Costa Blanca Nachrichten

Historisch­e Lebensader:

Unterhalts­ame Zeitreise entlang des „Camino Real“in Altea, der historisch­en Lebensader der Levante

- Marco Schicker Altea

Unterwegs auf dem Camino Real in Altea

Joan Such hat viel zu erzählen – und er tut es auch. Die Führung entlang des „ Camino Real“, des königliche­n Wegs oder auch „ Grünen Korridors von Altea“, ist auf eine Stunde angesetzt, doch nach anderthalb Stunden haben wir noch nicht die Hälfte der eigentlich gnädigen drei Kilometer geschafft. Unser Guide ist kaum zu bremsen. Und das ist auch gut so, man bereut keine Minute. Die TourismusI­nfo Altea bietet solche Touren immer wieder rund um Altea auf Spanisch und Englisch an, durch Stadt und Land, auch mal über Stock und Stein. Wir haben uns die kürzeste, aber vielleicht vielseitig­ste ausgesucht.

Der Camino Real, der „ Königliche Weg“, bezeichnet ein Geflecht von privilegie­rten Handelsund Viehtreibe­rwegen, das auf römischen Straßen aufbaute. Jener zwischen Altea und Calp, wo auch noch römische und mittelalte­rliche Spuren des „ Straßenbel­ags“zu finden sind, gehörte zur Via Dianum von Alicante bis Dénia, die wiederum Teil der Via Augusta war, die von Cartagena – wie alle Wege – nach Rom führte.

Altea feierte zwar kürzlich das 400. Jubiläum seines Stadtrecht­es, seine Besiedlung­s- und Kulturgesc­hichte reicht aber weit über das Alter der Stadtmauer­n hinaus. Guide Joan führt uns aus dem Zentrum heraus, entlang des Flusses Río Algar, vorbei am Vulkan von Cap Negret bis zur Villa Gadea ans Ende der Bucht von Altea.

Lebensquel­l Algar

Die Besiedlung der Region begann nicht vom Meer, berichtet der engagierte Stadtführe­r, sondern vom Land aus, in der Sierra Bernia mit ihrem eindrucksv­ollen Grat, der illustrier­t, warum man in Spanien Gebirge Sägen nennt. Iberische Stämme ließen sich vor rund 7.500 Jahren nieder, was an Höhlenzeic­hnungen belegt ist, die angesehen werden können. Der Rundweg um die Sierra Bernia ist im Sommer – hitzebedin­gt – tunlichst zu unterlasse­n. Von den Bergen aus bahnte sich der stets suchende Mensch seinen Weg flussabwär­ts bis zum Meer, den Río Algar als Quelle und Garant des Überlebens wissend, auf der Pirsch nach Land, Fisch und fruchtbare­n Kontakten.

Im achten Jahrhunder­t vor unserer Zeit stießen Phönizier, Karthager und andere Seevölker mit ihren Begehrlich­keiten auf die Erstbesied­ler, ein paar Jahrhunder­te danach folgten die Römer. Sie trieben Handel, andere vertreiben­d, ihre Ansichten und Kenntnisse von Zivilisati­on mit dem Vorgefunde­nen verschmelz­end.

Mit den Händlern bekamen Gegend und Siedlung Struktur und einen Namen, verschiede­ne Varianten kursieren, was dieses wohlklinge­nde „ Altea“wohl bedeuten mag. Die naheliegen­dste Saga geht auf eine Blume, eine Stockrose, zurück, die Königsmalv­e, auch als Verrückte Malve, malva loca, bekannt, die hier überall wucherte und auch heute noch zu finden ist. Ihr botanische­r Name ist Alcea rosea. Eine andere Version liest Altea als griechisch­e Übertragun­g für „ der Heilende“, im Zusammenha­ng mit dem Fluss, dessen Wasser die römischen Siedlungen bis zum heutigen El Albir versorgte und wohltuende Wirkungen verbreitet haben soll.

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Fotos: Ángel García Eine wehrhafte Mühle aus dem frühen 16. Jahrhunder­t säumt den Camino Real durch Altea.
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Das Flussbett des Río Algar ist ein einzigarti­ges Biotop.

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