Historische Lebensader:
Unterhaltsame Zeitreise entlang des „Camino Real“in Altea, der historischen Lebensader der Levante
Unterwegs auf dem Camino Real in Altea
Joan Such hat viel zu erzählen – und er tut es auch. Die Führung entlang des „ Camino Real“, des königlichen Wegs oder auch „ Grünen Korridors von Altea“, ist auf eine Stunde angesetzt, doch nach anderthalb Stunden haben wir noch nicht die Hälfte der eigentlich gnädigen drei Kilometer geschafft. Unser Guide ist kaum zu bremsen. Und das ist auch gut so, man bereut keine Minute. Die TourismusInfo Altea bietet solche Touren immer wieder rund um Altea auf Spanisch und Englisch an, durch Stadt und Land, auch mal über Stock und Stein. Wir haben uns die kürzeste, aber vielleicht vielseitigste ausgesucht.
Der Camino Real, der „ Königliche Weg“, bezeichnet ein Geflecht von privilegierten Handelsund Viehtreiberwegen, das auf römischen Straßen aufbaute. Jener zwischen Altea und Calp, wo auch noch römische und mittelalterliche Spuren des „ Straßenbelags“zu finden sind, gehörte zur Via Dianum von Alicante bis Dénia, die wiederum Teil der Via Augusta war, die von Cartagena – wie alle Wege – nach Rom führte.
Altea feierte zwar kürzlich das 400. Jubiläum seines Stadtrechtes, seine Besiedlungs- und Kulturgeschichte reicht aber weit über das Alter der Stadtmauern hinaus. Guide Joan führt uns aus dem Zentrum heraus, entlang des Flusses Río Algar, vorbei am Vulkan von Cap Negret bis zur Villa Gadea ans Ende der Bucht von Altea.
Lebensquell Algar
Die Besiedlung der Region begann nicht vom Meer, berichtet der engagierte Stadtführer, sondern vom Land aus, in der Sierra Bernia mit ihrem eindrucksvollen Grat, der illustriert, warum man in Spanien Gebirge Sägen nennt. Iberische Stämme ließen sich vor rund 7.500 Jahren nieder, was an Höhlenzeichnungen belegt ist, die angesehen werden können. Der Rundweg um die Sierra Bernia ist im Sommer – hitzebedingt – tunlichst zu unterlassen. Von den Bergen aus bahnte sich der stets suchende Mensch seinen Weg flussabwärts bis zum Meer, den Río Algar als Quelle und Garant des Überlebens wissend, auf der Pirsch nach Land, Fisch und fruchtbaren Kontakten.
Im achten Jahrhundert vor unserer Zeit stießen Phönizier, Karthager und andere Seevölker mit ihren Begehrlichkeiten auf die Erstbesiedler, ein paar Jahrhunderte danach folgten die Römer. Sie trieben Handel, andere vertreibend, ihre Ansichten und Kenntnisse von Zivilisation mit dem Vorgefundenen verschmelzend.
Mit den Händlern bekamen Gegend und Siedlung Struktur und einen Namen, verschiedene Varianten kursieren, was dieses wohlklingende „ Altea“wohl bedeuten mag. Die naheliegendste Saga geht auf eine Blume, eine Stockrose, zurück, die Königsmalve, auch als Verrückte Malve, malva loca, bekannt, die hier überall wucherte und auch heute noch zu finden ist. Ihr botanischer Name ist Alcea rosea. Eine andere Version liest Altea als griechische Übertragung für „ der Heilende“, im Zusammenhang mit dem Fluss, dessen Wasser die römischen Siedlungen bis zum heutigen El Albir versorgte und wohltuende Wirkungen verbreitet haben soll.