Wie 1920: Bad im Mar Menor wieder über Holzstege
Schwimmende Badeanstalten aus Holz am Mar Menor eröffnet: Nicht nur den Badegast freut‘s
Cartagena – sg. Wie in alten Zeiten. An den Stränden des Mar Menor gibt es sie wieder, die sogenannten Balnearios aus Holz, die Anfang des 20. Jahrhundert zuhauf auf der Lagune schwammen, mit den Jahren jedoch vergammelten und von der Bildfläche verschwanden. Am Freitag, 26. März, wurden fünf neue Badeanstalten an den Stränden Los Urrutias, Punta Brava und Estrella de Mar in Cartagena eröffnet.
Ein ganzer Tross von Politikern und ihrer Gefolgschaft gingen die langen Holzstege entlang zu den Plattformen, auf denen sich die Badegäste sonnen können oder unter Sonnendächern Schatten finden. Treppen bieten einen sicheren Einstieg ins Wasser. Die Balnearios sind jeweils zwei Meter breit und mit zwei Plattformen ausgestattet, die 60 und 100 Meter vom Ufer entfernt sind. Der Badegast steigt in einer Tiefe von einem halben bis einem Meter ins Wasser. Die Badeanstalten sind barrierefrei. Rollstuhlfahrer können mit Hilfe eines Amphibiensitzes ein Bad in der Lagune nehmen.
Der Landesminister für Landwirtschaft Antonio Luengo (PP), gab die Kosten des Projektes mit 1,2 Millionen Euro an und pries die Holzkonstruktionen als Aufwertung des landschaftlichen Bildes des Mar Menor an. Doch die Balnearios sehen nicht nur hübsch aus, erfreuen die Badegäste und ersparen ihnen den Weg durch schlammigen Meeresgrund, bevor sie ins tiefe Wasser gelangen.
Die Badeanstalten sollen maßgeblich zur Regeneration des verschmutzten Mar Menor beitragen. Wissenschaftler bestätigen den positiven Effekt für die Gesundung des Binnenmeeres.
Die Pfähle, die die Plattform tragen, wirkten unter Wasser wie künstliche Riffe, die den Meeresbewohnern Schutz und neuen Lebensraum bieten und so dazu beitragen würden, die Artenvielfalt zu erhalten, hieß es.
Jeder einzelne Pfosten könne Habitat für 30 verschiedene Arten sein, sagte Luengo, von der Seerose über Ringelwürmer bis zu kleineren Fischen. Auch größeren Meerestieren wie dem Wolfsbarsch, Aalen, Ährenfischen und Garnelen dienen die Balnearios unter Wasser als Zufluchtstätte. Und sie könnten zur Rettung bedrohter Arten beitragen, wie dem Seepferdchen, dem kleinen Spanienkärpfling oder der Großen Steckmuschel, die dazu beiträgt, Schmutzpartikel aus dem Wasser zu filtern. Auch der Mensch stört das Leben unter Wasser nicht mehr. Der Holzsteg führt meterweit ins Meer, sodass der Badegast nicht am Ufer ins Wasser steigt.
Noch eine weitere Funktion wird den Holzbadeanstalten gutgeschrieben. Sie halten den von Wind und Wellen abgetragenen Sand zurück und verhindern so, dass er sich auf die wertvollen Seegraswiesen auf dem Meeresgrund legt und sie erstickt.
Dass es früher bis zur Hälfte des 20. Jahrhundert so viele Balnearios am Mar Menor gab, hat einen Grund. Einem Bericht der Zeitung „ La Verdad“zufolge gab es damals noch keine Sandstrände am Mar Menor und die einzige Chance, ein Bad in der Lagune zu nehmen, ging über die Holzstege.
Badeanstalt bietet unter Wasser Zufluchtstätte für bedrohte Arten