Krippe zu Ostern
Bis Ostersonntag zeigt Elche Kunst mit Weihnachts-Flair: Krippenbauer stellen Passion Christi dar
Kein Fehler bei Zeitumstellung: Elche stellt mit Krippenfiguren den Leidensweg Jesu dar
Elche – sw. Is‘ denn heut scho‘ Weihnachten? Ein bisschen schon, seit dem 25. März: Neun Monate vor Weihnachten wurde Maria mit dem Christkind schwanger. Nur ein dezenter Gedenktag ist es, der hier und da in Kalendern steht. In Elche sorgt aber auch eine Kunst für vorösterliches Weihnachtsflair. Die Kunst des Krippenbauens. Die Belenistas, Hersteller von Bibelszenen in Miniatur, laden bis Ostersonntag, 4. April, zur Ausstellung sogenannter Dioramas ein.
Wie Theaterbühnen für winzige Schauspieler sehen die sieben Boxen im Museum Casa del Belén aus. Figürchen stellen in wechselnden Umgebungen Szenen voller Dramatik dar. Nicht um die Geburt Jesu geht es jedoch, sondern – passend zur Zeit – um die letzten Stationen seines Lebensendes. Wie in den Belénes, vermischen sich Details des alten Jerusalems mit Elementen der heutigen Costa Blanca. So wedeln bei Jesu feierlichem Einzug in die Stadt Männchen mit strahlenden Zweigen, den palmas blancas der Palmenstadt Elche.
Wütende Gesichtlein
Der Palmsonntag ist die einzige heitere Szene. Als nächstes sehen wir einen gefesselten Jesus vor Gericht, während die Ankläger Pilatus zum Urteil drängen. Beeindruckend die Gesten der Figürchen: Der Römer deutet an, die Hände waschen zu wollen, ein Diener holt ihm die Schüssel mit Wasser. In wütende Gesichtlein blickt man bei der Auspeitschung Jesu, wobei er sich an die Säule klammert, und im Hintergrund ein Hund verdutzt umherschaut. „ Wieso tut keiner was?“, scheint das Tier zu denken.
Als Jesus das Kreuz durch die Stadt trägt, ist ein Ömmchen oben am Fenster betrübt. Unten tratschen zwei winzige Frauen, und ein Männlein mit Stock stützt den Arm in die Hüfte à la „ Endlich sorgen sie hier für Recht und Ordnung.“Vor einem blutroten Grund erfolgt auf dem kargen Hügel, der sich an der Costa Blanca erheben könnte, die Kreuzigung Jesu und der zwei Verbrecher, davor zerbrechen drei
Frauen und ein Jünger förmlich mit dem Rücken zum Betrachter.
Jede Person hat eine Rolle
Fast beruhigend ist nach dieser Pein im nächsten Kasten das wehende weiße Tuch auf dem leeren Kreuz, unter dem Frauen den Leichnam einwickeln und die Soldaten abwinken. Gut hinschauen: Jede Figur tut, kommuniziert etwas, niemand steht nur einfach da.
Jede noch so kleine Person hat eine Rolle im großen Menschheitsdrama. Das letzte Diorama: Vor der Grabeshöhle stehen zwei Frauen, drin bestrahlt blaues Licht den Toten. Ein runder Brocken wird gleich vor den Eingang gerollt. Das Happy End wird – anders als an Weihnachten – nicht dargestellt.
Kann man das Osterereignis überhaupt darstellen? Die Krippenbauer aus Elche haben es vermieden. Und bleiben bei der rein irdischen Seite der Geschichte, die damit begann, dass ein winzig kleiner Mensch geboren wurde – in einer Krippe, die aus demselben Holz war wie das Kreuz.
Geöffnet: Freitag und Samstag 10 bis 13, 18 bis 20, Sonntag 10 bis 13 Uhr. Virtuelle Tour auf www.costanachrichten.com