Späte Rückbesinnung
Alicante hat seiner Huerta den Rücken zugekehrt. Es macht fast den Eindruck, als habe sich die moderne Stadt lange für ihre ländliche Vergangenheit geschämt, dabei stellt die Huerta eine der Glanzzeiten in ihrer Geschichte dar: Der dort hergestellte Fondillón wurde im 19. Jahrhundert in Herrschaftshäusern auf der ganzen Welt gereicht, die feine Alicantiner Gesellschaft entfloh im Sommer der stickigen Stadt, um ihre Residenzen auf dem Land zu beziehen. Wenn nicht Scham, dann zumindest Gleichgültigkeit und Skrupellosigkeit. Anders lässt es sich kaum erklären, dass Alicantes Bauamt im Jahr 2000 ohne mit der Wimper zu zucken eine Lizenz unterschrieb, die einem – schon als Kulturgut deklarierten – Turm der Huerta im Abstand von 60 Zentimetern eine Reihe Bungalows vor die Nase setzte.
Wie so oft sind die einfachen Bürger den Politikern weit voraus. Ein Bürgerverein aus Sant Joan erkannte lange vor staatlichen Institutionen das Potenzial und die Attraktivität der historischen Überbleibsel von Alicantes Huerta. Die vom Verein Camins de Sant Joan entworfene Wander- und Radroute entlang der Torres de la Huerta bieten die Gemeinden Alicante und Sant Joan heute stolz als Freizeitmöglichkeit an. Jetzt legt sich auch die Architektenkammer für die Bauten der Huerta ins Zeug. So langsam besinnt sich das moderne Alicante seiner ländlichen Wurzeln. Bleibt zu hoffen, dass es nicht zu spät ist.