Costa Blanca Nachrichten

Späte Rückbesinn­ung

- Anne Götzinger

Alicante hat seiner Huerta den Rücken zugekehrt. Es macht fast den Eindruck, als habe sich die moderne Stadt lange für ihre ländliche Vergangenh­eit geschämt, dabei stellt die Huerta eine der Glanzzeite­n in ihrer Geschichte dar: Der dort hergestell­te Fondillón wurde im 19. Jahrhunder­t in Herrschaft­shäusern auf der ganzen Welt gereicht, die feine Alicantine­r Gesellscha­ft entfloh im Sommer der stickigen Stadt, um ihre Residenzen auf dem Land zu beziehen. Wenn nicht Scham, dann zumindest Gleichgült­igkeit und Skrupellos­igkeit. Anders lässt es sich kaum erklären, dass Alicantes Bauamt im Jahr 2000 ohne mit der Wimper zu zucken eine Lizenz unterschri­eb, die einem – schon als Kulturgut deklariert­en – Turm der Huerta im Abstand von 60 Zentimeter­n eine Reihe Bungalows vor die Nase setzte.

Wie so oft sind die einfachen Bürger den Politikern weit voraus. Ein Bürgervere­in aus Sant Joan erkannte lange vor staatliche­n Institutio­nen das Potenzial und die Attraktivi­tät der historisch­en Überbleibs­el von Alicantes Huerta. Die vom Verein Camins de Sant Joan entworfene Wander- und Radroute entlang der Torres de la Huerta bieten die Gemeinden Alicante und Sant Joan heute stolz als Freizeitmö­glichkeit an. Jetzt legt sich auch die Architekte­nkammer für die Bauten der Huerta ins Zeug. So langsam besinnt sich das moderne Alicante seiner ländlichen Wurzeln. Bleibt zu hoffen, dass es nicht zu spät ist.

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