Costa Blanca Nachrichten

Abu Adam vor Gericht: 2017 wurde Imam in Moraira wegen Verbreitun­g dschihadis­tischer Ideen verhaftet

Prozessbeg­inn: Imam wurde 2017 wegen Verbreitun­g dschihadis­tischer Ideen in Moraira verhaftet

-

Madrid/Teulada-Moraira

at. Im April 2017 wurde der damals in einem luxuriösen Landhaus in Moraira lebende ägyptische Imam Hesham F.M. Shashaa, bekannt unter dem Namen Abu Adam, festgenomm­en. Diese Woche hat vor dem Nationalen Strafgeric­ht in Madrid der Prozess gegen ihn begonnen, über den die spanische Presse unter Berufung auf die Nachrichte­nagentur EFE detaillier­t berichtete.

Demnach bestritt Abu Adam am ersten Prozesstag die Anschuldig­ungen der Staatsanwa­ltschaft, die neun Jahre Gefängnis für ihn fordert und ihm anlastet, radikale dschihadis­tische Ideen in Moscheen verbreitet zu haben. Zudem soll er in der Provinz Alicante aus Syrien und dem Irak zurückkehr­ende Kämpfer aufgenomme­n haben, die in Spanien oder anderen europäisch­en Ländern Attentate verüben könnten. Dem hielt der Imam entgegen, seine Arbeit in spanischen Moscheen habe im Gegenteil darauf abgezielt, den Terrorismu­s zurückzuwe­isen und zu verhindern, dass sich ein 11-M wiederholt“.

Übersetzer statt Terrorist

Von 1996 bis 2000 habe er in Rumänien gelebt. Er wies den Vorwurf der Staatsanwa­ltschaft zurück, dass er aus dem Land verwiesen worden sei, weil er versucht habe, junge Menschen für die Vorbereitu­ng von Anschlägen in Rumänien nach Afghanista­n zu schicken. Das ist ein schlechter Scherz“, sagte er. Er habe in Rumänien als Übersetzer im Justizmini­sterium und im Flüchtling­sbüro gearbeitet.

2000 habe er Rumänien verlassen, da er wegen seiner anti-terroristi­schen Arbeit Probleme bekommen habe. So seien er und einer seiner Söhne angegriffe­n, seine damalige Frau entführt worden. Er begab sich nach Deutschlan­d, heiratete vier weitere Frauen mittlerwei­le habe er 26 Kinder und arbeitete dort nach eigenen Angaben in den Moscheen weiter gegen Gewalt und Radikalisi­erung.

2011 zog er nach Spanien. Laut Staatsanwa­ltschaft, um vor der deutschen Polizei, die ihn wegen seiner Beziehung zu radikalen islamische­n Jugendlich­en im Visier hatte, zu fliehen. Was mich dazu brachte, in Spanien zu leben, war meine Liebe zu diesem Land, die Sonne, die Paella, der Gazpacho und das Meer. Mehr nicht“, sagte dagegen Abu Adam nach Berichten der spanischen Presse.

Laut Staatsanwa­ltschaft mietete er in Spanien zunächst eine Unterkunft in Benissa und zog 2014 in das Landhaus nach Moraira. Er habe vor allem Moscheen in der Provinz Alicante aufgesucht in Teulada, Calp, Altea, Pedreguer, Gata de Gorgos, Almoradí und San Vicente del Raspeig um dort radikales Gedankengu­t zu verbreiten.

All das sind legale Moscheen, in die ich niemals dschihadis­tische Imame gelassen habe“, widersprac­h Abu Adam.

Das verdächtig­e Material, das auf seinen Computern gefunden worden war, habe er als Spezialist im Anti-Terror-Kampf“genutzt. Seine Anwältin legte Dokumente vor, um zu belegen, dass er sogar mit dem spanischen Geheimdien­st und mit der deutschen Regierung zusammenge­arbeitet habe darunter Diplome aus islamische­n Gemeinden in Bayern und Dresden für seine Anti-Terrorismu­s-Arbeit.

Er sei ein Mann des Friedens“, bekräftigt­e Abu Adam, dessen Friedlichk­eit am zweiten Prozesstag von einem Nationalpo­lizisten, der als Zeuge auftrat, in Frage gestellt wurde. Ende Juni 2011 seien ihm bei einem Routinebes­uch in der

Moschee von Calp Kisten gezeigt worden, die von Adam stammten und die unter den Gläubigen verteilt werden sollten. In jeder hätten sich ein Koran und vier DVDs mit dschihadis­tischen Inhalten befunden, so der Polizist.

Verschärft wurden die Anschuldig­ungen gegen den Imam am dritten Prozesstag durch einen seiner Söhne. Das Bild eines friedliche­n Mannes, der junge Islamisten entradikal­isieren wolle, sei falsch, sagte er. Sein Vater verteidige den Dschihadis­mus und habe ihn als Minderjähr­igen 2011 nach Pakistan geschickt, um sich bei terroristi­schen Kämpfern ausbilden zu lassen. Er sei dort über ein Jahr in einer Universitä­t gequält und misshandel­t“worden. Die Menschen dort hätten Kenntnisse von Waffen und Sprengstof­fen gehabt“und es seien auch Personen aus Europa dort gewesen, um sich im Dschihad unterricht­en zu lassen.

Der Prozess wird in den nächsten Tagen fortgeführ­t.

„Die Sonne, Paella und Gazpacho brachten mich nach Spanien“

 ?? Fotos: Archiv ?? Streitet alle Vorwürfe ab und behauptet das Gegenteil: Imam Abu Adam.
Fotos: Archiv Streitet alle Vorwürfe ab und behauptet das Gegenteil: Imam Abu Adam.

Newspapers in German

Newspapers from Spain