Liebe Leser,
vor einigen Tagen deutete nichts auf einen
Notstand wegen Corona hin. Die Sonne schien an der Costa Blanca, die Lokalpresse fieberte den Meldungen des Gesundheitsministeriums entgegen, denn die Marina Alta war drauf und dran, es in den erlauchten
Kreis europäischer Gebiete mit einer Inzidenz unter 25 zu schaffen. Fast war man wieder wer – jetzt stehen wir vor der Frage, wie lange der Kollaps in den Intensivstationen noch auf sich warten lässt. Was ist passiert? Noch nichts, wovor Fachleute nicht schon seit September warnen. Einem harten November. Nun stecken wir mittendrin in der zweiten Welle. Allerdings hat sie eine Fahrt aufgenommen, mit der laut dem französischen Staatschef Emmanuel Macron nicht einmal die pessimistischsten Experten rechneten. Frankreich steht jetzt unter Quarantäne. Und wer noch am Ernst der Lage zweifelt: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einschneidende Maßnahmen ergriffen, obwohl Deutschland geringere Fallzahlen und ein besser aufgestelltes Gesundheitswesen vorweisen kann als Spanien. Dort können viele Regionen die Infektionen nicht mehr nachverfolgen. Geht das so rasant weiter, sind die Krankenhäuser binnen Tagen oder Wochen am Limit und darüber hinaus. Kein Politiker will sich Untätigkeit nachsagen lassen, manch einer wird eher zu Überreaktion als zu Besonnenheit neigen. Die ersten Regionen preschen schon mit Abriegelungsmaßnahmen vor – Murcia, Andalusien, Madrid, Kastilien La Mancha und León beginnen damit, Spanien peu à peu dichtzumachen.
Derweil hält die Regierung einen Blankoscheck bis Mai in den Händen. Mit ihm kann sie Maßnahmen anstoßen, um das Virus einzudämmen. Wirkungen zeigen die nur, wenn die Bürgerschaft verantwortungsvoll reagiert. Verantwortung heißt nicht blinder Gehorsam. Die Zeitspanne wird auch das gesellschaftliche Zusammenleben vor Probleme stellen – verantwortungsvolles Handeln muss auch Mitmenschen, Familie und nicht zuletzt einen selbst einschließen. Den Appellen, zu Hause zu bleiben, können Einschränkungen verschiedener Art was Mobilität, gesellschaftliches Leben und Reisen betrifft folgen, falls die epidemische Situation sich nicht bessert. Im Moment deutet nichts darauf hin, dass sie das tut.