Vom Sandwich zu Menschenrechten
Formel 1 startet in Saison voller Fragen – Alonso raus, Sainz Achter – Lässt Corona 23 Rennen zu?
„Wir sollten uns nicht eine schöne Zeit machen und wieder abhauen.“
Sakhir – dpa/sw. Ein glamouröses Comeback hatte sich Fernando Alonso gewünscht – und scheiterte an einer Sandwich-Packung. Beim Großen Preis von Bahrein wehte dem zweimaligen Champion der Wüstenwind von Sakhir die Folie in die Bremse. Es bedeutete das Aus für den Spanier, der flott unterwegs war, nach 20 Runden. Ferrari-Debütant Carlos Sainz schaffte es mit Platz acht in die Punkte. Der mythische Lewis Hamilton feierte seinen 96. GP-Sieg.
Die tückische Packung ist aber nicht das einzige Fragezeichen, vor dem die Motorsport-Königsklasse nun steht. Völlig ungewiss ist, ob Corona das Jahr wie geplant stattfinden lässt. Eigentlich hätte die Saison vor zwei Wochen begonnen. Die Pandemie zwang die Formel 1 zu Umwegen: Nur ein Rennen im kommenden Monat mit dem GP der Emilia Romagna am 18.April. Ungewöhnlich, erst recht bei einem Rekordjahr mit 23 Grand Prix.
Ferrari mit Sainz durchgeimpft
Ob der Plan funktioniert – sicher kann sich niemand sein, wenn das Virus mit seinen Mutationen die Zahlen wieder nach oben treibt. Bahrain ist vom Robert Koch-Institut als Hochinzidenzgebiet eingestuft. Aus dem GP-Kalender trifft das auch auf Frankreich, Ungarn, Mexiko und die Vereinigten Arabischen Emirate zu. Zu Risikogebieten zählen Italien und zehn weitere Länder. Großbritannien, wo fast alle Teams ihren Sitz haben, wurde zuletzt vom RKI vom Virusvariantegebiet auf Risikogebiet zurückgestuft. Im wohl reiseintensivsten Sportmetier nahmen daher auch einige das Angebot in Bahrain an, sich impfen zu lassen. Etwa nahezu die gesamte Belegschaft von Ferrari, darunter Carlos Sainz. Britische Teams wie McLaren stellten es Mitarbeitern frei. Auch wenn das Hygienekonzept sich beim Auftakt als wirkungsvoll erwies, könnte die weiter grassierende Pandemie den Plan von noch 22 Rennen bis Dezember deutlich erschweren. Doch nicht nur das bleibt heißes Dauerthema.
Das andere große Thema sind die Menschenrechte. Die Formel 1 ist ein global operierendes Unternehmen mit Milliardenumsatz, das vor Ländern, denen schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, keinen Halt macht. Der hochkommerzialisierte Rennsport fährt auf dem schmalen Grat zwischen Gewinnmaximierung und Moral. Im Dezember steht erstmals ein GP in Saudi-Arabien an.
Bahrain ist seit 2004 im Rennkalender. Damals wurde das Rennen wegen heftiger Unruhen, bei denen Menschen ums Leben kamen, abgesagt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Formel 1 seit 1950 fand ein Rennen aus politischen Gründen nicht statt.
Vergangenes Jahr hatte Superstar Hamilton Briefe von Folteropfern erhalten. Darauf in Bahrein angesprochen, sagte er damals, er wolle sich darüber informieren. Bei der Rückkehr zum Saisonauftakt 2021 kam wieder die Rede darauf. Hamilton habe nun mit Menschenrechtsanwälten und Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International gesprochen.
„ Ich denke nicht, dass wir in Länder gehen und ignorieren sollten, was dort passiert, uns eine schöne Zeit machen und wieder abhauen“, sagte der britische Champion nun.