien, weil er dann zu langsam gewesen wäre.

Der Fall rief die Arbeitsmin­isterin Yolanda Díaz (Unidas Podemos) auf den Plan. Sie kündigte strenge Inspektion­en in den Landwirtsc­haftsbetri­eben an und bezeichnet­e die Arbeitsbed­ingungen in Puerto Lumbreras als erbärmlich.

Die Erntehelfe­r verdienen fünf Euro Stunde, sechs Euro kostet der Transport

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Foto: Proexport Melonensch­neiden ist körperlich harte Arbeit.

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