Albtraum im Paradies
CBN-Leserin erlebt in Blue Lagoon nicht nur ihr „blaues Wunder“, sondern einen wahren Albtraum
Deutsche Opfer von Einbrechern: Ferienhaus in Blue Lagoon besetzt, ausgeräumt und verwüstet
San Miguel – mar. „ Also für mich ist das schon eine neue Dimension krimineller Energie“, lautet das Fazit von Marianne Ellerton nach einigen aufregenden Wochen. Sie hat seit 1992 ein Ferienhaus in der Urbanisation Blue Lagoon von San Miguel de Salinas. Ende Juli rief ihre Tochter an, die nur eine Straße weiter wohnt, „ und berichtete mir, dass ihr Poolmann ihr sagte, dass in meinem Haus offenbar Leute eingezogen sind, das Haus verwüstet haben und auch in drei andere Häuser, darunter das meiner Tochter eingebrochen worden sei“.
Als Freunde ausgegeben
Eine Freundin informierte dann den Sicherheitsdienst der Urbi, „ der übrigens abends um zehn Feierabend hat“und verständigte Nachbarn und Polizei. Die stellten fest, dass die Eindringlinge, die bereits über alle Berge waren, sämtliche Schlösser ausgewechselt hatten. Nachbarn erzählten dann Unfassbares: „ Die Leute, offenbar ein Paar, waren schon seit mehreren Tagen in meinem Haus, sie haben sich als meine Freunde ausgegeben, die sich um Haus und Garten kümmern. Einem Nachbarn haben sie sogar freundlich die Hand geschüttelt“, erzählt Marianne Ellerton der CBN.
Am 1. August kam die professionelle Übersetzerin nach Blue Lagoon zur Bestandsaufnahme: „ Im Haus wurde sehr methodisch vorgegangen, Akten mit Dokumenten, Verträge, Bankunterlagen, wurden gestohlen, ebenso Bargeld, Schmuck, elektronische Geräte, alles war ein großes Durcheinander. Alles, was man ohne großen Aufwand aus dem Haus entfernen konnte, wurde mitgenommen.“Marianne Ellerton ringt noch immer mit dem Erlebten: „ Ich empfinde einen regelrechten Ekel, dass in meinem Nachtkästchen ganz persönliche Dinge durchsucht und geklaut wurden. Sogar meine Nachtwäsche, alles wurde durchwühlt“. Wie zum Hohn hinterließen die ungebetenen Gäste einen Zettel auf ihrem Bett, um sich über die Polizei und ihr Opfer lustig zu machen: „ LOL, Bobby Head“, stand darauf. Den Schreck noch nicht verdaut, ging es zur Guardia Civil, eineinhalb Stunden dauerte der Termin, „ alles verlief sehr sachlich, meine Sorgen wurden ernstgenommen und protokolliert“.
Aber viel mehr geschah auch nicht, kein Ortstermin, keine Spurensicherung. Dabei hatte Marianne Ellerton extra darauf geachtet, einige Wasserflaschen im Haus, die die Eindringlinge offenbar dort gelassen hatten, nicht zu berühren, möglicher Spuren wegen. „ Aber sehen Sie die Leute dort? Die haben das gleiche Problem wie Sie“, erklärte ihr einer der Polizisten und zeigte auf zwei weitere Paare, die bereits warteten.
Marianne Ellerton verständigte die Versicherung und schaut schon wieder optimistisch in die Zukunft. Ihre Küche will sie renovieren und als die CBN mit ihr spricht, werkeln Gärtner an den Palmen im
Garten. Die Bewohnervereinigung von Blue Lagoon hat ein Warnschreiben versandt und deutet auf die „ mafiösen“Abläufe hin, denn Einiges weist darauf hin, dass hinter dem Paar eine größere Organisation steckt. Die Geschädigte will aufrüsten, verstärkte Türen, teure Schlösser, eine Kameraanlage, die mit einer Sicherheitsfirma verbunden ist. Man muss sich in Spanien wohl selbst helfen, dabei gehört Ellerton in ihrer Urbi noch zu den gut Vernetzten, in anderen Gegenden gibt es Anlagen, da kennen sich nicht einmal die direkten Nachbarn.
Stadt sich selbst überlassen
Natürlich könnten die Einwohner von Blue Laguna das Rathaus von San Miguel de Salinas auffordern, für Sicherheit ihrer Wohngebiete und Bürger zu sorgen. Das ist schließlich deren gesetzlich definierter Job. Außerdem musste die Urbi jahrzehntelang vor Gericht dafür kämpfen, dass San Miguel Blue Lagoon überhaupt als ortszugehörig anerkennt, da wäre Wiedergutmachung durch Kameraüberwachung und Polizeipatrouillen wohl angebracht. Doch San Miguel de Salinas hat selbst kaum Polizisten. Für Nachtstreifen selbst im Stadtzentrum gibt es kein Personal, sie ist sich selbst überlassen. Passiert etwas, muss erst die Guardia Civil aus dem 15 Kilometer entfernten Torrevieja anrücken, wenn die ein freies Einsatzfahrzeug haben.
Protokoll aufgenommen – kein Ortstermin, keine Spurensicherung