Costa Blanca Nachrichten

Durch ein Märchenlan­d

Romantisch­e Rundtour durch den Barranco Encantada

- Ingrid Lechner

Pappeln wiegen sich im Wind, ein Raubvogel kreist bewegungsl­os am Himmel, Frösche quaken und ein Bächlein plätschert. Das Bächlein wird breiter, lauter, quirliger und stürzt sich unversehen­s als Wasserfall in einen grünen Gebirgssee. Eine Idylle aus den Alpen? Man könnte es fast glauben, aber diese Szenerie können Sie erleben bei einer idyllische­n Rundwander­ung durch die Schlucht Encantada in der Gemarkung Comtat. Denn hier hat sich der Fluss Encantada ein spektakulä­res Bett gegraben, das immer wieder zum Staunen und Bewundern Anlass gibt. Die wunderschö­ne Rundwander­ung bekommt zur Kirschblüt­enzeit einen zusätzlich­en Reiz.

Von der Brücke Pont de Calderes folgen Sie dem ausgeschil­derten, neuerdings asphaltier­ten Sträßchen, das vorbei an Kirschund Olivenplan­tagen leicht abwärts in den Barranco Encantada führt.

Nun hören Sie schon das Murmeln eines Bächleins, fast übertönt vom lauten Quaken der Frösche, das sich mit dem Gesang der vielen Vögel zu einem eigenwilli­gen und fasziniere­nden Konzert vermischt. Das Bächlein nennt sich Rio Encantada, es entspringt in der Nähe des Weilers Margarida und mündet schon acht Kilometer weiter zwischen dem Stausee Beniarrés und Lorcha in den Rio Serpis. Aber auf seinem kurzen Weg hat es bezaubernd­e Spuren hinterlass­en und bietet dem Wanderer immer wieder neue Überraschu­ngen.

Eine dieser Überraschu­ngen erleben Sie als Ouvertüre schon nach 15 Minuten Gehzeit mit dem „ Naturwunde­r Wasserfall“. Eine Treppe führt hinunter zum Fluss, den

Sie auf einer Brücke überqueren. Hier stürzt sich mit Getöse eine acht Meter hohe Kaskade in einen grünen, von steil aufragende­n Felsen gerahmten Bergsee. Ein selten schöner Anblick!

Bleiben Sie im Flusstal und folgen Sie dem Pfad, der sich rechts und links des Baches entlang schlängelt. Er mündet in ein Sträßchen, dem Sie nach links folgen. Kurz darauf zweigt an einem Haus Ihr Wanderweg nach rechts ab, der Bach verläuft nun auf der rechten

Seite. Ignorieren Sie links abzweigend­e Pfade und bleiben Sie auf dem Hauptweg. Schon bald öffnet sich die Schlucht und vorbei an einer früher maurischen Ansiedlung erreichen Sie nach 45 Minuten Gesamtgehz­eit die mit Efeu und Flechten bewachsene­n Ruinen der Getreidemü­hle „ Moli de L`Encantá“, ein Platz von romantisch­er Schönheit. Sehr stolz waren die früheren Betreiber auf ihre mit Wasser betriebene­n Mühlen, bedeuteten sie doch für den Besitzer Fortschrit­t und Reichtum. Heute sind diese interessan­ten Überbleibs­el der Vergangenh­eit in Vergessenh­eit geraten, verfallen langsam und dienen nur noch dem vorbeikomm­enden Wanderer als willkommen­es Fotomotiv.

Nur wenige Meter weiter sprudelt aus dem Hang eine dünne Quelle und nach weiteren 50 Metern eröffnet sich Ihnen ein Blick auf die sich dramatisch verengende Schlucht mit einer türkisblau schimmernd­en Lagune. Nun wird der Pfad langsam steiler und vorbei an einer weiteren Fincaruine erreicht man eine Hochebene. Felsen scheinen in den Himmel zu wachsen und die glitzernde­n „ Badewannen“des Barranco Encantada locken zum Fotografie­ren. Rosmarin, Ginster, Zistrosen und seltene Orchideen schmücken den Pfad, der vorbei an Kirschterr­assen auf einen Wirtschaft­sweg führt. Wenn er dann in eine Straße mündet, gehen Sie links und auf diesem betonierte­n Sträßchen schlendern Sie etwa 25 Minuten aussichtsr­eich dahin. Es ist ein gleichmäßi­ges, beinahe müheloses Dahinziehe­n, beschaulic­h, entspannen­d, die Stressnerv­en beruhigend und die Beine trainieren­d. Der Blick fällt auf das obere Serpistal mit dem Stausee von Beniarrés und den felsigen Benicadell (siehe www.wandern-spanien.eu).

Links erheben sich über ausgedehnt­en Kirsch- Mandel- und Oliventerr­assen die steilen Felswände der Sierra Cantalar. Auch die Sierra Mariola zeigt stolz ihre höchste Erhebung, den 1.390 Meter hohen Montcabrer.

Wenn Sie nach einer guten halben Stunde auf eine Querstraße treffen, gehen Sie nach links und fünf Minuten später steigen Sie auf dem Kreuzweg hoch zur Ermita Santo Cristo. Blicke auf das mittelalte­rliche Dorf Planes laden immer wieder zu einer gewollten Verschnauf­pause ein. Der Ort, mit einem heute noch funktionie­renden Aquädukt aus maurischer Zeit, liegt am Fuße einer 800 Jahre alten Burg und stand bis zur Reconquist­a unter der Herrschaft und Kontrolle des Maurenköni­gs El Azraq.

Etwa 25 Minuten werden Sie bis zur Kapelle benötigen, wo auf dem neu angelegten Rastplatz wieder einmal mehr Nah- und Fernblick miteinande­r konkurrier­en.

Der Weiterweg verläuft abwärts auf der betonierte­n Straße, die sich vom Ort heraufschl­ängelt. Raubvögel ziehen ihre Kreise und mit etwas Glück werden Sie auch Adler sehen. Wenn Sie in der Senke auf eine Querstraße treffen, gehen Sie geradeaus durch Mischobstg­ärten weiter. Lassen Sie alle abzweigend­en Wege unbeachtet und folgen Sie nur dem Hauptweg, der gemächlich bergauf führt. Kurz nachdem der Betonweg in einen Sandweg übergeht, gabeln sich zwei Wege, hier biegen Sie nach rechts ab.

Sie treffen wieder auf die Straße und können jetzt zwischen zwei Möglichkei­ten für den Rückweg wählen. Der kürzere Weg führt rechts über die Teerstraße abwärts zum Ausgangspu­nkt und verkürzt die angegebene Wanderzeit um etwa 30 Minuten.

Der schönere Rückweg allerdings führt von hier aus nochmals in den Barranco Encantada hinein. Dazu gehen Sie nach links, an Haus und Ruine vorbei bis zur nächsten Kurve. Hier beginnt rechts ein schmaler Pfad, der anfangs hoch über der Schlucht verläuft, sich langsam absenkt und Ihnen nochmals grandiose Aussichten vermittelt. Manchmal ist er ein wenig zugewachse­n, aber dennoch gut begehbar. Wenn Sie sich oberhalb der maurischen Ruine befinden, lassen Sie sich nicht von den links abzweigend­en Pfaden verunsiche­rn. Gehen Sie geradeaus weiter, bis Sie auf den Ihnen schon bekannten Hinweg treffen, wo der Kreis sich schließt. Vielleicht haben Sie ja Lust, dem grünen Bergsee nochmals einen Besuch abzustatte­n, die heißgelauf­enen Fußsohlen zu kühlen und bei einer letzten Rast die Eindrücke der vergangene­n Stunden wirken zu lassen.

Anfahrt: Fahren Sie auf der CV 700, die Pego mit Muro de Alcoy verbindet, bis zur Brücke „Pont de les Calderes“in der Nähe des Kilometers­teins 29. Auf dem Forstweg, der in den Barranco Encantada abzweigt, können Sie parken.

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Fotos: Ingrid Lechner Die romantisch­e Rundwander­ung ist vor allem während der Blütezeit traumhaft schön.
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 ??  ?? Traumhafte Umgebung und beliebtes Ausflugszi­el: Der Barranco Encantada.
Traumhafte Umgebung und beliebtes Ausflugszi­el: Der Barranco Encantada.
 ??  ?? Ausblick auf das Flussbett des Encantada, der in den Stausee Beniarrés .
Ausblick auf das Flussbett des Encantada, der in den Stausee Beniarrés .
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Die Tafel zeigt einige Highlights der Umgebung.
 ??  ?? Das mittelalte­rliche Dorf Planes stand unter der Herrschaft El Azraqs.
Das mittelalte­rliche Dorf Planes stand unter der Herrschaft El Azraqs.

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