Costa Blanca Nachrichten

Feinheit des Alterns

Valenciane­r Paco Roca gewinnt „Comic-Oscar“– Wandbild für Senioren in Madrider Metro – Kunst für Covid-19-Zeiten

- Stefan Wieczorek Valencia

Ein spanisch gefärbter Eisner-Preis war es am 24. Juli. In drei Kategorien der „ Comic-Oscars“gewann Spanien. Neben Emma Ríos für ihr Werk „ Bella Muerte“und der Bücherei Nostromo wurde ein Valenciane­r ausgezeich­net: Paco Roca, für die beste US-Ausgabe eines internatio­nalen Werks. 2020 ist definitiv das Jahr des Paco Roca und damit auch eines Kollektivs, das der Zeichner in seinen Werken immer wieder voranstell­t: Die alten Menschen. Auch „ La Casa“, also „ The House“, für das Roca den Preis gewann, handelt von ihnen.

Die Geschichte: Drei erwachsene Söhne eines gerade gestorbene­n Vaters kehren in das Haus ihrer Kindheit zurück, um es zu entrümpeln und zum Verkauf vorzuberei­ten. Doch einmal dort, merken sie, wie jedes vermeintli­che Stück Abfall Erinnerung­en in ihnen weckt. Längst vergessene Anekdoten werden lebendig. Mit viel Herz und in zauberhaft­en Bildern stellt Roca die Vergänglic­hkeit des Lebens und den Wert der Erinnerung dar.

Bereits zum zweiten Mal gelingt es Roca mit „ The House“so unbequeme Themen wie Alter und Tod ins Gespräch zu bringen. Zum ersten Mal war das Werk 2015 in Spanien en vogue, als es zum besten

Comic des Landes gekürt wurde. Welchen Rang der Valenciane­r in Spanien innehat, zeigte er am Wochenende des „ Comic-Oscars.“

Für den 26. Juli, den Tag der Großeltern in Spanien, erstellte Paco Roca in der U-Bahn in Madrid ein gewaltiges Wandgemäld­e. Ganz unterschie­dliche Facetten des Alterns sind auf dem acht Meter breiten und 1,90 Meter hohen Comic-Bild zu finden: Vom aktiven und zärtlichen Altern bis zu Behinderun­g und Gebrechlic­hkeit.

Das Wandbild in der Station Plaza Castilla ist auch eine Widmung an die vielen älteren Covid-19-Opfer. Ja, das Coronaviru­s hat eines mit Paco Rocas Comics gemeinsam: Es brachte die Senioren in die vorderste Front der Aufmerksam­keit. Und das in einer Gesellscha­ft, die immer mehr meint, alte Menschen wegpacken zu können wie das Gerümpel in „ La Casa“. 2007 nahm schon Rocas preisgekrö­ntes „ Arrugas“(Falten), das 2011 exzellent verfilmt wurde, das Thema auf: Ein Mann mit Gedächtnis­schwund zieht auf Drängen seiner Familie ins Altersheim.

„Das Haus“gibt es wirklich

Was er dort erlebt – all die Freundscha­ften, Herausford­erungen, Abenteuer – erzählt „ Arrugas“, deutscher Titel „ Kopf in den Wolken“. Ein besonderer Handlungss­trang macht deutlich, wieviel Würde auch in einem Menschen mit sehr geringem Erinnerung­svermögen noch steckt.

„ Arrugas“, das teilt uns Paco Roca selbst mit, ist vielleicht der ideale Einstieg in die Comic-Welt des Autors aus Valencia, der heute selbst das Haus bewohnt, das für „ La Casa“Modell stand.

Der Verlag Reprodukt bietet Paco Rocas Werke auf Deutsch mit Leseproben online, inklusive „La Casa“(gleicher Titel in deutscher Ausgabe). Google-Suche „Paco Roca Reprodukt“.

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Fotos: Paco Roca Paco Roca erstellte zum Tag der Großeltern in Spanien am 26. Juli in der U-Bahn von Madrid ein riesiges Wandbild.
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Nicht bloß Gerümpel: Szene aus „La Casa“.

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