Kunst am Fels: Vor 40 Jahren wurden spektakuläre Malereien bei Castell de Castells entdeckt
Spektakulärer Fund: Vor 40 Jahren wurden Höhlenmalereien am Pla de Petracos entdeckt
Castell de Castells – at. Eine Person streckt die Arme in die Höhe, Richtung Sonne, ihr Kopf ist von Sonnenstrahlen umringt. Es ist der „ Betende“, der offenbar eine Art Sonnenkult ausübt. Einen Meter groß ist die Zeichnung, die sich in einem der fünf Felsüberhänge am Pla de Petracos in Castell de Castells befindet. Dazu gesellen sich in den anderen Überhängen eine Familiengruppe, eine Frau und ein Stier sowie landwirtschaftliche Motive, alle in dunklem Rot gehalten.
Auf die Felswand gebracht haben sie die ersten Landwirte, die die Iberische Halbinsel in der Jungsteinzeit besiedelten. Und für die der Pla de Petracos ein ritueller Ort war, an dem sich Menschen eines Glaubens versammelten.
Ein Hirsch tanzt aus der Reihe
Die Höhlenmalereien, die das Dorf Castell de Castells spanienweit bekannt machten, gelten als bedeutendste „ pinturas rupestres“der Provinz Alicante, zählen zu den wichtigsten Zeugnissen der Jungsteinzeit auf der Iberischen Halbinsel, sind seit 1998 Unesco-Kulturerbe und markieren den Beginn der Landwirtschaft und Viehzucht in der Provinz Alicante im 6. Jahrtausend vor Christus. 8.000 Jahre sind sie also alt – bis auf eine, die sich erst vor rund 3.000 Jahren dazugesellte: ein kleiner verletzter Hirsch, Vertreter der sogenannten levantinischen Kunst.
Entdeckt wurden die Malereien am Pla de Petracos im Juli 1980, also vor 40 Jahren, von Pere Ferrer und Enrique Catalá vom Centre d’Estudis Contestans. Professor Mauro Hernández von der Universität Alicante studierte die spektakulären Funde, der wissenschaftlichen Welt wurden sie 1982 auf dem Kongress für Schematische Kunst in Salamanca präsentiert – als Vertreter der sogenannten makro-schematischen Kunst, unter deren Begriff man skizzenartige, figurative und erstaunlich große Höhlenmalereien zusammenfasst.
„ In einer beispielhaften institutionellen Zusammenarbeit“zwischen Provinzverwaltung, Rathaus von Castell de Castells und Archäologiemuseum Marq sei die Kunst vom Pla de Petracos in den vergangenen Jahren einem breiten Publikum zugänglich gemacht worden, betonte die Kulturabgeordnete der Diputación, Julia Parra, anlässlich des 40. Jahrestags der Entdeckung. So wurden 1998 die Zugänge zu den Felsüberhängen verbessert, es wurden Infotafeln aufgestellt und die Malereien durch einen Zaun geschützt – der allerdings so weit von den Funden entfernt aufgestellt wurde, dass man ein Fernglas mitnehmen sollte, um die kleinen Kunstwerke im Detail studieren zu können.
Am beeindruckendsten ist das natürlich vor Ort, sehenswert ist aber auch das Museum, das das Rathaus von Castell de Castells im Dorf eingerichtet hat, um Besuchern die makro-schematische Kunst näherzubringen. „ Sonne, Familie, Anbau und Vieh: vier Worte, die damals eine heilige Bedeutung hatten und die die Menschen dazu brachten, sie symbolisch in einem felsigen Heiligtum darzustellen“, heißt es in einer Broschüre des Museums. Eine Hinterlassenschaft, die als Meilenstein der spanischen Höhlenmalerei-Forschung gilt.